Ferienjournal Kvarner Palace 2024

KVARNER PALACE 7 W ir schreiben das Jahr 1895. Seeleute, die sich dem Fischerdorf Crikvenica nähern, reiben sich die Augen: Wie eine Fatamorgana prangt das neu erbaute Hotel »Erzherzog Josef« (heute Kvarner Palace) in bisher unbekannter Pracht an der vom Meer aufsteigenden Küste. Auch für die Bewohner des Ortes ist das 1895 erbaute Palasthotel etwas ganz Besonderes, erinnern die ersten lokalen Hotels doch eher an übergroße Wohnhäuser. Der Stil der Belle Epoque hielt in Form eines noblen Palasthotels in Crikvenica Einzug ... Marketing anno dazumal Vom Fischerdorf zum Kurort Obwohl bereits 1873 der erste große Liniendampfer der Reederei Lloyd am Hafen des Fischerdorfs Crikvenica anlegte und Reisende über eine neue Bahnlinie von Zagreb ins nahe Rijeka gelangten, blieb der Ort noch rund zwei Jahrzehnte lang ruhig und überschaubar. Dann allerdings nahm seine Entwicklung zum Fremdenverkehrsziel volle Fahrt auf. Für Aufbruchsstimmung sorgten damals zwei Publikationen: Die 1891 erschienene Broschüre des Grazer Physikers und Naturwissenschaftlers Johann Frischauf, mit der er Gäste im deutschsprachigen Raum von den Vorzügen des Landstriches überzeugen konnte, und der 1906 veröffentlichte Reiseführer »Seebad und klimatischer Kurort« von Dr. Roko Joković. Als Bezirksarzt von Crikvenica hatte der Zagreber Mediziner die gesundheitsfördernde Wirkung der Region schätzen gelernt und rührte die Werbetrommel mustergültig. Starke Frauen,»amerikanisches Geld« und die Eröffnung des Kvarner Palace Während viele Männer jedes Jahr im Frühjahr nach Südamerika auswanderten, um dort einige Monate in der Seefahrt und im Steinmetzgewerbe zu arbeiten, investierten ihre Frauen das nach Hause geschickte »amerikanische Geld« in Zimmer für den Fremdenverkehr. Einige wenige Einheimische, eher Unternehmer aus Österreich, Böhmen und Ungarn erbauten erste Hotels und Gasthöfe; man errichtete Badeanlagen und legte einen großen Kurpark mit mediterranen und tropischen Pflanzen an. 1895 schließlich setzte Erzherzog Josef Karl Ludwig von Österreich aus der ungarischen Linie der Habsburger dem Kurort als Bauherr des noblen Hotels »Erzherzog Josef« das i-Tüpfelchen auf: Das erste Palasthotel an der Ungarisch-Kroatischen Riviera trug die Handschrift des jungen Architekten Josef Höfler, eines Schülers des berühmten Baumeisters Theophil Hansen. Schöne Epoche oder Endzeit? Zwei widersprüchliche Lebensgefühle, Auf- bruchsstimmung und Zukunftsangst, prägten Europa in den Jahrzehnten zwischen 1870 und dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges (1914). Eine Zerrissenheit, die beim Bürgertum, bei Intellektuellen und Künstlern Parallelwelten schuf. Demnach wundert es kaum, dass sich im Nachhinein für ein und dieselbe Ära zwei gegensätzliche Begriffe etablierten: Die romantisierende Bezeichnung »Belle Époque« (Schöne Epoche) fokussiert das Positive und beschreibt eine lebensfrohe, durch Frieden, wirtschaftliches Wachstum und Wohlstand gekennzeichnete Kulturepoche in Europa. Der Ausdruck »Fin de Siècle« (Ende des Jahrhunderts) wiederum ist eher negativ behaftet und prangert den kulturellen Verfall und die Dekadenz an. Zusammen beschreiben die beiden Begriffe das Lebensgefühl um die Jahrhundertwende aber sehr gut. Als Urlaubshotel möchten wir natürlich nur das Schöne und Gute aus der Gründungszeit des Kvarner Palace bewahren. Unsere Gäste begegnen ihm Schritt für Schritt. 2024 feiert das Kvarner Palace sein zehnjähriges Bestehen als Mitglied der Hotelgruppe von Familie Holleis. Grund genug, das Rad der Zeit zurückzudrehen und einige interessante Details aus der Vergangenheit von Crikvenica zu beleuchten. Künstlerisch aussagekräftig sind beide: Das Plakat des Kurhotels aus dem Jahr 1910, gestaltet von dem ungarischen Maler D. Czolder (li.) und das farbenfrohe Poster aus dem sozialistischen Jugoslawien (Quelle unbekannt). WERBUNG IM WANDEL DER ZEIT  Was für die einen Schönheit war, empfanden andere als Dekadenz. Aller Anfang war »belle« Quellen: Kroatisches Staatsarchiv Rijeka / Buch »Kvarner Palace. Ein K. u. K. Palasthotel an der Adria« von Désirée Vasko-Juhász, Wikipedia

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