Istrien Magazin 2022

23 Naturprodukte vom Hinterland Während Mitteleuropa in seinen Agrarflächen zwischen 1960 und 1980 alles chemisch bekämpf- te, was sich der Massenproduktion in den Weg stellte, blieb Istriens Hügelland davon weitge- hend verschont. Dafür ließen fehlende finanziel- le Mittel und Landflucht die Gegend vielerorts veröden. Inzwischen wurden Äcker, Olivenhaine sowie Obst- und Weingärten revitalisiert und neu ausgepflanzt. In Verbindung mit modernen, nachhaltigen Produktionsmethoden ermöglichen sie nicht nur das Bewahren von geschmackvollen alten Sorten, sondern auch die Produktion hoch- wertiger, gesunder Lebensmittel. So können Pilze aus den Wäldern, rare Kartoffelsorten, Wild, Läm- mer und Ziegen, Gemüse und Salate selbst einfa- che Gerichte zu etwas Besonderem machen. Die Grünmärkte sind daher prall gefüllte Fundgruben, in denen sich u. a. auch Honig, Käse und Wurst- waren kleiner Hersteller finden. Weltklasse-Auszeichnung für Olivenöl Mehr als 1,6 Millionen Olivenbäume liefern ihre Früchte für die (Zitat) „besten Olivenöle der Welt“. Und das behaupten nicht die Kroaten selbst! Davon ist der Italiener Marco Oreggia als He- rausgeber des international führenden Oliven- öl-Guides »Flos Olei« überzeugt. Jedes Jahr wird das, gerne als »Olivenölbibel« bezeichnete Druckwerk der internationalen Presse in Rom präsentiert. Sieben Mal in Folge konnte Istrien als Nummer eins aller Anbauregionen punkten. Und das kommt nicht von ungefähr: Schon vor 2000 Jahren war das lokale Olivenöl als Gold- standard der damals bekannten Welt berühmt. Ein Standard für das perfekte Produkt, an dem alle anderen Olivenöle des Römischen Reichs ge- messen wurden. Heute ist man dort längst wieder angekommen, wobei die Qualität mit Sicherheit weitaus besser ist. Die historisch gewachsene große Sortenvielfalt ermöglicht unzählige Aroma- spiele, die vergleichsweise kühle Lage auf dem 45. Breitengrad sorgt für Fruchtigkeit, perfektio- nierte Anbau-, Ernte- und Produktionsmethoden garantieren erstklassige Qualität. Ausschließlich die höchste Güteklasse »Extra Vergine« wird in den modernen Mühlen vorort produziert. ESSEN TRINKEN FEIERN Te rm i n e SIEBEN MAL IN FOLGE WURDE DIE OLIVENÖLREGION ISTRIEN IN DEN LETZTEN JAHREN ZUR NUMMER EINS WELTWEIT GEKÜRT. V IOL I NE P I KANT »Vijulin« (Violine) nennen die Istrier ih- ren Rohschinken Pršut gerne liebevoll – wegen seiner Form, und weil Würze, Reife und Schmelz bestenfalls »Musik am Gaumen« erzeugen. Oft zusammen mit Käse serviert, gilt der am Knochen gereifte Hinterschinken vom Schwein traditionell als Willkommensgabe für Freunde. Verständlich, dass es sich bei dem Duett auch um eine der beliebtes- ten Vorspeisen in der Gastronomie handelt. Aus Bauernhand schmeckt Pršut übrigens am besten. Im Gegen- satz zu den Italienern schneiden ihn die Einheimischen gerne etwas dicker von Hand und verehren lange Schei- ben als Gipfel des Genusses. 1 Olivenölverkos- tung bei Familie Ipša in Ipši. 2  Istriens »Flüssiges Gold« frisch aus der Presse. 3 Chef, Trüffel und » Violine « im Agrotu- rismo Tončić. 4 Peka im Alla Beccaccia. GLÜCK AUS DER ASCHE Das Garen unter der Asche, eine uralte, revitalisierte Zubereitungsart, bringt Lammfleisch, Kalbshaxen, Oktopus und Fisch auf unvergleichliche Weise auf den Tisch. Dazu werden Fisch oder Fleisch mit Zwiebeln, Erdäpfeln und Gemüse in einen Ton- oder Eisentopf geschichtet, der in Kroatien Peka (oder Crpnja) genannt wird, gibt Kräuter, etwas Wein, Olivenöl, Salz und Pfeffer dazu und setzt einen speziell geformten Deckel auf. So wandert die Peka in einen Gluthaufen an der offenen Feuerstelle, wo die Aromen beim Schmo- ren wunderbar miteinander verschmelzen. FOTOS: Blaha (1), Heuer (1), Karlić (1), Neuhuber (1), Standl (3), Zigante (1) 1 3 2 4

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