Istrien Magazin 2022

21 D ie unmittelbare Nähe von Gebirgen, Flüs- sen, Seen, Wäldern, Küste, Meer und Inseln füllt die Speisekammern der Halbinsel un- gemein großzügig. Immer mehr Produzen- ten und kleine Manufakturen setzen auf Handarbeit und Bioprodukte, und viele Köche verbinden Altüberliefertes und Zeitgeist auf spannende Weise miteinander. Gault- Millau-Hauben und Michelin-Sterne bezeugen die hohe Qualität. Folgen Sie uns auf eine Reise durch die Vielfalt der regionalen Gastronomie. Vom Land in den Mund Der Begriff »Agroturismus« kennzeichnet die vielleicht authentischsten Adressen. Hier servieren Familien in ge- mütlicher Atmosphäre, was sie selbst anbauen (Gemüse, Olivenöl, Wein), was sie finden (Trüffel, Waldpilze, Kräu- ter), herstellen (Schinken, Würste, Pasta) und züchten (Schwein, Huhn, Rind). Und zwar so, wie sie es selbst am liebsten essen. Und sehr oft von Natur aus bio. Echte Landgasthöfe mit viel Seele Für Istrienkenner der Wohlfühlort schlechthin, ist das Wort »Konoba« eigentlich die kroatische Bezeichnung für Keller. Und dort liegt auch der Ursprung dieser Famili- enbetriebe, im privaten Weinkeller, wo der Pršut reift und eine offene Feuerstelle nicht fehlen darf. Über Jahrzehnte nutzte Mann seine Konoba exklusiv, um gemeinsam mit Freunden und Söhnen den Hauswein zu »pflegen« und zu philosophieren. Irgendwann war bei Feierlichkeiten die ganze Familie willkommen, später wurden auch Besucher bewirtet. – Eine Bastion des traditionellen Geschmacks war geboren. Liebhaber von bodenständigen Traditions- gerichten finden hier Meeresfrüchte und Fische von der nahen Küste und all das, was Istriens Felder, Wälder und Weingärten bergen – von Pilz bis Wild. Der herzhafte Gemüseeintopf Maneštra und würzige Ragouts duften hier ebenso, wie das haus- gebackene Brot, oft ist auch die Pasta selbst gemacht und noch öfter prägt eine wärmende Feuerstelle den Raum. Kenner finden auf Konoba-Speisekarten außer- dem auch nicht selten die »heilige Kuh« der Istrianer: Ein Ochse namens Boškarin, der bis vor einhundert Jahren als Arbeits- tier unentbehrlich war. Heute hat man sein kerniges, aromatisches Fleisch neu ent- deckt und rettet die urtümliche Rasse da- mit vor dem Aussterben. ISTRIEN IST STOLZ AUF SEINEN RUF ALS EINE DER KULINARISCH SPANNENDSTEN REGIONEN EUROPAS – UND DAS ZU RECHT. GRÜNDE DAFÜR GIBT ES VIELE. ISTRIENS GRANDIOSE KULINARISCHE VIELFALT Mediterrane Frischeküche, traditionelle bäuerliche Hinterlandgerichte, kreative Kochkunst – manchmal sogar alles auf einem Teller. Zweimal Jakobsmuschel – zweimal anders: Oben: Fine-Dining im Cap Aureo, Hotel Park, Rovinj. Unten: Soulfood in der Konoba Astarea, Brtonigla. UROCHSE »AS ITS BEST« Das Restaurant La Grisa im gleich- namigen Altstadthotel von Bale hat immer ein Boškarin-Gericht auf seiner Speisekarte (links) . Jakobsmuscheln, in Ton und Salz, gebackene Kohlrabi- blätter, Forellen- kaviar – ahhh! FOTOS: Heuer (1), Standl (3) Jakobsmuscheln vom Grill der offenen Feuer- stelle.

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