Cirque Gourmet 27

54 Cirque Gourmet 2024 ORANGE WINES »Orange Weine«, besser Orange Wines (maischevergorene Weine) gelangen mit minimalen Eingriffen in den Keller. Oft im Zusammenhang mit biologischen oder biodynamischen Anbaumethoden stehend, sind sogenannte Orange Wines nicht zwangsläufig Biooder Naturweine (Achtung), da der Begriff lediglich eine Vinifizierungsart beschreibt. Die traditionelle Herstellungsmethode basiert auf antiker Weinkultur und wird vermehrt von Winzern in Kroatien, Italien und Österreich praktiziert. Für Orange Wines wird die Maische inklusive Schalen und Kernen über mehrere Monate vergoren, ähnlich wie bei Rotwein. Dies fördert die Aromenbildung und sorgt für einen einzigartigen Charakter, kann jedoch auch einen höheren Histamingehalt bedeuten. Oft erfolgt der Gärprozess in großen »Quevris« (georgisch für Amphoren) oder in eingegrabenen Tonamphoren. Die Traubenschale verleiht den Weinen eine zwischen Mandarine und Bernstein liegende Farbe, deshalb: Orange Wine. Der naturnahe Weinbau und die Vinifizierung von sogenannten Orange Wines bilden ein breites Spektrum. Wichtig ist die Anmerkung, dass nicht alle diese Produkte perfekt oder fehlerfrei sind, was in der Vergangenheit gelegentlich zu gemischten Reaktionen führte. Trotzdem hatten die neu gewonnenen Erfahrungen aus dieser wiederentdeckten Form von Weinbau und Vinifizierung einen deutlich positiven Einfluss auf die konventionelle Weinproduktion. Praktiken, wie teilweise Maischestandzeit, der Verzicht auf Filtration und eine sanftere Kellerbearbeitung machten Orange Wines zu Wegbereitern für eine spannende Vielfalt. Sie bringen einzigartige Geschmacksprofile und Texturen hervor und damit neue Facetten und Erlebnisse für Weinliebhaber. ORANGE VERSUSNATURAL NATURAL WINES »Naturweine«, korrekt Natural Wines, werden weitgehend ohne Zusatzstoffe hergestellt. Auf komplexe Kellertechnik wird verzichtet. Häufig werden Natural Wines unter organisch-biologischen oder biologischdynamischen Gesichtspunkten erzeugt. In Österreich dürfen ausnahmslos nur Winzer, die biologische Landwirtschaft betreiben, einen Wein mit Trübung und oxidativem Charakter als »natural wine« (exakt dieser englische Begriff!) in den Handel bringen, auch bei Weinen ohne genauere Herkunftsbezeichnung als »Österreich«. Begriffe wie »Naturwein« sind auf dem Etikett nie gestattet. Bei Natural Wines ist es zudem untersagt, den natürlichen Alkoholgehalt durch Anreicherung zu erhöhen. Ebenso verboten sind Süßung oder Weinbehandlungsmittel. Eine Ausnahme bilden Bentonit und Schwefel mit einem Höchstgehalt von 70 mg/l. Bei der Weinbegleitung kombiniere ich gerne mit Naturweinen, und es freut mich immer sehr, wenn ich auch skeptische Gäste positiv überraschen und vielleicht auch begeistern kann. Hier zwei persönliche Empfehlungen: 2022 Grüner Veltliner Hofstudien, Bio-Weingut Geyerhof Eher bekannt für klassischen Stil, geht man mit den »Hofstudien« neue Wege. Die individuelle WinzerHandschrift ist gut zu schmecken: elegant, leicht, saftig, würzig, salzig. Perfekt für „Naturwein-Einsteiger“; ca. €16,–. www.geyerhof.at 2020 Koreaa, Bio-Weingut Judith Beck Der Gemischte Satz (Grüner Veltliner, Scheurebe, Weißburgunder, Neuburger, Welschriesling, Zweigelt u.v.m.) der Biopionierin ist schon etwas fordernder, aber ebenfalls wunderbar für „NaturweinNeulinge“. Leicht blumig und mit animierender Struktur; ca. €16,–. www.weingut-beck.at Tipps von Monika Müller, Genießerhotel Die Forelle Foto: Lukas Kirchgasser 2

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