41 Cirque Gourmet 2023 Die legendären Sterne-Restaurants von Alain Ducasse in London und Macao haben die berufliche Laufbahn von Anna Sattler und Thomas Ferrand geprägt. Nun sind sie in den Sattlerhof heimgekehrt, wo ab sofort eine Prise Frankreich nicht nur beim Wein die südsteirische Genusskultur bereichert. er nicht weiß, dass die beiden Sommeliers auch im Leben Partner sind, erfährt es spätestens bei den Petit Fours. »Annas und Thomas Reise« erzählt als süßes Menüfinale den Weg des Duos. Vom Londoner Maldon-Salzkaramell (»im The Dorchester haben wir uns 2016 kennengelernt«) bis zur steirischen Tresterbrand-Trüffelpraline. Nun haben sie in Gamlitz viel vor und lassen ihre Erfahrungen in schillernden Weltklasse-Restaurants auf zwei Kontinenten ins Wirtshaus und Gourmetrestaurant Sattlerhof einfließen. Aber nicht abgehoben, sondern unaufgeregt und locker ohne Hemmschwellen für Gäste. Denn beide sind so bodenständig wie das gemeinsame Hobby RucksackReisen. Oder, um die Aufgabe des Sommeliers mit den Worten von Thomas Ferrand auszudrücken: »Im Grunde geht es darum, Wein zu empfehlen und mit den Leuten zu reden!« Thomas, Sie waren Chef-Sommelier bei Alain Ducasse. Was waren ihre ersten Eindrücke vom steirischen Wein? Thomas Ferrand: Als französischer Sommelier vergleicht man natürlich vor allem die Sauvignons von der Loire mit denen der Südsteiermark. Die größte Überraschung war für mich die Fähigkeit dieser Weine zu reifen – das hat mich beeindruckt. Dazu begeistert mich der steirische Weißburgunder. Anna, wie hat sich das Heimkommen nach den Jahren in der internationalen Gastronomie angefühlt? Anna Sattler: Nach den acht Jahren im Ausland habe ich gespürt, dass ich wieder zurück möchte. Und das ist schon ein Riesenunterschied, ob du heim musst oder willst. Ich wollte wieder wo zuhause sein und bin auch richtig glücklich damit. INTERVIEW IM DUO GLÜCKLICH MACHEN W Will man da gleich alles daheim niederreißen? Anna Sattler: Ich habe sicher schon einige Dinge verändert und will das weiter tun. Schließlich bin ich jung, habe viel gesehen und möchte meine Handschrift einbringen. Aber das ist ein Entwicklungsprozess. Glücklicherweise ist mein Vater tiefenentspannt und sagt: »Du kannst alles machen, was Du willst«. Aber eben schrittweise. Außerdem ist im März 2023 mein jüngerer Bruder Markus, der ja fantastisch kocht, aus internationalen Spitzenrestaurants nach Gamlitz heimgekommen, um in die Küche einzusteigen. Ich bin schon aufgeregt, was wir drei gemeinsam angehen, denn mit ihm und Thomas lassen sich sicher spannende Dinge umsetzen. Wie hat sich Eure Weinkarte verändert? Thomas Ferrand: Die Karte hatte schon immer eine gute Basis an französischen Rotweinen. Ich habe die Herkünfte etwas erweitert, z. B. bei Kalifornien oder Burgund. Und wir haben nun eine eigene Champagner-Karte, weil wir beide das sehr mögen. Seit diesem Jahr gibt‘s neu immer Frizzante, Winzersekt und Champagner glasweise. Anna Sattler: Mit Thomas‘ Kenntnis der Weinwelt können wir vor allem nicht so bekannte Weingüter vorstellen. Erfahrene Weinkenner, aber auch unsere Winzer aus der Region haben die größte Freude, etwas spannendes Neues kennenzulernen, das sie vielleicht noch nie getrunken haben. Speziell, wenn dann auch der Preis passt – in Frankreich z. B. gibt es ja immer noch viel fürs kleine Geld zu entdecken. Thomas Ferrand: Ja, sicher, wir haben einerseits Gäste, die gerne ein wirklich herausragendes Glas Wein verlangen, aber wir sind auch ein Familien-Restaurant. Nicht nur in dem Sinn, dass es von der Familie selbst geführt wird, sondern dass es preiswerte Flaschen geben muss. Als wir in London, Kopenhagen und Macao gearbeitet haben, gab es schon Weine, die um 3.000, 5.000 oder 20.000 Euro die Flasche verkauft wurden. Vielleicht schneit so ein Kunde mal herein, aber generell glaube ich nicht, dass es diese Weine hier braucht. Interview: Roland Graf
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