Istrien Magazin 2020
GROŽNJAN ein ganzes Dorf für die Kunst Eine aus der Zeit gefallene, kleine Welt für sich: ein winziges steinernes, venezianisches Städtchen auf einem der grünen Hügel des Hinterlandes. Wachgeküsst von kreativen Geistern. Zum Klingen gebracht durch Musiker aus aller Welt. Das Verlassenwerden hat auch Vorteile. Grožn- jan, von den Venezianern auf einem Hügel mit Meerblick erbaut, versank über Jahrhunderte in einen Dornröschenschlaf. Heute zählt das mittelalterliche Städtchen zu den wenigen, völlig intakten Dörfern Istriens. Glatt geschliffene, holp- rige Pflastersteine führen durch enge, krumme Gassen. Zur barocken Pfarrkirche, die gleich drei Heiligen geweiht ist: Veit, Modest und Kreszen- tia. Zur Loggia mit ihren Säulenarkaden, in der einmal pro Woche der hohe Stadtrat tagte. Und zu den prächtigen Resten der Stadtmauer, die die betagten Häuser liebevoll umfasst. Am 1. Mai 1965 war es soweit. Grožnjan wurde zur Künstlerkolonie erklärt. Die leer stehenden Häuser durften kostenlos bewohnt werden unter der Auflage, dass sich die Künstler – Freunde und Kollegen der Kunstakademie Ljubljana – um deren Erhaltung kümmern. Manche der rund 30 Künstler und ihre Familien, die sich hier niederließen, sind heute noch in ihren Ateliers zu finden. Sie betreiben Galerien, organisieren Ausstellungen und Events, wie etwa der Maler Rok Zelenko und seine Frau Lea (Galerie Porton), oder die Keramikerin Mirjana Rajković (Galerija Jedan Plus). Ebenfalls sehenswert: Galerija Z. Den Malern folgten bald die Musiker. Schon 1968 erhielt Grožnjan den Titel »Stadt der internationalen Musikjugend«. Klassische Musik hat mit »Jeunesses Musicales« hier seither Tradition. Ob Star oder junges Talent – alle kommen sie hierher, zum »Netzwerken« und Üben. Doch auch der Rhythmus hat die Mauern des Städtchens erobert, seit vor mehr als 20 Jahren der Bürgermeister von Grožnjan gemeinsam mit der kroatischen Jazzlegende Boško Petrović den Jazz- sommer aus der Taufe gehoben hat. Inzwischen wird hier an allen Ecken und Winkeln für die abendlichen Freiluftkonzerte melodisch geprobt. Dazu schenken die Winzer aus dem Umland ihre Weine aus und laden zur Verkostung. Der Eintritt ist frei. Und es fehlt nichts mehr zum Glück. ROMANTIK TEXT: BARBARA HUTTER FOTOS: Igor Zirojevic (1),Max Lehmann (1),Frank Heuer (1),Jeunesse Musicale (1) TIPP Gut einkehren… Gute Küche in der Taverna Bastia, sehr sympathisch: Caffè Bar Vero. GROŽNJAN – DIE HISTORISCHE SCHÖNE GROŽNJAN – EIN BILD VON EINEM DORF GROŽNJAN – KLANGVOLLE STEINE 20 ISTRIEN
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