Istrien Magazin 2025

26 Die blaue Küste liegt schon viele Kurven zurück. Eine würzige, leicht salzige Brise ist jedoch immer noch zu schnuppern. Der schnellste Weg zwischen zwei Punkten mag die Gerade sein, der schönste ist sie nicht, und hier ist es wunderschön. Akkurat gezogene Rieden schmiegen sich in die Straßenbiegungen, kleine Steinhäuser lugen aus buschigem Grün, am Hang des Tals grüßen imposante Weingüter. Und dann ist das erste Ziel erreicht: Momjan. Ruhig ist es und auch ein wenig aus der Zeit gefallen. Gut so. In dem kleinen Dorf mit seinen alten Mauern leben kaum 300 Menschen. Einer von ihnen ist Tom Riederer. Bereits 2015 erwerben der steirische Spitzenkoch und seine Frau Katarina das erste Haus im Ort, seit 2020 leben die beiden hier. „Purer Zufall“ nennen die Riederers es, dass sie in Momjan gelandet sind. Eigentlich hätten sie geplant, ihr steirisches Gourmetlokal durch eine Landwirtschaft zu erweitern, doch der Besuch in Istrien endete mit dem Erwerb eines Hauses. „Dann haben wir diesen Steinhaufen gekauft und hier angefangen.“ Riederer lacht. Steine mit Stil Der Koch und seine Frau haben sich’s schön gemacht. Hinter ihrer »Casa Dante« lädt ein Salzwasserpool aus Tannenholz zum Planschen ein, eigene Brunnen sichern die Wasserversorgung. Die historischen Farben des Hauses, Grün und Blau, haben die kreativen Gastgeber übernommen, zu drei Zimmern kommt eine hübsche Hausboutique mit Antiquitäten, Edeltrödel und Ungewöhnlichem mit Regionalbezug, wie etwa eine »Peka« (Feuertopf) aus Schamottkeramik. Ein bisserl anders eben. „Handgemachte Keramik haben jetzt alle, deshalb gehen wir wieder zurück zu den alten Formen“, sagt Riederer und kredenzt seine istrischen Happen auf Vintage-Tellerchen wie aus Omas Küche. Die Produkte der umliegenden Orte haben es ihm angetan: Mozzarella aus der Molkerei Latus in Žminj und das hochwertige Fleisch von Sara Pausins Boškarin-Rindern*. Riederer lobt Goran Flego aus Škuljari, der seine Tiere »richtig« füttere, nämlich mit Roggen statt mit Mais. „Das gibt ein schönes Fleisch, und die Kuh fühlt sich dabei auch wohl.“ Das Öl der Riederers, ein »gemischter Satz« von der eigenen Plantage (ca. 550 Ölbäume!) wird nicht gepresst, sondern nur extrahiert. Für einen kleinen Tapetenwechsel fährt der große Steirer mit dem ruhigen Lächeln in die Istarska Pustinja bei Grožnjan, eine kleine, magische Mondlandschaft aus blassgelben Mergeldünen (Foto S. 16). Oder fünfzehn Autominuten bis zum Meer. ▶ Sie kamen aus Österreich, Südafrika, Kanada und Frankreich und haben in Istrien eine neue Heimat gefunden. Von links: Tom und Katarina Riederer, Tim Whitfield, Priska Thuring und Dimitri Brečević verbinden lokale Schätze mit neuen Ideen und Angeboten. ISTRIENS NORDWESTEN LÄSST DEN REICHTUM DER MEDITERRANEN HALBINSEL WIE EIN KALEIDOSKOP SCHILLERN. DAS PERFEKTE URLAUBSIDYLL VON VIELEN IST FÜR MANCHE ZUM NEUEN LEBENSMITTELPUNKT GEWORDEN. TEXT: Barbara Hutter Fotos: Kernmayer (1), Standl (3) Gastronomen, Produzenten und Informationen finden Sie bei unseren erprobten Genussadressen, S. 70–80.

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