Istrien Magazin 2022

39 EINIGE JUNGE WINZER HABEN ES SICH ZUR AUFGABE GEMACHT, DEM AUTOCHTHONEN » MALVAZIJA ISTARSKA « SEINE URSPRÜNGLICHE INDIVIDUALITÄT UND KOMPLEXITÄT ZURÜCKZUGEBEN. SO ENTSTEHEN CHARAKTERVOLLE NATURWEINE ABSEITS DES MAINSTREAMS UND MIT POTENZIAL FÜR DIE INTERNATIONALE WEINWELT. sagt Primorac. Schon jetzt arbeitet man weitgehend naturbelassen. Auch mit sogenannten Orange Wines wird expe- rimentiert. „Zum längeren Einmaischen eignet sich Malvazija besonders gut“, erklärt die ambitionierte Kellermeisterin. „Die Extraktion verläuft einfacher und besser, wenn man den recht dickschali- gen Trauben mehr Zeit gibt“. Weinbau statt Stadtplanung Mit Mazeration (2–210 Tage) beschäftigt sich auch Danijel Bastijačnić , dessen Vorfahren sich gleichfalls über Genera- tionen als Weinbauern verdingten (Wein- gut Lunika, (lunika-vina.com) . Genau wie Bernobić vermarktet er als erster in der Familie den biologisch erzeugten Wein selbst. Zum Hauptberuf reichen die 3,5 Hektar für den Automechaniker aber noch nicht. Danijels vier Malvasier sind körperreiche, charakterstarke Weine mit ausgeprägten Tanninen, aber durchwegs ohne die extremen Oxidationsnoten, die in einigen sogenannten »Naturweinen« allzu oft vorkommen. Zu den spannenden Newcomern zählt auch Damir Mihelić , der sich nach einem Studium für Stadtplanung lieber dem Weingarten seiner Familie widmet (vinarinovigrad.com/en/services/ghira-2 ) . Die beiden Malvasier seines Weinguts Ghira bleiben so lange auf der Maische liegen, bis sie Farbe, Körper und Tanni- ne annehmen. Der »Malvazija Istarska« ist nur zwei Tage im Stahltank, der an- dere, Maduro, 15 Tage und reift danach in einem Terrakotta-Gefäß. Um Oxida- tionsnoten zu vermeiden, setzt Damir auf eine Technik, die sich »Pied de Cuve« nennt. Dabei werden selektierte Trauben von besten Lagen fermentiert und da- mit Hefen erzeugt, die zur Fermentation des restlichen Leseguts dienen. Dassel- be Verfahren durchlaufen auch Damirs Rotweine. Etwa eine interessante Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Merlot und Te- ran namens Riquertz, was im istrischen Dialekt »rückwärts« bedeutet und offen- sichtlich dieWiederbesinnung alter Werte und Kellertechniken ausdrücken soll. Rebensaft und Eselsmilch J uraj Mastilović , dessen Weingut Stan- cija Collis einen eindrucksvollen Blick auf die Adria und das pittoreske Inselarchipel vor Rovinj eröffnet, entstammt ebenfalls einer alteingesessenen Weinbaufamilie und ist der Erste, der Wein in Flaschen abfüllt, ebenso das hauseigene Olivenöl. Danijel Bastijačnić, Weingut Lunika // Damir Mihelić, Weingut Ghira // Juraj Mastilović, Stancija Collis, von links nach rechts. Oben im Kreis: Ivan Ipša. Originell: Ju- raj hält auch n o c h e i n e E s e l he r de (autochtho - ne Rasse) und vermarktet de- ren wertvolle, sel- tene Milch (stancija- collis.com) . Dass er sich auch mit sei- nem Wein von den meisten an- deren regionalen Winzern unterscheiden will, war ihm nach eigener Aussage von Anfang an klar. So erzeugt er heute zwei Malvasier – einen frischen, nicht maze- rierten, der dezente Apfel- und Grasno- ten aufweist und ideal zu Fisch, Krus- tentieren und Austern aus dem nahen Limski-Kanal passt, und einen körper- reicheren namens Vita, der 20 Tage auf der Maische und danach ein Jahr lang im Holzfass reift. Biologisch zertifiziert sind beide. Jurajs interessante Theorie: „In Istrien, mit seiner jahrtausendealten Weinbautradition, seinen Böden, dem speziellen Klima und der geografischen Lage ist der biologische Weinbau eigent- lich ein Kinderspiel.“ Text und Fotos: Georges Desrues Foto: © Standl

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