18 Cirque Gourmet 2024/25 DERBestsellerautor MIT DEM KOCHLÖFFEL Martin Walker, Schöpfer des weltberühmten Dorfpolizisten Bruno, kocht daheim am Herd jedes Gericht vor, das seinem Romanhelden dann im Krimi schmeckt. Wir plauderten mit dem Starautor über seine kulinarischen Reiseführer mit einer Prise Mord und Totschlag. Interview: Wolfgang M. Gran; Foto: Klaus Einwanger/Diogenes Verlag ine Stunde vergeht viel zu schnell, wenn man mit dem 77-jährigen Schotten und Wahl-Franzosen erst einmal ins Gespräch gekommen ist. Was bei dieser Biografie kein Wunder ist. Oxford- und Harvard-Studium, 25 Jahre Journalist beim Londoner »Guardian«, seit 2008 Autor von mittlerweile 16 Kriminalromanen rund um den netten Dorfpolizisten Benoît Courrèges, kurz Bruno genannt, und bestens bekannt mit Berühmtheiten von Bill Clinton bis Mick Jagger. Da läppern sich Geschichten zusammen, von denen jede einzelne ein Interview wert wäre. Aber die Zeit eines Starautors, der allein im deutschsprachigen Raum 2,5 Millionen Bruno-Bücher verkauft hat, ist knapp bemessen. Sie reichte aber aus, um zu erfahren, dass Walker mit den Toten Hosen Deutsch lernte und Hunde das Geheimnis seiner langen Ehe sind. Willkommen in Wien, Mister Walker. Lassen Sie mich gastfreundlich sein: Welche Einstiegsfrage hätten Sie denn gern, die Ihnen bei den zahllosen Interviews noch nie gestellt wurde? Martin Walker: (lacht) Ich war so lange Journalist, dass es für mich immer noch gewöhnungsbedürftig ist, der Befragte und nicht der Fragende zu sein. Was ich immer gefragt habe, aber von mir noch niemand wissen wollte, ist: »Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie nicht täten, was Sie tun?« Da kann ich mich mit der Antwort anfreunden, die mir Bill Clinton gegeben hat: »Ich hätte eine kleine Buchhandlung.« Dann bleiben wir gleich bei den Büchern, und zwar bei Ihren. Sie sind Schotte, leben aber seit 25 Jahren im südfranzösischen Périgord. Konnte die Figur des Bruno nur in Frankreich entstehen? Martin Walker: Bruno wurde in Frankreich geboren, weil es nur hier dieses System eines sehr kleinen Dorfs mit einem eigenen Dorfpolizisten gibt. Und der ist nicht nur Ordnungshüter, der kennt alle auch von der menschlichen Seite, hat mit jeder jungen Frau bei Hochzeiten getanzt und spielt mit den Kindern im Ort. Das hat mich so fasziniert, als ich Brunos reales Vorbild, meinen Freund, den inzwischen leider verstorbenen Dorfpolizisten Pierrot kennenlernte. Hieß Ihr Roman-Polizist in der Urfassung des ersten Bandes »Bruno – Chef de police« zunächst nicht auch Pierrot? Und wie kam es dann zum Namen Bruno? Martin Walker: Das geht, wie so vieles in meinem Leben, auf meine Frau Julia zurück. Sie ist ja bei jedem Buch meine Erstleserin und sagte: »Du kannst den Helden nicht Pierrot nennen. Du brauchst einen international geläufigeren Namen – wie Bruno.« Das habe ich beherzigt, denn Julia hat immer recht. Und mittlerweile sind es bereits 16 Bruno-Bücher in ebenso vielen Jahren geworden. Ihre Frau ist ja auch dafür verantwortlich, dass Sie im Périgord gelandet sind, jener Region, die so viel vom Zauber der Bruno-Bücher ausmacht. Martin Walker: Das ist richtig. Wir waren gerade in Moskau, wo ich als Korrespondent für den »Guardian« gearbeitet habe. Unsere beiden Töchter Kate und Fanny waren schon auf der Welt, und Julia meinte, dass es langsam Zeit für E TAVOLATA DAS GENIESSER-TISCHGESPRÄCH
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