Istrien Magazin 2019
38 Fast von selbst garen Fisch oder Fleisch mit Erdäpfeln und Gemüse in einem Ton- oder Eisentopf am offenen Feuer unter heißer Glut. Das kann Stunden dauern – und wird über Jahre in Erinnerung bleiben. SCHMELZTIEGEL DER AROMEN Still-Leben aus der Konoba Astarea in Brtonigla: Fischpeka an der offenen Feuerstelle INSIDERTIPPS von Karin Hauenstein Autorin Die Konoba Nono nahe Umag, bietet jedes Wochenende Peka-Ge- richte mit Fisch und Fleisch, so lange der Vorrat reicht. Berühmt für ihre Peka ist auch die Konoba Astarea in Brtonigla, wo auf die genannte Weise sogar Apfelstrudel zubereitet wird. Vorher die Peka mit Oktopus probieren. Auch das idyllisch am kleinen Fischerhafen von Trget gelegene Res- taurant Martin Pescador punktet mit seiner Peka und fangfrischem Adria- fisch, ebenso das Due Fratelli nahe Labin. Weitere verlässliche Adressen sind die Konobas Buščina und Rustica bei Umag, Vela Vrata in Beram, Jure in Rovinj, Alla Beccaccia in Valbandon, Boccapor- ta bei Pula, Istriana in Pomer, sowie nahezu alle Agrotourismen. Was ist eine Peka? »Peka« (oft) oder »Crpnja« (seltener) nennt man in Istrien ein feuerfestes Gefäß mit speziell präpariertem Deckel zur Aufnahme von heißer Glut. Hinein kommen Lamm-, Ziegen-, Schweine- oder Kalbfleisch, Okto- pus oder Adriafisch, Erdäpfelscheiben und saisonales Gemüse. Salz und Pfeffer dazu, ein paar Kräuter, ein Schuss Olivenöl, even- tuell etwas Wasser und Wein. Deckel drauf, Glut auf den Deckel und ab in eine Ecke der offenen Feuerstelle – der garantierte Genuss lässt je nach Gargut ein bis drei Stunden auf sich warten. Danach den De- ckel öffnen und: Ahhh... – Was für ein Duft! Warum probieren? Die Zubereitung unter der Asche ist eine der ältesten Kochmethoden der Welt: Während das Essen gart, bleibt Zeit für Feld- und Hausarbeit. Weil heute aber beides von zeitsparenden Maschinen unterstützt wird, könnte diese archaische Art des Kochens eigentlich ausgestorben sein. Ist sie aber nicht, sondern in den vergangenen 20 Jah- ren buchstäblich wieder auferstanden wie Phönix aus der Asche. Auch bei den Einhei- mischen erlebte sie eine Renaissance. Denn wenn alle Aromen in der Peka verschmol- zen und die sämigen Erdäpfel knusprig gebräunt sind, ist das Geschmackserlebnis kaum zu toppen. Wo und wie kommt man dazu? In vielen Konobas (Wirtshäuser) und Agro- turismen (einfache Gaststätten direkt beim Bauernhof) werden Gerichte aus der Peka angeboten. Nahezu überall muss man diese mindestens einen Tag vorher bestellen, weil besonders Fleisch einige Stunden schmur- geln will. Es lohnt sich! KULINARIK Eine Auswahl der besten kulinarischen Adressen finden Sie auf den Seiten 62 bis 67. FOTO: Neuhuber (1), Schnurrer (1)
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