Cirque Gourmet 25

livenöl ist das in Europa am häufigsten gefälschte Lebensmittel, genauer gesagt das überaus gesunde »Olivenöl Extra Vergine« (extra-nativ). Laut Experten schwindeln 95 % aller Hersteller bei der Qualitätsangabe; unklare EU-Regeln und ein kompliziertes Kontrollsystem machen dies leider möglich. Doch die qualitätsbewussten Gegenspieler sind hartnäckig, besonders in Istrien. Ausschließlich höchste Güteklasse Und das kommt nicht von ungefähr: Schon vor 2000 Jahren galt das Olivenöl der Halbinsel als Goldstandard, an dem alle anderen Olivenöle des Römischen Reichs gemessen wurden. Nach einem kurzen Dornröschenschlaf im Sozialismus ist man dort wieder angekommen, wobei die Qualität mit Sicherheit weitaus besser ist. In den modernen Mühlen wird ausschließlich die höchste Güteklasse »Extra Vergine« produziert. Unter dem Motto »Klasse statt Masse« begannen die Istrier vor rund 25 Jahren alte Terrassen zu rekultivieren; Neuauspflanzungen, Weiterbildungen bei internationalen Top-Produzenten und Investitionen in moderne Technik wurden stark gefördert. Heute liefern mehr als 1,6 Millionen Olivenbäume ihre Früchte für – so »Flos Olei«-Herausgeber Marco Oreggia – »Weltklasse-Olivenöl«. Achtmal in Folge konnte Istrien als Nummer eins aller Anbauregionen punkten, noch vor der Toskana oder Andalusien. Terroir, Technik und Sortenvielfalt Kühle Nächte fördern im nördlichsten Anbaugebiet von Olivenbäumen (zusammen mit der GardaseeRegion) die Aromenbildung. Geerntet wird grundsätzlich händisch und im Reifemix, weil vollreife Oliven zwar mehr, aber auch eintönigeres Öl ergeben würden. Noch am Tag der Ernte wird schonend gepresst, immer mehr Olivenplantagen sind biozertifiziert. Zusätzlich macht eine große Sortenvielfalt, zu der mehr als ein Dutzend autochthone Olivenarten beitragen, den Einsatz in der Küche spannend – auch als feine Würze beim Finishen, von der Suppe bis zum Dessert. O Fotos: Silvia Trippolt-Maderbacher, Markus Haslinger, Günter Standl Foto: Fabijanic Foto: Chiavalon Fotos (2): Günter Standl VISIONÄRE WURZELN Bereits Ende der 1990er-Jahre pflanzte der Italo-Kroate MateVekic´ bei Savudrija 25.000 Olivenbäume an und erbaute eine Ölmühle. Überzeugt vom lokalen Terroir als beste Basis für Spitzenqualität, setzte der damals 76-jährige (!) Pionier den Grundstein für das Erfolgsunternehmen »Agrofin«. Heute führt seine Tochter Aleksandra einen Weltklasse-Biobetrieb, die Marke trägt den Namen ihres Vaters, und die Blend »Transparenza Marina« erreichte als erstes kroatisches Olivenöl 99 von 100 Punkten im Guide Flos Olei. www.mateoliveoil.com (in Ö und D erhältlich: www.delicije.de) ERLEBNISREICH Die Brüder Sandi und Tedi Chiavalon produzieren nicht nur Olivenöl der Extraklasse, sie haben rund um ihr Spitzenprodukt nahe Vodnjan auch eine erlebenswerte Präsentationsbühne geschaffen – mit Hightech-Produktion, Degustationsprogrammen und Shop. In kontrollierter Bioqualität werden dort feinste Öle aus traditionellen Sorten erzeugt. Wie man Olivenöl richtig verkostet, können Besucher bei einer Führung und anschließender Jause erfahren (gegen Voranmeldung). www.chiavalon.hr (in Ö und D erhältlich: www.delicije.de und www.shop.doellerer.at) EINE ERFOLGSGESCHICHTE In den malerischen Olivenhainen von Fažana, Galižana und Peroj kultiviert Familie Belic´ mit 7.000 Olivenbäumen und vierzehn verschiedenen Sorten eine große Vielfalt, die sich sortenrein oder als Blend in erstklassigen Ölen wiederfindet. Seit Jahren werden diese mit schöner Regelmäßigkeit international prämiert und sind fix in der gehobenen Gastronomie etabliert. Witzig: Die Erfolgsgeschichte begann im Jahr 2001 als Hobby zur Entspannung – mit dem Ankauf von 24 jungen Olivenbäumchen. www.oleabb.hr (in Ö und D erhältlich: www.weinco.at) 3 PRODUZENTEN, DEREN ÖLE SIE PROBIEREN SOLLTEN Eine Auswahl der besten istrischen Manufakturen finden sich im Flos Olei (www.flosolei.com), stellvertretend hier drei besonders empfehlenswerte.

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