Cirque Gourmet 27

25 Cirque Gourmet 2024 Geht man, wenn man so gern kocht, noch in Restaurants? Und wenn ja, haben Sie Favoriten? Fritz Karl: Natürlich, und wir gehen auch gerne sehr gut essen. Den »Döllerer« habe ich ja schon erwähnt, und der, der mich darauf aufmerksam gemacht hat, war Wolfgang Gröller vom »Bootshaus« in Traunkirchen – auch eine unserer Lieblingsadressen, wenn es ums ganz besondere Essen geht. Sie haben aber auch eine Geschichte mit dem »Isarthor«, diesem gemütlichen Wirtshaus, in dem wir gerade unser Gespräch führen. Fritz Karl: Hier habe ich mich zum ersten Mal mit Marcus Rosenmüller getroffen, als wir beschlossen, »Wer früher stirbt, ist länger tot« zu machen. Auch meine Kinder gehen irrsinnig gern hierher. Meine Jüngste, die Fünfjährige, ist eine große Verehrerin des Schweinsbratens, und der 13-Jährige liebt das Schäufele (Schweinsschulter) von hier. Nun aber von der Küche zum Beruf: Was spielen Sie eigentlich lieber? Kriminalfilme oder -serien, oder doch eher etwas aus dem lustigen Fach, also gute Komödien? Fritz Karl: Am schwierigsten sind Komödien, und die sind auch am undankbarsten, weil sie nie mit Preisen gesegnet werden. Aber vom Handwerklichen her, vom Drehbuch übers Inszenieren bis zum Spielen, ist für mich die Komödie die Königsklasse, und ich spiele sie wahnsinnig gern. Aber es gibt nur wenige und nur wenige gute, weil sich am deutschen Markt alles auf den Krimi gestürzt hat. Der ist vom Dramaturgischen her ein einfaches Vehikel. Einer stirbt, und es wird aufgeklärt. Da muss man grundsätzlich ernst schauen und mit einer Mimik wie nach der Spritze beim Zahnarzt fragen: »Wo waren Sie um 20 Uhr?« Nein, Spaß. Ich hatte ja das Glück, auch mit Leuten wie Lars Becker zu arbeiten, die in dem Genre wirklich anspruchsvolle Sachen machen – wie »Unter Feinden« zum Beispiel. In der Serie »Meiberger« spielten Sie einen Gerichtspsychologen, der auch Hobbyzauberer ist. Was würden Sie ad hoc zaubern, wenn Sie tatsächlich diese Fähigkeit besäßen? Fritz Karl: 2024 wählt in 75 Ländern die Hälfte der Menschheit. Könnte ich zaubern, würde ich dafür sorgen, dass alle diese Wahlen liberal, demokratisch und auf gar keinen Fall rechts ausgehen. Sie haben eine Vergangenheit als Wiener Sängerknabe. Wird bei einem Tausendsassa wie Ihnen auch einmal der Sänger durchbrechen? Fritz Karl: Tatsächlich verspürt die Uhlig seit Längerem einen starken Drang zu singen, aber ich denke, das gehört zu den Dingen, die wir vielleicht auslassen sollten. Auch ich trage in mir den Wunsch, einmal einen Liederabend zu machen, aber aufgrund meiner musikalischen Ausbildung weiß ich, wieviel Arbeit das ist. Da braucht man Muskeln, die ich nur beim Versuch trainiere, den 16-Jährigen aus dem Bett zu kriegen. Mein Sohn Aaron ist der wirklich Musikalische, der spielt fünf Instrumente und macht hervorragende Musik – aber nur für sich. Ein Instrument, das Sie und Ihre Frau auch im gemeinsamen Bühnenprogramm erstklassig spielen, ist der Humor. Wie wichtig ist der in Ihrem Leben? Fritz Karl: Der ist ein ganz wichtiger Bestandteil, nicht nur im Künstlerischen. Auch wenn es definitiv Humor-Brüche in unserer deutsch-österreichischen Verbindung gibt, ist der Humor etwas, das die Uhlig und mich sehr verbindet. Und wir mögen es beide, die Menschen zu unterhalten. Wir führen in unserem Programm »Beziehungsstatus: erledigt« auf humorvolle Weise durch alle Facetten von Beziehung. Die Leute lachen, weil sie sich wiedererkennen und sich fragen: Waren die bei uns im Schlafzimmer? Durch den Humor können Menschen Sachen leichter annehmen, beobachten und erkennen. Natürlich könnte man diese Themen auch mit intellektueller Schärfe angehen, aber das würde nur Distanz erzeugen. Durch das Lustige nehme ich die Menschen mit, weil der Humor etwas Verbindendes hat. Lassen Sie uns gegen Ende unseres Gesprächs ein wenig spielen. Stellen wir uns vor, Sie kochen ein erlesenes Dinner und dürfen dafür als Gäste vier Menschen einladen – egal, ob diese noch unter uns weilen oder schon verblichen sind. Welches Quartett würden Sie für Festmahl und anschließendes Postkolloquium wählen? Fritz Karl: (wie aus der Pistole geschossen) Mozart! Das würde mich brennend interessieren, wie der Typ wirklich getickt hat. (Kurze Nachdenkpause) Die Uhlig. Weil wenn die erfährt, dass der Mozart da war und ich sie nicht eingeladen habe, wäre sie stinksauer. (Längere Nachdenkpause) Daniel Day-Lewis. Mit dem bin ich zwar bei einem Dreh in Irland schon einmal im selben Pub gesessen, aber geredet haben wir noch nicht miteinander. (Längeres wortreiches Sinnieren) Man ist ja immer verleitet, die großen Verbrecher der Menschheitsgeschichte einzuladen, um zu erfahren, was in denen vorgegangen ist. Aber das kann ich wieder wegen der Uhlig nicht machen. Der Goethe würde mich überhaupt nicht interessieren, der wäre sicher langweilig. Mick Jagger! Aber der ist wieder so ein Hungerhaken, den lade ich wieder aus, weil der isst ja nix. Ich hab’s: Jesus Christus. Der ist zwar auch so dünn wie der Jagger, aber nach der Wüste hat er vielleicht einen Hunger. Schauspieler werden oft gefragt, welche Rollen sie gerne noch spielen würden. Ich frage anders: Welche Rolle hätten Sie gern gespielt, die jemand anderer schon innehatte? Fritz Karl: Gute Frage, da muss ich wieder ein bisschen nachdenken. Da gibt es schon eine, für die ich nicht in Frage gekommen wäre, die ich aber gern gespielt hätte: Den Hendrik Höfgen in »Mephisto« von István Szábo, eine Figur, die Klaus Maria Brandauer hervorragend verkörpert hat. So eine Rolle ist ein Geschenk für einen Schauspieler. Oder den Charles Foster Kane in »Citizen Kane« von Orson Welles, das ist auch so eine geile Rolle. Ich kann mir auch vorstellen, dass ich ein sehr guter James Bond wäre. Ich würde den aber ein bisschen witziger anlegen und nicht ganz so actionbeladen, denn das lässt mein Kreuz nicht mehr zu. Dann alle Formen von Kaiser Nero, Sandalenfilme wie »Spartacus« und – ich oute mich jetzt – »Indiana Jones«. Das ist ein Bubentraum, aber ich muss zugeben, dass der Harrison Ford das eh sehr gut gemacht hat.

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