Istrien Magazin 2020
Soeben hat sich die Sonne schlafen gelegt. Ein letz- ter Streifen orange-rosa tief am Horizont taucht die Weingärten bis runter zum Mirna-Fluss in ein be- sänftigendes Licht. Die perfekte Stimmung für unan- genehme Fragen. Also: Macht Geld glücklich? Mladen Rožanić ist Maschinenbauingenieur und ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann. Was ihn nicht daran hindert, auch als Selfmade-Winzer Erfolge zu feiern. Istrien scheint ohnehin das neue große Ding in der Weinwelt, immer mehr Winzer liefern absolu- te Spitzenklasse ab. Und darunter findet man echte Typen. Rožanić produziert biodynamisch. Gepflanzt, geerntet und gekeltert wird streng nach dem Mond- kalender. Und er ist eine Erscheinung. Stattlich, ge- pflegter Vollbart, hellwache Augen, in denen sich reichlich Mutterwitz spiegelt. Ich muss spontan an eine Shakespeare-Figur denken. FÜR KEIN GELD DER WELT Wir haben bereits über Gott und die Welt und den Wein gespro- chen. Und darüber, welche gas- tronomische Vielfalt Istrien mittlerweile bietet, von der urigen Konoba mit Feuerstelle bis zum Gour- mettempel mit Michelin-Stern. Auch Mladen Roža- nić hat daran Anteil. Wir sitzen in der Bar seines Roxanich Wine & Heritage-Hotels bei Motovun mit Blick auf dieWeinstöcke. Dort lässt er mit regionalen Produkten im Stil der Bistronomie kochen – unkom- pliziert, kreativ, originell. »Man muss die Dinge mit Liebe und Leidenschaft tun«, doziert der Vater von sechs Töchtern. »Und wenn man Erfolg hat, auch wieder etwas zurückgeben.« Fein, aber wie läuft das denn nun mit dem Geld und dem Glück? Nicht so elementar, meint mein Gastge- ber. »Sieben Jahre ist dieser Wein gereift. Erst jetzt ist er perfekt.« Er lehnt sich zurück und nimmt einen Schluck. »Sehen Sie: Liebe kann man kaufen, teilwei- se auch Gesundheit. Nur die Zeit, die bekommen Sie für kein Geld der Welt zurück. Vor der Zeit habe ich den größten Respekt.« PERFEKT FÜR DIE LÖWENJAGD Die Zeit kann aber auch Ge- schenke machen. Nämlich dann, wenn sich die Faszinati- on der Geschichte im Heute widerspiegelt. Seit mei- ner Istrien-Premiere vor 15 Jahren hat mich diese allgegenwärtige Präsenz europäischer Kulturhisto- rie gepackt. Ich wusste damals zwar, dass die kroati- sche Halbinsel wie ein Stück Pizza in die Adria lappt. Was ich jedoch erst nach und nach entdeckte, war, in welchem Ausmaß jede Menge Eroberer über die Jahrhunderte die erlesensten Zutaten beigesteuert hatten. Römer, Byzantiner, Venezianer, Habsburger, sie alle haben ihre Lebensart mitgebracht und der Nachwelt die prächtigsten Teile vererbt. Die Euphrasius-Basilika von Poreč etwa, ein Meis- terwerk frühbyzantinischer Architektur. Geradezu ergreifend am frühen Morgen. Ich möchte auch unbedingt wieder Beethovens Neunte in der Are- na von Pula hören, dem sechstgrößten römischen Amphitheater. Gänsehaut-Atmosphäre. Die Euro- pa-Hymne passt wunderbar zu Istrien. Wie auch die Löwenjagd, meine Leidenschaft. 500 Jahre venezi- anischer Regentschaft hinterließen Paläste, Kirchen, Patrizierhäuser und Glockentürme. Gekennzeichnet mit dem Symbol der Serenissima – dem geflügelten Markuslöwen. Man muss nur genau hinschauen. VON ALLEM NUR DAS BESTE Es ist aber nicht allein das ge- schichtliche Europa, das Istrien so spannend macht. Im Fischer- örtchen Fažana duftet es wie in der Alfama von Lis- sabon. Beide Plätze verbindet die Lust auf gegrillte Sardinen. Das hügelige Hinterland mit seinen Wein- und Olivenölstraßen, den Zypressen und Steindör- fern – da lassen Umbrien und die Toskana grüßen. Rovinj wiederum, die mondäne Inselstadt, betört mit einem Laissez-faire wie in St. Tropez. Das Golde- ne Kap nebenan erinnert mit seinen Badebuchten an die schönsten Ecken Griechenlands. Die istrische Adria ist übrigens sehr sauber, zur Dokumentation DIE SACHE MIT DEN GLÜCKSGEFÜHLEN Was darf ’s denn sein? Traumhafte Buchten, malerische Städtchen oder lieber wildromantische Natur? Wie überaus angenehm, wenn man sich überhaupt nicht entscheiden muss TEXT: HANS SCHLOEMER Buchtipp Silvia Trippolt- Maderbacher Pflichtlektüre für jede Istrien-Reise: Das neue Werk der Bestseller-Autorin Silvia Trippolt-Maderbacher birgt eine Fülle von Insider-Empfehlungen: Bekanntes mal aus einem anderen Blick- winkel, vor allem aber so manchen Geheim- tipp und natürlich ihre verlässlichen gastrono- mischen Empfehlungen (Styria Verlag / 2019). 16 ISTRIEN LABIN RABAC In den Bademonaten locken die familienfreundlichen Strände und Buchten von Rabac. – Kaum berührte Naturschönheiten, kulturhistorische Highlights, köstliche Kulinarik und familiäre Gastfreundschaft sind zu jeder Zeit erlebbar. Eine Schatzkiste für Entdecker und Genießer! 365 Tage im Jahr. KONTAKT UND INFO: Tourismusverband Labin • HR-52220 Labin • Aldo Negri 20 Telefon und Fax +385/52/85 55 60 • tzg.labin@pu.t-com.hr • www.rabac-labin.com U rsprüngliche mediterrane Naturland- schaften, malerische Buchten, attrak- tive Sport- und Freizeitangebote sowie Kulturgut an jeder Ecke: Istriens Ostküste gilt noch immer als Geheimtipp und begeistert durch ihre Vielseitigkeit sowie den ureigenen Charme einer stillen Schönheit. Die kilometerlangen, flach ins Meer über- gehenden Kiesstrände, gesäumt von üppig blühenden Pinien- und Kiefernwäldern, sind ideal für Familien mit Kindern. Romantiker finden auch im Sommer noch ruhige, idyl- lische Buchten, und Aktivurlaubern bieten sich nahezu alle klassischen Wassersport- möglichkeiten. Taucher erwartet eine faszi- nierende Unterwasserwelt mit mystischen Schiffswracks und farbenprächtig bewach- senen Steilwänden. An Land eröffnen (teils informativ beschilderte) Wander- und Radwe- ge tolle Touren durch eine mediterrane Welt, die mit Kräuterduft, historischen Zeitzeugen und wunderschönen Panoramablicken bezirzt. Natürlich kann man rund um Rabac auch einfach nur Sonne, Sand und Meer genießen: Allerfeinste Natur-Wellness! Aber den einzig- artigen Zauber einer jahrtausendealten Kultur sollte man trotzdem nicht verpassen! Zu erle- ben etwa in Istriens ältester Stadt Labin, die nur 5 km von Rabac entfernt auf einer Hügel- kuppe thront: Kopfsteinpflaster und Renais- sancepaläste prägen die Altstadt, fröhlich belebt durch Künstlerateliers, Galerien, Cafés und Sommerkonzerte. Und weil die Geschich- te der Stadt wirklich spannend ist, lohnt es sich, mit Sentona, der charmanten »Schutz- göttin der Reisenden«, darin einzutauchen. TIPP: Der Labiner Glockenturm kann gegen geringe Gebühr bestiegen werden und bietet eine herrliche Aussicht!
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