Istrien Magazin 2017

ISTRIEN magazin 13 ANKERN UND BLEIBEN WOLLEN An Istriens Küste ist das nächste Ziel nie fern. Kaum hat man es sich an Deck bequem gemacht, kaum sind Fahrtwind und Sonnenstrahlen über ei- nen hinweggestrichen, nähert sich die Tagesetappe schon wieder dem Ende. „Nichts gegen die zauber- haften Städte – aber könnten wir nicht mal länger auf See bleiben?“, hatte ich beim Morgenkaffee gefragt. Der Kapitän brütete eine kleine Weile über der See- karte und fand, was er suchte: Eine kleine Einbuch- tung zum Ankern. Jetzt, nach einer Stunde Fahrt, taucht der Anker gurgelnd in türkis schimmerndes Wasser. Man blickt bis zum Grund, sieht die zarten Seegras-Halme, die bei jeder Bewegung zittern, den feinen Sand in wellenförmigem Muster. Riecht die Sommerfrische. Hört, wie das dumpfe Stampfen des Schiffsdiesels verstummt. Und spürt, wie die gleich- förmigen Vibrationen in sanftes Schaukeln überge- hen. Ich lasse meinen Blick umherwandern. Wir lie- gen in einer Bucht gleich hinter dem Kap Križ am Eingang des Lim-Fjords. Ringsherum Hügel, von Kiefern und Pinien überwuchert, die ihre Wurzeln in den kargen Boden krallen, und mittendrin unser Schiff. Das Meer blubbert mir leise entgegen, als ich langsam über die Badeleiter hineinsteige, silberne Fischchen stieben auseinander, ich lasse mich trei- ben, an der weißen Bordwand vorbei bis zur Anker- kette und denke: Eine Seefahrt, die ist schön! UNESCO-WELTKULTURERBE:POREČ Nur ein paar Seemeilen weiter nördlich liegt Po- reč, laut Reiseführer ein Touristenzentrum, und auch hier soll es wunderschön sein. Wir zurren die Leinen fest und liegen in erster Reihe an der Flaniermeile. Um uns herum alte Palazzi in Reih und Glied, hier und da ragen Glockentürme aus dem Häusermeer, die berühmte Euphrasius-Basilika ist nur wenige Gehminuten entfernt. Doch bevor wir die Altstadt erkunden, ordern wir im Café gegenüber unseres Liegeplatzes Cappuccino und Kuchen und genießen die Köstlichkeiten im Cockpit der Yacht, während die Urlauber an uns vorbeipromenieren. Auch Poreč verzaubert. In den schattigen Gassen. Auf dem Decumanus, der herausgeputzten Einkaufs- straße. Auf den Plätzen mit ihren blanken Pflaster- steinen. In der Basilika, die UNESCO-Weltkulturerbe ist. Eine alte Dame ganz in Schwarz legt mir beson- ders die Apsis ans Herz: „Schauen Sie sich die Wand- mosaike an!“, sagt sie, „und die thronende Maria mit dem Jesuskind auf dem Schoß.“ Jenseits von Poreč liegen nur noch zwei Hafenstädt- chen auf unserem Weg nach Norden, Novigrad und Umag. Wieder Orte wie aus einem Urlaubs- prospekt, mit italienischen Palazzi und marmorglän- zenden Plätzen, dazwischen blaue Adria vor grüner Küste. Eine leichte Brise füllt die weißen Segel und treibt uns voran. Eine Motoryacht rast vorbei. Die Sonne wirft glitzernde Sterne auf die Wasserober- fläche, es gurgelt und schäumt. Irgendwann tauchen wieder Delfine auf, um für einige Zeit unsere umtrie- bigen Begleiter zu sein. 1. Die Hafenpromenade von Poreč vermittelt Urlaubsfeeling pur. 2.  Im Hafen von Vrsar finden den ganzen Sommer über traditio- nelle Fischerfeste statt. 3. Die Euphrasius- Basilika ist mit wert- vollen Mosaiken ge- schmückt.  TIPP: 4. Die Café- und Cocktailbar Torre Rotonda eröffnet vom Dach eines jahrhundertealten Verteidigungsturmes traumhafte Blicke auf die Altstadt von Poreč. In der Euphrasius-Basilika, UNESCO-Weltkulturerbe seit 1997, finden in den Sommermonaten regelmäßig Konzerte statt; Klassik, Jazz, Gitarre, Kammermusik und mehr. Die Akustik ist wunderbar. kultur-highlight im Welt- kulturerbe Hörgenuss Tipp!  1  2  4  3 FOTOS:Amme (1), Blaha (1), Heuer (2) 12

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