Ferienjournal Miramar 2022

E s gibt sicher Orte, die man in Kürze vorstellen kann – bei Opatija ist mir das aber noch nie gelungen. Ich vergleiche die Stadt gerne mit einem lebenden Organismus, dessen einzelne Körperteile eine harmonische Einheit darstellen. Betrachtet man nur einen Teil davon, kennt man das »Wesen« in seiner Art eigentlich kaum. Unbedingt anschau- en und erleben sollte ein interessierter Gast also alle »Körperteile«: Herz mit viel Gefühl 1844 begann es zu schlagen, und zwar als Iginio Scarpa, ein in Rijeka tätiger Kaufmann mit venezianischen Wurzeln, in der noch recht wildwüchsigen Küsten- region eine Villa erbauen ließ, die er zur Erinnerung an seine verstorbene Frau »Angiolina« nannte. Ein Jahr später ließ Angiolinas Bruder Giovanni Guglielmo Sartorio zum Zeichen seiner Geschwister- liebe die ersten Kamelien rund um die Villa anpflanzen. Seele und Liebe Als Seele möchte ich die kleine, mittel- alterliche Benediktinerabtei aus der Zeit um 1420 bezeichnen, die der Stadt Opa- tija/Abbazia (kroat. Abtei) ihren Namen gab. Heute ist nur noch wenig von ihrem ursprünglichen Aussehen übrig, aber ihr Geist wohnt in der aus ihr gewachsenen Kirche des hl. Jakob. Direkt daneben befindet sich der »Park der Jungvermähl- ten« mit immergrünen Magnolien und Zedern sowie einem Springbrunnen, der, mit Skulpturen von Helios und Selene bestückt, ewige Liebe symbolisiert. (In) Opatija liebt man Tag und Nacht! Lunge und Freiheit Was wäre Opatija ohne die zahlreichen grünen Oasen mitten in der Stadt? Die Lorbeerwälder, Kamelien, Magnolien, Pinien, Zedern, Zypressen, Palmen und Bananenstauden? Zur grünen Lunge zählen auch die aussichtsreiche Wald- promenade »Carmen Sylva«, gestiftet von Rumäniens König Carol I. und seiner namensgebenden Gattin, und der Natur- park Učka mit Istriens höchstem Gipfel »Vojak« (1.394 m). Er ist ein beliebtes Ausflugsziel und die Heimat von Braun- bären, rund 250 verschiedenen Schmet- terlingen, 18 Fledermausarten, Stein- adlern, Gänsegeiern und 140 anderen Vogelgattungen. Magen und Genuss Die Markthalle im Zentrum von Opatija bietet zusammen mit ihrer Fischhalle aus dem 19. Jhdt. eine Fülle an frischem Obst und Gemüse aus heimischen Gärten. Man findet hier fangfrischen Adriafisch, Kräuter, Käse, Honig und viele andere regionale Spezialitäten. Der Ort ist auch ein beliebter Treffpunkt der Einheimi- schen, die hier neben Gesprächen, Tratsch und Klatsch auch gerne ein süßes Stück Geschichte konsumieren: die »Kremšnita« (Cremeschnitte) – ein süßes Vermächtnis der K.-u.-k.-Monarchie. Gehirn und Intellekt Opatijas Gehirn, die Intelligenz hinter ihrem Wesen und ihrem (touristischen) Sein, wurde von unzähligen visionären Menschen geprägt. Einer der ersten war Friedrich Julius Schüler, Generaldirektor der österreichisch-ungarischen Süd- bahngesellschaft, verantwortlich für den Bau der Bahnlinie Triest–Rijeka, Inititator des Seebads Abbazia/Opatija und Inves- tor bei vielen Bauwerken, wie etwa dem Luxushotel Kvarner – 1884 das erste Hotel an der Adria mit einem Sanatorium für Lungenkranke und angeschlossenen Warmbädern. Zu Opatijas Gehirn zählen auch der Architekt Carl Seidl; Fachärzte wie Billroth, Virchow, Kristelli und Örtl; KünstlerINNEN wie Isadora Duncan, Lea Littrow und Gustav Mahler; Literaten wie Tschechow, Nabokov und Salvatore Quasimodo; Erfinder und Wissenschaftler wie Sternbach, Emil von Behring und Mohorovičić (...) – eine umfassende Aufzählung würde den hier gegebenen Rahmen sprengen. Immunsystem Nicht zuletzt verfügt Opatija über die 10 km lange Franz-Josef-Promenade direkt am Meer, die dem Körper bereits bei einem einfachen Spaziergang Gutes tut: Feinste Meerstaubpartikel in der Luft (Aerosole) tragen Spurenelemente und Mineralien wie Magnesium, Mangan und Kobalt in feinster Form in die letzten Ecken der Lunge und schenken dem Körper Widerstandsfähigkeit und Kraft. Traumhaftes Panorama gibt's dazu! MEIN OPATIJA Wir haben » unsere « Reiseleiterin Barbara gefragt, welche Besich- tigung bei einem Kurzbesuch an der Opatija-Riviera unerlässlich ist. Die einzigartige Meerpromenade? – „Ja, ja, natürlich!“ Der Park Angiolina? – „Unbedingt! – Aaaaaaaaber...“ Barbara schüttelt lachend ihren Wuschelkopf: „Die Worte » kurz « und » Opatija « passen einfach nicht zusammen.“ Dann beginnt sie zu erzählen: Ein Sonnenschein! Barbaras Fröhlichkeit ist so ansteckend wie ihre Liebe zur Stadt Opatija und der gesamten Region. „Ist Ihre Frau immer so lebenslustig?“ haben wir ihren Ehemann gefragt. „Ob Sie es glauben oder nicht“, antwortete der eher zurückhaltende Mann lachend: „Die Antwort ist ja!“ Das Foto oben zeigt Barbara bei der Büste des polnischen Schrift- stellers und Nobelpreisträgers Henryk Sienkiewicz, der sich in den Jahren 1887, 1889 und 1905 in Opatija aufhielt und hier wohl auch an seinem berühmten Roman »Quo Vadis?« gearbeitet hat. KURZ-VITA Barbara: Mittelschule für Hotellerie Crikvenica, Universitätsstudium Germanistik und Anglistik mit Diplom. Zertifizierung von der Kroatischen Zentrale für Tourismus und zur Reiseleiterin für die Regionen Kvarner, Istrien, Lika und Gorski kotar. Fremdsprachen: DE + EN. MIRAMAR      9

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