Istrien Magazin 2019

43 1 KLIMA & LAGE SIND EINFACH PERFEKT Vor mehr als 2000 Jahren galt Istriens Olivenöl als Goldstandard der damals bekannten Welt. Ein als perfekt ein- gestuftes Produkt, an dessen Qualität alle anderen Olivenöle des Römischen Reichs gemessen wurden. Und weil für die Machthaber in Rom nur das Beste auf den Tisch kam, war Istriens Region um Fažana damals auch für ihre Amphoren-Manufakturen bekannt. Vom Hafen in Fažana wurde das meiste Olivenöl verschifft. Bis in die Zeit der österrei- chisch-ungarische Monarchie hielt sich dieser exzellente Ruf. Der Kaiserhof ließ eine eigene Schmalspureisenbahn einrichten, um istrisches Olivenöl zusammen mit Wein, Obst und Gemüse nach Wien zu transportieren, und auch heute ist das Öl (wieder) Weltklasse. Und das liegt nicht zuletzt an der geogra- fischen Lage. Das kühlere Klima trägt wesentlich zu Aro- menbildung, Finesse und einem aus- gewogeneren Anteil an Fettsäuren bei. Wie der Gardasee (an dessen Ufern ebenfalls Spitzenöl produziert wird) liegt Istrien auf dem 46. Breitengrad – im nördlichsten  Anbaugebiet für Olivenbäume. 3 ZU KLEIN UND VIEL ZU EHRGEIZIG, UM SCHLECHTES ÖL ZU PRODUZIEREN Nach intensiver Neu-Auspflanzung und Rekultivierung alter Terrassen zählt die Halbinsel heute rund 1,6 Millionen Olivenbäume (in Spanien sind es ca. 300 Mio). Wie beim Wein wäre mit der Menge mangels Anbaufläche also kein Erfolg zu erzielen. Das Motto »Klasse statt Masse« liegt Istriens ehrgeizigen Bauern und Ölmühlenbetreibern aber auch im Blut: Die Basis für die rasante Entwicklung des Olivenöls nach dem Zerfall Jugoslawiens legten umfangreiche Weiterbildungen bei internationalen Top-Produzenten und hohe Investitionen in moderne Technik. Geerntet werden die Früchte grundsätz- lich im Reifemix, weil vollreife Oliven zwar mehr, aber auch eintönigeres Öl ergeben würden. Gelesen wird fast immer per Hand und möglichst schonend am Tag der Ernte gepresst. Dass immer mehr Olivenplantagen biologisch bewirtschaftet werden, bestätigt die Qualitätsphiloso- phie der Olivenbauern. Tatsachen, die Istrien zur besten Olivenöl- region der Welt machen. Ca. 6 Jahre junge Olivenbäume. Mit rund 15 Jahren erreicht ein Baum seinen höchsten Ertrag und kann dann mindestens 150 Jahre lang abgeerntet werden. 2 DIE SORTENVIELFALT IST EINZIGARTIG Im Zuge der jahrhundertelangen Kultivierung von Olivenbäumen entwickelte sich auf der Halbinsel eine spannende Sortenvielfalt, die perfekt zum Terroir passt. Mehr als ein Dutzend autochthone (einheimi- sche) und ebenso viele importierte Olivensorten bilden eine unversieg- bare Quelle und Fundgrube für Oli- venöl-Fans, die immer wieder Neues entdecken können. Nicht zuletzt er- öffnen sich dadurch auch kreativen Köchen unzählige Möglichkeiten. Buža ist Istriens meistverbreitete einheimische Olivenölgattung. Mehr Sortenviel- falt: S. 45. Familie Ipša zählt zu den Pionieren der Branche und wird Jahr für Jahr international ausgezeichnet. Für Top-Qualität wandern Oliven nur wenige Stunden nach der Ernte in die Presse: hier bei Aleksandra Vekić (Agrofin Mate) bei Savudrija.

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