JRE Passion Stories

11 PASSION STORIES No. 1 »DIE BAUERN SIND GROSSARTIGE IDEEN- GEBER. EIN BESUCH AUF DEM FELD IST WIE WEITERBILDUNG« Josef Floh Gastwirtschaft Floh »OHNE RINDER, SCHA- FE UND DIE BAUERN GIBT ES KEINE LAND- SCHAFTSPFLEGE. DA WÜRDE ES WILD BEI UNS AUSSCHAUEN« Alexander Gründler Alpin HANNES MÜLLER (DIE FORELLE) & STEFAN BACHMANN, DER SONNENBAUER D ie landwirtschaftliche Formel im Gailtal auf 1.000 Höhenmeter ist schnell zu lösen und bedeutet in der Regel Viehzucht und Fleisch. An Gemüse- bau denken in diesen Lagen nur Visionäre, Idealisten – und – Stefan Bachmann. Vor sieben Jahren begann er mit einem Mini- garten und pflanzte für den Privatgebrauch gerade einmal ein paar Karotten. Heute be- wirtschaftet er zwei Hektar und fünf unbe- heizte Folientunnel. „Auf 1.000 Meter bist du auf Augenhöhe mit der Sonne. Das funktio- niert auch imWinter“, sagt Bachmann. Von Vogerlsalat und Portulak bis zu Heidelbee- ren, Rhabarber und Tomaten gedeihen in luftigen Höhen. Alles wird zwar später reif, dafür ist die Qualität einzigartig. Und viele Raritäten sind selbst in der Tiefebene nur schwer zu bekommen. Für die gehobene Küche und für Bachmann ein Glücksfall. „Die Köche schätzen das Ge- müse. Und sie wissen, wie man die ausge- fallenen Sachen verarbeitet“, freut sich der Sonnenbauer. Stefan Bachmann, Hof Kunz, Kreuth ob Jenig 3, 9631 Jenig im Gailtal, Gemüse, Beeren, Kräuter | Liefert Gemüse- kisten an private Endverbraucher. hofkunz.at JOSEF FLOH (GASTWIRTSCHAFT FLOH) & ROBERT BRODNJAK, DER VIELFALTSBAUER M anche Bauern be- wirtschaften 30 Hektar mit drei Kulturen, der Robert baut auf einem Hektar 300 Sorten an. Wenn Floh über Robert Brodnjak spricht, glitzern seine Augen. Zurecht – die Vielfalt spricht Bände. Seit zehn Jahren arbeitet Brodnjak auf dem Feld, sät, pflanzt und erntet mit der Hand. Seine Profession als Koch kommt ihm zugute. „Er sieht den Anbau mit anderen Augen und weiß, was Köche benötigen“, sagt Floh. Brodnjak bestätigt. „In der Kochlehre glaub- ten wir, es gibt nur eine Karottensorte.“ Seit drei Jahren läuft der Betrieb als ressour- censchonende, biointensive Marktgärtne- rei. Gemüse wird nicht für den Supermarkt, sondern für den hofeigenen Markt produ- ziert. „Wir tragen zum Umweltschutz und zur Förderung der Bodengesundheit bei und schaffen eine faire Wertschätzung für die Leistung von Menschen und Umwelt auf so- zialer, ökonomischer und ökologischer Ebe- ne. Für eine gute Zukunft“, so Brodnjak. Robert Brodnjak, 2002 Füllersdorf 11 Marktgärtner | alte und neue Sortenraritäten Tel. +43 (0) 680 / 33 31 863 ALEXANDER GRÜNDLER (ALPIN) & ANDREAS DANLER, DER NACHBARBAUER D er Weg, den die Milchkühe und die Ochsen von Andreas Danler auf der Weide am Tag zurückle- gen, ist wohl weiter als die Distanz von Danlers Hof zum Koch Alexander Gründler. Geschätzte 100 Meter Luft- ERDVERBUNDENE Stellvertretend für viele enge Kooperationen zwischen JRE-Köchen und Landwirtschaft: 5 Bauern, die in ihren Betrieben mit großer Leidenschaft die hohe Qualität der österrei- chischen Lebensmittel garantieren. linie liegen zwischen den zwei Betrieben. Und während manche Joghurts tausende Kilometer reisen, bringt es Danler in einer Minute zum Restaurant. Regionaler geht es kaum. „Ich schätze das. Und unsere Gäste auch. Sie erleben mit, wo etwas her- gestellt wird. Und dass die Kühe für die Landschafts- pflege verantwortlich sind, das wird ihnen auch be- wusst“, sagt Gründler. Danler lacht. „Ja, ein paar wissen es schon, dass ohne Bewirt- schaftung alles zuwach- sen würde.“ Viele Touristen suchen die Naturerlebnisse, auch wenn es immer noch ein paar gibt, die den Bezug zur Natur verloren haben.“ Der Weg zum Verständnis mag noch etwas dau- ern, er ist aber einer, der Lust macht. Andreas Danler, Hinterwinklhof, 6215 Achenkirch 21, Almochs, Eier, Joghurt | Hofladen für Eier und Joghurt Tel. +43 (0)680 / 20 26 589 ANDREAS HERBST (RIEDERALM) & MARTIN HAITZMANN, DER BIO-PIONIER W er vor 60 Jahren, in der Hochblü- te des Kunstdüngers, auf biolo- gische Landwirtschaft umstell- te galt wohl eher als Spinner und kaum als Visionär. Michael Haitzmann interessierten die Vorurteile nicht. Er wollte 1964 seine Ideale umsetzen, eine Kreislaufwirtschaft verwirklichen und seine Familie ernähren. Freilich hätte er es auch einfacher haben können. Doch man muss nicht immer alles wie die anderen machen. Das dach- te sich auch sein Enkel Martin Haitzmann, der im Saalfeldner Becken auf 744 Meter Seehöhe eine gemischte Landwirtschaft mit Milchviehhaltung, Le- gehennen und Gemüse be- treibt. Darunter scheinbare Exoten wie Artischocken, Wassermelonen oder Süß- kartoffeln. Andreas Herbst schätzt das. „Martin ist der ein- zige Bauer in der Region, der Gemüse in dieser Qualität anbaut.“ Für Haitzmann sind PARTNERSCHAFTEN JRE Alexander und Armin Gründler (Alpin) mit „ihrem“ Bauer Andreas Danler am Achensee. Foto: Johannes Kernmayer die Köche der Knackpunkt: „Es geht um das Zusammenspiel zwischen Erzeuger und Kü- chenchef und die Ideen des Kochs. Wenn alles passt, entsteht Erfolgrei- ches!“ Martin und Michaela Haitz- mann, Bio-Hof Stechau- bauer Wiesersberg 3, 5760 Saalfelden | Biogemüse, Bio- eier, Bioerdäpfel | Verkauf direkt am Hof, in der Ver- kaufsstelle in Saalfelden und in der Gemüsehütte bei der Hofzufahrt. stechaubauer.at PETER PICHLER (MOLZBACHHOF) & JOSEF BAUER, DER HANDSCHLAGSBAUER D ie Kooperation von Köchen und Bauern mag für manche Kulinariker Neuland sein. Für Josef Bauer ist es eine Selbstverständlichkeit mit Tradition. „Wir haben schon mit dem Großvater vom Peter zusammengearbeitet. Und es hat im- mer funktioniert. Also behalten wir das auch bei“, sagt Bauer, der neben dem gegenseitigen Austausch auch das Gemeinwohl hervorhebt. „Direkt- vermarktung, kleine Strukturen, Unabhän- gigkeit und kurze Transportwege sind für mich und für die Umwelt gut.“ Wenn er über den Wert der Landwirtschaft und das damit vermittelte touristisch gern gesehene Land- schaftsbild spricht, lacht Bauer. „Ich wüsste nicht wie es sonst ausschaut. Aber ich kann mich ja nicht selbst abschaffen.“ Das hat er auch nicht vor. Bauer möchte sich ebenso wenig spezialisieren und zu groß werden. „Ich finde das nicht richtig“, sagt er mit einer Ruhe, die einem wohl nur innewohnt, wenn man im beschaulichen Kirchberg am Wechsel zuhause ist. Dort, wo seit Jahrzehn- ten Freundschaften gepflegt werden und die agrarische Welt noch in Ordnung ist. Fam. Bauer, Lehen 65, 2880 Kirchberg, Lamm, Obst, Kartoffeln, Enteneier, Eier | Kein Hofladen, einige private Haushalte werden aber beliefert Tel. +43 (0)650 / 969 64 41

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