39 Obwohl sich meine berufliche Tätigkeit in Istrien großteils zwischen gedeckten Tischen, bäuerlichen Produktionen und Weinkellern abspielt, möchte ich auf den folgenden Seiten von dem Istrien berichten, das nicht durch den Magen geht. Konkret über den südlichen »Zipfel« der Halbinsel. Nachdem diese Region allerdings Bücher füllen könnte, habe ich einige besondere Orte herausgepickt, sei es wegen ihrer relativen Unbekanntheit, interessanten News oder dem Mehrwert, den ein Besuch bietet. Da und dort ist mir ein kulinarischer Tipp ausgekommen. Viel Spaß beim Entdecken. Lassen Sie es sich gut gehen und schmecken! BALE. ENTSPANNTE PRIVATSPHÄRE Wie gemalt ringeln sich die Steinhäuser des mittelalterlichen Hügelstädtchens Bale um das Kastell »Soardo-Bembo« (15. Jhd.). Ein Bummel durch die Gassen entschleunigt großartig. Bale ist aber auch eine super Urlaubsdestination. Erstens, weil man im hübschen Hotel »La Grisa« logieren kann, das sich über sechs Altstadthäuser erstreckt und ein ausgezeichnetes Restaurant beheimatet. Zweitens, weil man im Ort beschauliche Ruhe findet (außer beim jährlichen Jazz-Festival im Juli), gleichzeitig aber nur 10 bis 15 Autominuten von der Küste entfernt ist. Superschöne Badestrände für jeden Bedarf und Geschmack sind dort zu finden. Wer Privatsphäre bevorzugt, findet diese am kleinen Kies- und Felsenstrand »Plaža Palud« (eher weniger für Kinder geeignet). Keine Shops und Cafés, dafür kristallklares Wasser, FKK-Abschnitt und ein Hundestrand. FAŽANA – WIR SIND FISCHER Nichts tun, außer Nichtstun und die Szenerie genießen. – Die ultimative »mediterrane Meditation« funktioniert so: Man sucht sich gegen acht Uhr morgens ein gemütliches Plätzchen am Hafen von Fažana und nimmt die Rolle des Beobachters ein. Da schaukeln Boote im Wasser, andere kehren von ihrem Fischzug heim und verteilen den Fang gleich an Händler, Restaurants und Privatleute. Danach heißt es Netze säubern und flicken. Lust, einmal beim Fischfang dabei zu sein? Zwei Fischer aus dem Ort lassen sich gerne über die Schulter schauen (Kontaktdaten unten rechts). Wer es noch genauer wissen oder Kindern eine spannende neue Erfahrung gönnen möchte, holt sich im Tourismusbüro den Pass für die »Kleine Fischereiakademie Pilchard«, deren Ziel es ist, die jahrhundertealte Fischereitradition des Ortes greifbar zu machen. Lokale Fischer fungieren jeden Mittwoch im Juli und August bei Workshops, wie »Netze weben«, »Seemannsknoten knüpfen« oder »Sardinen salzen« als »Lehrmeister«. Für erlernte Fähigkeiten gibt’s einen Stempel im Pass und schlussendlich ein Diplom. Der Hafen von Fažana ist auch Ausgangspunkt für zahlreiche interessante Bootstouren und die Fährverbindung zu den nahen Brijuni-Inseln. Ein Erlebnis ist auch der Wettbewerb »Valbandon unter der Tonglocke« im Nachbarort Valbandon. Jedes Jahr im August können sich Besucher dort durch verschiedene, unter der Glut gegarte Gerichte (Peka) kosten. Die Zuta- ten bilden Lamm, Esel, Pilze, Oktopus, Rochen und Fisch. Im Ort befindet sich mit »Alla Becaccia« auch eine der besten Konobas. VELIKI BRIJUN – INSELTOUR MIT RAD, ROLLER ODER E-MOBIL Die größte Insel des Brijuni-Archipels ist eine Kuriosität per se. Bereits im Rahmen von geführten Touren begegnet einem ungewöhnlich viel »Nicht-Alltägliches«, wie das teilweise recht skurrile Tito-Museum, ein 1600 Jahre alter Olivenbaum oder der Safaripark samt Zebras, somalischen Schafen und einem hochbetagten Elefanten. Wer die interessanten Exkursionen bereits erlebt hat oder die Insel auf eigene Faust erkunden möchte, tut dies am besten mit dem Fahrrad, Roller oder Elektromobil (alias Golfcart) – letzteres ist für eine Familie mit Kindern besonders praktisch. Eine Verleihstation gibt es beim Fähranleger. FOTOS: KHS (1), Standl (1), TZ Fazana (1) PULA – IMMER WAS NEUES Die große römische Arena in Pula ist ein Erlebnis für sich und die Altstadt im Grunde ein jahrtausendealtes Freilichtmuseum. Gleichzeitig pulsiert dort das moderne Leben. – Geschichtsinteressierte kommen in »Istriens heimlicher Hauptstadt« nur langsam vom Fleck und sollten unbedingt auch die Zerostraße besuchen – ein unterirdisches Labyrinth an gut belüfteten, breiten Luftschutztunnels aus dem 2. Weltkrieg, genutzt für Ausstellungen und Veranstaltungen. Tipp: Es ist kühl, Jacke mitnehmen. Neu als historischer Veranstaltungsort ist das viele Jahre sträflich vernachlässigte »Kleine römische Theater«. Kroatiens einziges sichtbar erhaltenes Theater aus der Antike, in der die Römer noch mit Brot und Spielen »Politik« machten. Zweitausend Jahre später erfüllt es nun wieder seine ursprüngliche Funktion und gilt schon jetzt als einer der spektakulärsten Aufführungsorte in diesem Teil Europas. Im Zuge eines aufwendigen Rekonstruktions- projektes wurde das antike Denkmal geschickt in das moderne Gefüge der Stadt integriert, wobei die Fundamente des Neubaus die römischen Überreste weder berühren noch gefährden durften. Das Ergebnis ist ein unikales »künstlerisch-kulturhistorisches« Ensemble und bietet Platz für rund 1250 Personen. Termine für Konzerte und Theateraufführungen: www.pulainfo.hr/de/events. Fischen mit Einheimischen Netzfischen: Fischerboot LUNA Danica Tomasic, Mobil: +385 (0)98/932 57 14, +385 (0)98 /40 23 41 M. danica.tomasic@gmail.com Fischen mit Angelrute: M/B VITO-BEPO, Čedomir Kostešić Mobil: +385(0)98 131 64 34 Kleines römisches Theater, Pula https://www.pulainfo.hr INSIDER Die Kontaktdaten zu den Kulinarik-Tipps finden Sie bei den Genussadressen S.50 bis 58. UNSERE INSIDERIN Nachdem sie Istrien zunächst für sich und ihre Familie privat entdeckt hatte, ist die Wahlsteirerin Karin HauensteinSchnurrer dort seit mehr als 20 Jahren auch beruflich unterwegs und begibt sich am liebsten auf Entdeckungsreise. NEU!
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