JRE Passion Stories

4 PASSION STORIES No. 1 IRGENDWO IM NIRGENDWO Bei Jürgen Csenscits sagen sich nicht nur Fuchs und Hase, sondern vor allem Störche gute Nacht. Im Gannerhof schleichen Hirsche und Gämsen ums Haus und bei Michi Kolm warten waschechte Bären auf die Besucher. Es wird Zeit, mal in (noch) unbe- kannte Galaxien vorzustoßen. S chon Osttirol, das von kei- nem einzigen Autobahn- kilometer erschlossen wird, gilt als einer der entlegens- ten Winkel Österreichs. Und das zehn Kilometer lange Villgraten- tal kann man getrost als das bes- te Versteck in Osttirol bezeich- nen. Es ist ein Tal, in dem sich die Bewohner bis heute dage- gen verwehren, die unberührte Natur als planierte Alpenkulisse an den Massentourismus zu ver- scherbeln. Es ist ein eigener Men- schenschlag, der, geographisch eingezwickt zwischen Kärnten und Tirol, keine Identitätskrise hat, sondern im Einklang mit der Umgebung eine besonders starke Persönlichkeit entwickelte. Eine, die das Wertvollste, nämlich die Unberührtheit, bewahrt, aber den Blick trotzdem stets nach vor- ne gerichtet hat. Hier trifft man noch altes Handwerk an, wie We- berei oder Instrumentenbau, und hier hat Genuss nichts mit tou- RESTAURANT KOLM Bei den Bären E ine Lebensphilosophie muss nicht kompliziert sein, sie muss nur funktionieren. Die von Michael Kolm lautet: „Jeder hat seinen Auftrag, und das hier ist halt meiner.“ „Das hier“ war, nach acht Jahren bei Mraz & Sohn in Wien, heimzukehren ins Wald- viertel. Genauer nach Arbesbach, also dorthin, wo sich nicht Fuchs und Henne, sondern die Bären im angrenzenden Bärenwald gute Nacht sagen. Michaels Vater hatte dieses Waldstück einst an die Tier- schutzorganisation „Vier Pfoten“ verpachtet, um dort traumatisier- ten Bären nach qualvollem Dasein in artfremder Haltung zumindest einen angenehmen Lebensabend zu bescheren. Drei Braunbären le- ben derzeit dort, und wenn man Glück hat, bekommt man sie bei geführten Wanderungen auch zu sehen. Am Rand des Bärenwaldes stand auch das Gasthaus Kolm – als Labstelle für Ausflügler, die ne- ben den Braunbären auch die Ru- ine Arbesbach oder den Höllfall mit seinen mächtigen Granitblö- cken in diesem entlegenen Stück Waldviertel besuchen wollten. Ab 2006 begann Michael Kolm das Wirtshaus in einen Gourmettem- pel umzuformen – wofür der kre- ative Wirbelwind nach den Jah- ren auf der Überholspur in Wien zunächst einmal auf Waldviertler Tempo herunterfahren musste: „Das war letztlich hilfreich. Weil man langsam mit seinem Projekt mitwachsen kann und sich auch Warum zu Michael Kolm kommen? Weil ein Besuch beim Michi eine kulinari- sche Eskapade werden könnte. Wo wohnen? In einer der zum Restaurant gehörenden drei „Roon-Lodges“ mit den Namen Granit, Feuer und Wasser Ein Haus mit Charakter: der Gannerhof im Villlgratental widerspiegelt beim Essen und Wohnen in jedem Detail das alpine, unverfälschte Osttirol. DER GANNERHOF Bei Gämsen & Hirschen Michael Kolm Foto: Gannerhof Foto: Gerhard Wasserbauer Foto: Julia Leeb Text: Wolfgang M. Gran

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