Istrien Magazin 2024

Lebende Krippe und eine jahrhundertealte Orgel Nicht nur die Einheimischen lieben das jährlich an drei Tagen um Weihnachten und am 6. Januar aufgeführte Krippenspiel von Sveti Lovreč, für das sich mehr als 100 Ortsbewohner mit viel Leidenschaft engagieren. Die Heilige Familie, Hirten, Könige, Engel, Handwerker, die alte Techniken vorführen, Ochse, Esel und Schafe – alle aus Fleisch und Blut. Auch das Jesuskind, das zum Schutz der kleinen Darsteller stets mehrfach besetzt ist. Ende August findet in der Basilika ein weiteres Veranstaltungs-Highlight statt: Beim Orgelfestival »Organum Histriae« wird Istriens älteste Pfeifenorgel hochkarätig bespielt. Wer gerne auf Entdeckertour durch das idyllische Hinterland der Halbinsel gondelt oder wandert, hat beste Chancen auf viele schöne Erlebnisse. Klar, dass die Familienbetriebe in touristisch kaum entdeckten Regionen weniger kommerziell aufgestellt sind und man auch einmal vor verschlossener Tür steht, etwa weil die gesamte Familie im Frühling und im Herbst in den Olivenhainen und Weingärten arbeitet. Umso wertvoller sind die persönlichen Kontakte, die man knüpfen kann. Auch wir haben uns auf den Weg gemacht und im Örtchen Sveti Lovreč gleich mehrere versteckte Schätze entdeckt: kulturelle, kulinarische und solche in Menschen- form, wie Ivan Hrastovčak. »Gefunden« haben wir den Professor der Geschichte im lokalen Tourismusbüro von Sveti Lovreč und mit ihm ein lokales Lexikon und den Schlüssel für die wenige Meter entfernte Basilika des hl. Martin aus dem 11. Jhd. EINIGE UNSCHEINBAR WIRKENDE ORTE IN ISTRIENS HINTERLAND ERÖFFNEN BEIM NÄHEREN HINSEHEN SPANNENDE GESCHICHTE(N). SO AUCH SVETI LOVREČ, EINST EIN ZENTRUM DER MACHT, HEUTE EIN IDYLL VOLLER ÜBERRASCHUNGEN. 2 gute Gründe, den Ort im Winter zu besuchen: Die lebende Krippe rund um Weihnachten (rechts) und der Winter-Gin der Old School Distillery, der durch die vierfache Destillation von istrischem Malvazija gewonnen und mit winterlichen mediterranen Pflanzen, etwa Jujube (Brustbeere) aromatisiert wird (oben im Kreis). WARUM IST SV. LOVREČ EINEN BESUCH WERT? Da gibt es viele Gründe. Für Besucher ist vielleicht am interessantesten, dass die kleine Stadt das istrische Mittelalter in seiner schönsten Form widerspiegelt. Die Geschichte ist hier einfach irgendwann stehen geblieben. Der angesehene kroatische Kunsthistoriker Ivan Matejčić zu dem Ort: „Sveti Lovreč ist nicht nur eine Stadt, sondern ein Stadtmuseum.“ ... EIN BEWOHNTES! Genau. Und auch ein lebenswertes. Vor allem im Sommer vermischt sich unser historisches Erbe mit entspannten Veranstaltungen zu einem einzigartigen Wohlfühl-Cocktail. WAS MACHT DIE BASILIKA SV. MARTIN ZUM KULTURSCHATZ? Für den kleinen Ort eigentlich überdimensioniert, gilt sie als größte romanische Kirche der östlichen Adria und birgt zudem eine der drei ältesten Freskenmalereien Istriens. Im Gegensatz zu jenen im Kloster von Kloštar und der Kirche der heiligen Sophia (Ruinen von Dvigrad) sind die Fresken aus dem 11. Jh. bei uns aber noch sehr gut erhalten. Im Chorbereich findet man außerdem die älteste funktionierende Pfeifenorgel Istriens, 1735 vom berühmten Baumeister Petar Nakić erbaut. Den Schlüssel zur Kirche gibt's im Pfarrhaus und im Tourismusbüro. Nachgefragt – Im Gespräch mit Ivan Hrastovčak FOTO: A. Bančić (1), KHS (1), TB Central Istria (3), OPG Vošten (3), Siegl (1), Villa Nar/istraline (1), Old School Distillery (1) 40

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