Cirque Gourmet 23

17 Cirque Gourmet 2022 16 Cirque Gourmet 2022 messen, die ziehen da voll mit. Das wertet ja den eigenen Arbeitsplatz auch auf. Und die Champions League kann man ja auch nicht nur einmal gewinnen. Ihr seid alle schon in der Welt draußen gewesen, in großen Städten, und arbeitet jetzt in ländlicher Ab- geschiedenheit. War da nie die Lust da, irgendwo zu bleiben, wo, salopp gesagt, der Bär mehr steppt? Helmut: Da möchte ich als Tischältester ein Bild in die Runde einbringen, von dem ich glaube, dass es zutrifft: Ich denke, dass du in der Ruhe und mit wenig Ablenkung mehr schaffen kannst. Denn meine Meinung ist, dass auf dem Land viel entsteht und entwickelt wird und die Städte dann ein Austragungsort sind. Philip: Ich war ein Jahr in London und ein Jahr in Paris. Und in London dachte ich mir: Das gibt’s ja nicht, dass du jetzt schon so lange da bist und jeden Tag wieder neue Menschentypen und Lebensstile antriffst. Also wenn du das ernst nimmst, wird dir das zu viel. Für mich jedenfalls war es fast ein »Overload«. Paris war da anders, überschauba- rer, da hätte ich auch bleiben können, wenn manche Dinge anders gelaufen wären. Aber jetzt haben wir hier einen kleinen Mikrokosmos aufgebaut, und es ist ganz egal, wo der liegt, weil die Menschen ja zu uns kommen und viel von der Welt hereintragen in unsere Stube. Wenn du in der Gastronomie einige Sachen richtig machst, kommst du auch mit den richtigen Leuten zusammen, ohne dafür in die weite Welt hinauszumüssen. Das klappt auch in Neufelden. Elfriede: Bei mir ist es so, dass einerseits das Arbeiten auf dem Land wunderbar ist, du aber die Netzwerke nicht in einem Ausmaß hast wie in einer Stadt. Da funktioniert vie- les fast von selbst, aber wenn du in der Pampa sitzt, ist das anders. Darum bin ich über die Kooperation mit euch hier im Mühltalhof so froh, weil mich das ein Stück mehr mit der Welt und mit neuen Menschen verbindet. Der Tag unseres Kennenlernens war für mich ein großer Glücksmoment. Philip: Ich vergleiche das ein bisschen damit, als der Helmut von seinen verschiedenen Stationen zurückgekommen ist und statt Gänseleber Rote Rüben und statt Steinbutt Forelle auf die Karte gesetzt hat. Er war dem Zeitgeist immer weit voraus, so auch beim Geschirr. Inwieweit spiegeln solche Dinge eure Philosophie, euer Lebensgefühl wider? Elfriede: Ich glaube was uns drei sehr verbindet, ist die Wertschätzung dem Material gegenüber. Es ist für mich unglaublich, wie ihr mit den Lebensmitteln umgeht, das ist fast etwas Heiliges. Bei mir ist es die Erde, die ich verwerte, da habe ich einen Respekt, als ob es Gold wäre. Philip: Naja, Lebensgefühl mit der harten Arbeit zu verbinden, ist ein schwieriger Balance- akt. In meiner Generation ist es ja so, dass du etwas Spezielles machst, und ein paar Tage später siehst du auf Instagram, dass ein anderer diese Idee auch hatte. Darum sage ich: Lebensgefühl kommt bei mir auf, wenn ich neue Sachen mache, die gut schmecken. Helmut: Bei mir trifft das schon ein Stück weit die Philosophie. Mich fasziniert, dass beim Geschirr, das wir von Elfriede haben, kein Stück so ist wie das andere. Und auch, dass es spaltet: Den einen ist es zu rau, und die anderen sind sofort Feuer und Flamme. Reden wir einmal über das, was auf den Tellern liegt. Das kommt ja über die Maßen gut an, wird gelobt und ausgezeichnet. Was macht für euch den Erfolg aus? Elfriede: Darf ich mit der Außensicht anfangen? Das Lebensgefühl, das man bei euch als Gast wahrnimmt, ist, dass ihr einen entspannten Traum in euch habt. Ihr zieht euer Ding geradlinig und mit tiefenentspannter Energie durch, und das wirkt auf das ganze Haus. Philip: Es ist ein schmaler Grat zwischen High Performance und ständigem Hinterfragen. Das Hin und Her zwischen Zufriedenheit und Veränderung ist die Herausforderung, denn für den Endverbraucher sind deine Veränderungen oft, wenn überhaupt, nur in einem Nullkomma-Irgendwas-Bereich erkennbar. Stehenbleiben darfst du trotzdem nicht. Elfriede: Aber das ist ja für mich genau der Punkt, an dem Kochen zur Kunst wird. Wenn du immer weiter willst, nie den Punkt erreichst, an dem du bleibst, weil dich die Sehnsucht immer weiter antreibt, die Menschen mit deinem Produkt glücklich zu machen. Helmut: Genau. Das trifft es. Du machst etwas, das super passt, aber das ist nicht der Zielpunkt deiner Reise, sondern sofort die Basis für die nächsten Ideen. Das ist sicher ein Ansatz, der dich durchgehend und intensiv fordert, aber er bringt auch mehr Gaudi. Aber vier Hauben sind ja wie der Gewinn der Champions League. Ist das kein Zielpunkt? Philip: Bewertungen und Rankings trage ich liebend gerne mit, weil diese Dinge eine enorme Motivation für meine ganze Mannschaft sind. Denn man darf ja eines nicht vergessen: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei mir in der Küche, die wollen sich 2 Übernachtungen inkl. Genießer-HP für 2 Personen im Genießerhotel Mühltalhof Mitmachen auf www.geniesserhotels.com GEWINNEN SIE Foto: Andreas Balon Foto: Andreas Balon TRUMPF IM ÄRMEL: ERLEBNISWELTEN IM FERNRUF 7 Beine hochlagern, Fernsehen und ein Nickerchen halten? Das würde vielleicht irgendein Pensionist tun, aber sicher nicht Helmut Rachinger. Der übergab den Mühltalhof an Sohn Philip und machte gleich ein paar Meter weiter das »Fernruf 7« auf. Ein Lokal, wie es im ganzen Land ganz sicher kein zweites gibt. Wobei: Lokal soll man nicht sagen, denn der Chef selbst nennt seinen neuen Wirkungsort schlicht »Back- und Wirtsstube«. Man könnte sogar so minimalistisch werden, dass man das »Fernruf 7« eine Begegnungsstätte mit Bewirtung und diversen kulinarischen Erlebnismöglichkeiten nennt. Das wäre eventuell im Sinn des Erfinders. Es ist, wie Helmut Rachinger selbst sagt, ein Platz für »Leute, die gern unter Leuten sind«. Und diese Leute können dem Seniorchef des Mühltal- hofs dabei zuschauen, wie er sich selbst neue Erlebniswelten erschließt. Wie er duftendes Brot bäckt, mit Kräutern experimentiert oder Fische selcht. Und wie er dabei schon von der Errichtung eines Hamam träumt. Von wegen Pension. Da lebt einer mit ungebrochenem Elan die nächste Stufe seiner kulinarischen Erlebnisreise aus, und Philip hat schon recht, wenn er über seinen Vater sagt: »Wenn der draufdrückt, musst du schauen, dass du nicht hinten bleibst.« Aber diese Gefahr droht nicht, denn im »Fernruf 7« hat im Unterschied zum Mühltalhof manchmal auch Müßiggang Platz. Räumlich bietet das »Fernruf 7« nicht viel Platz, aber hier liegt der Schwerpunkt ohnehin darauf, einander näher und miteinander ins Gespräch zu kommen. Es ist mehr Begegnungs- stätte für Genießer und Philosophen als bloße Gaststätte. So und nicht anders hat es Helmut Rachinger angelegt. Fotos: Nicole Seiser (1), Lukas Kirchgasser (1) Foto: David Schmidt Andreas Krainer als leidenschaftlicher Grillmeister und der »Waldheimat-Rehbock« aus der 3-Hauben-Küche. News vom Genießerhotel Krainer: Im völlig umgestalteten Garten- häuschen spielt neben High-Tech ein gesetzter Holzofen mit Grill- funktion und Rauchrohr die Hauptrolle. Der 300 Jahre alte »Holztram« prägt gemeinsam mit gemauerter Steinwand und verkohlter Holz- wand das einzigartige Ambiente. Eindrucksvoll nicht zuletzt der riesige »Kuchltisch« aus altem, steirischem Pressbaumholz mit höhenverstellbarem Eisengestell einer örtlichen Schmiede. Das neue Studio steht sowohl für Kochkurse (max. 12 Pers.) wie für ex- klusive Events zur Verfügung. »feiaKUCHL« und offener Edelgrill im Garten sind der originelle neue Rahmen für Astrid und Andreas Krainers kleines, exklusives Kochstudio. GRILLKURSE UNTERM APFELBAUM Was für eine romantische Idee in den Kitzbüheler Alpen: Auf der Dachterrasse des 4-Sterne-Genießerhotels Minglers Sportalm steht eine ehemalige Seilbahngondel für ein unvergessliches Menü zu zweit bereit. 7 raffinierte Gänge um € 125,– pro Person, auf Wunsch mit Weinbegleitung ( € 60,–) – feinste 3-Hauben-Kulinarik von Küchen- meister Bernhard Hochkogler und seinem Team. Nicht nur bei Voll- mond und Sternenhimmel der richtige Ort für eine Liebeserklärung, den Hochzeitstag oder vielleicht sogar einen Heiratsantrag. 3-HAUBEN-GENUSS IN DER PANORAMA-GONDEL

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