Istrien Magazin 2025

30 ▶ jungen Mann im Ort, der täglich aufs Meer fährt. Ihre Menükarte liest sich daher auch wie eine köstliche Schnitzeljagd in diesem Schlaraffenland: Tatar vom Butt, Tempura von der wilden Knoblauchblüte, Ziegenkäse, Feigenmarmelade, Feigenöl. Zum viermal jährlich stattfindenden »Sunday Night Market« kommen alle, das ist Ehrensache. „Bei diesem Fest holen wir die kleinen Produzenten vor den Vorhang.“ Zwei Drittel ihrer Gäste kommen ja aus der Umgebung, sind ihre Nachbarn. Am meisten freut es Priska, wenn jemand wiederkehrt. „Istrien hat auch mich immer wieder zurückgeholt, ist für mich ein Ruheplatz.“ Einer, den sie so schnell nicht verlassen wird. „Ich würde gerne für den Rest meines Lebens hierbleiben, hier meine Spuren hinterlassen und hier in Pension gehen.“ Der Mann aus den Pyrenäen Mit Spuren kennt sich Dimitri Brečević aus. Vom Fuße der Pyrenäen wagte der Franzose mit dem kroatischen Namen den Sprung nach Istrien. Mit Vorkenntnissen allerdings, hat doch der kleine Dimitri seine Ferien stets im istrischen Heimatort seines Vaters verbracht: Brečeviči. „Das waren wunderbare Augenblicke, fantastisches Essen, alles hausgemacht, vom Schinken bis zu den Tomaten. „Wie damals üblich“, erinnert sich der Winzer. Nach seiner Ausbildung an der Weinbauschule von Bordeaux und ersten Gehversuchen in Südwestfrankreich mietete er probeweise einen Keller im istrischen Buzet. „Ich wollte sehen, ob mir das gefällt, musste ja erst die Sprache lernen.“ Er lacht, ein wenig schwingt Erleichterung mit. Ja, es habe ihm gefallen. Er kaufte Trauben, machte 2006 den ersten Wein, einen Millésim und nannte ihn »Piquentum«, der römische Name für Buzet. Vielversprechendes Wurzelwerk Im Hinterland Istriens, wo man viel Abwanderung kennt, sind die Menschen über diesen Neuzugang erstaunt. Und erfreut. Mittlerweile kultiviert Dimitri die Trauben für seinen naturnahen Wein auf sechs Hektar, zwei weitere werden folgen. Derzeit arbeitet er an einem neuen Keller mitten in den Weinbergen, weil es logistisch einfacher ist. Eine kleine Spurensuche auch bei den Rebsorten: Malvazija, Teran, Refošk – der »Peduncolo rosso« – und die fast verschwundene »Plavina«. „Teran und Refošk sind eigentlich völlig verschieden, auch wenn die Leute sie hier oft vermischen.“ Er probiert aus und tüftelt, meistens mit Erfolg, wie sein Pet Nat vom Teran beweist. „Istriens Rebsorten haben ihren eigenen Kopf“, sagt er. Weil die sonst übliche Direktpressung beim Malvazija schlecht funktionierte, dachte er über Mazeration nach, lernte Giorgio Clai kennen und erfuhr, dass es hier „ohnehin alle so machen“. In Frankreich, so Dimitri, sei das erst vor Kurzem Mode geworden. Doch Frankreich ist weit, Dimitri ist im Land seines Vaters angekommen, und wie die Rebstöcke schlägt er seine Wurzeln tief in die Erde. Eine Erde, die vieles hervorbringt, Farben und Formen, Düfte und Aromen. ◀ DOMIZIL CASA DANTE Die Gastgeber Katarina und Tom Riederer ergänzen sich super: Er, der Spitzenkoch mit unikaler Alleinunterhalterqualität, sie, die Inneneinrichterin, die einen Onlineshop mit Tisch- und Wohnkultur führt (www. livingin21.com) und mit Hausgästen Touren zu Produzenten unternimmt. www.momjan.com WEINGUT CLAI Die Fußstapfen von Giorgio Clai, dessen Bioweingut 8MQ ;LMXǽIPH weiterführt, sind groß, doch der junge Südafrikaner ist voll motiviert. Im Kruger-Nationalpark aufgewachsen, hat er verinnerlicht, dass man so wenig wie möglich in die Natur eingreifen soll. Und das war auch das Credo von Clai. www.clai.hr RESTAURANT STARA ŠKOLA Das Refugium der idealistischen Köchin Priska Thuring FIǽRHIX WMGL MR einer ehemaligen Schule, die neben einem Restaurant auch eine Bar beheimatet, in der man auch zwanglos auf einen Drink vorbeischauen kann. www.staraskola.hr WEINGUT PIQUENTUM (MQMXVM &VIÐIZMÊ gibt seinem Wein viel Zeit, damit sich spannende sekundäre und tertiäre Aromen entwickeln können. Sein Ziel ist es, den Charakter der neuen Heimat Istrien zu ergründen und in die Flasche zu bringen, wofür er Terroir und Rebsorten akribisch analysiert. www.piquentum.com Buzet. Streng genommen gehört Buzet nicht zur touristischen Region »Colours of Istria«, bildet aber im Norden den Abschluss des Mirnatales. Der Winzer Dimitri Brečević hat hier eine neue Heimat gefunden und erweist dem Trüffelstädtchen Ehre, indem er sein Weingut nach dem römischen Namen des historischen Ortes »Piquentum« benannt hat. Fotos: Haslinger (1) Gastronomen, Produzenten und Informationen finden Sie bei unseren erprobten Genussadressen, S. 70–80.

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