Kvarner Magazin 2020

19 18 KULTUR Am Übergang zur Welt der »Barbaren« legten die alten Römer über Jahrhunder- te ein rund 5000 Kilometer langes Grenz- sicherungssystem an, den sogenannten Limes. Entlang der Donau nennt man ihn Donaulimes – ein durch acht Länder füh- rendes Band aus Kastellen, Wachtürmen, Siedlungen und Steinmauern, das sich um die Ernennung zum UNESCO-Weltkultur- erbe bewirbt. Systematische Grabungen und das Studium von Altfunden wollen bald Antwort auf die Frage geben, ob das römische Militär bereits seit Augustus an der Donau in Kroatien stationiert war. Das als »Claustra Alpia Iularium« bekann- te Verteidigungssystem des Römischen Reichs führt von Kärnten über Slowenien nach Kroatien, wo es mit 80 Kilometern Länge eines der größten und komplexes- ten Denkmäler der Spätantike darstellt. Die Festung Trsat bei Rijeka zählt dazu. Ein Besuch lohnt sich, nicht zuletzt wegen der traumhaften Aussicht über die Bucht. S TE I NWAL L DER RÖMER SPANNENDE ARCHÄOLOGIE Weltweit den 3. Platz beim in- ternationalen SKAL Wettbewerb fuer nachhaltigen Tourismus (Kategorie »Community and Government«) (www.skal.org ) belegte der TVB Kvarner für seine Beiträge zum EU-Projekt »Mala barka«. Namensgeber des Projektes sind die kleinen loka- len Holzboote, heute oft durch Kunststoffboote ersetzt. www. malabarka.eu Lebendig erfahren lässt sich das spannende Kvarner Küstenleben im  Interpretationszentrum für maritimes Erbe (Krk/Altstadt). Multimediale Infos zur lokalen Fischerei und Seefahrt, histori- sche  Ausstellungsstücke sowie eine Miniaturschiff-Werkstatt mit Workshops laden dazu ein. In Mošćenička Draga spiegelt das Haus des Meeres Leben und Arbeiten der Einheimischen in einem denkmalgeschützten Gebäude wider und direkt vor dem Museum des Apoxyomenos in Mali Lošinj bildet der Logger »Nerezinac« ein schwimmendes Freilichtmuseum. Das wertvolle Exemplar des traditionellen Schiffbaus schildert das Leben an Bord – zum Staunen, Angrei- fen und Mitmachen. Sieht man am Himmel über der Insel Cres große majestätische Vögel kreisen, handelt es sich dabei wahrscheinlich um »Gyps fulvus«, auch Weißkopf- oder Gänsegeier genannt. Zu Beginn des 20. Jhdts. waren die sympathischen Aasfresser mit Flügel- spannweiten bis zu 280 cm 4  in ganz Kroatien verbreitet und erfüllten eine wichtige Funktion im Ökosystem. Heu- te ist ihre Art europaweit stark ge- fährdet, einzig in Spanien, wo man bereits frühzeitig Schutzmaßnahmen ergriff, konnte der Artbestand erhal- ten werden. Dies ist auch das Ziel des Priroda-Schutzzentrums auf der Insel Cres. Als eine der letzten Gänsegeier- Populationen, die in steilen Klippen über dem Meer nisten, beheimaten die Kvarner Inseln rund 100 Tiere. „Nachdem die Greifvögel pro Jahr nur ein Ei legen und erst mit fünf Jahren ge- schlechtsreif sind, lohnt sich die Rettung jedes einzelnen Vogels”, erklärt Wild- life-Rehabilitator Tomislav 5 , der 2018 zusammen mit seinen Kollegen 17 Tiere gerettet hat, großteils Jungvögel, die bei Flugübungen ins Meer gestürzt sind. In einer Voliere werden die Patienten art- gerecht gepflegt und nach einem Jahr in die Freiheit entlassen. Der Besuch des informativen Multimedia- Museums 3  im Priroda-Schutzzentrum lohnt sich! www.belivisitorcentre.eu KULTUR gut Dank permanenter Schutzbemühungen blieb die Population der imposanten Gänsegeier auf den Kvarner Inseln bis heute erhalten. Das Gänsegeier-Rettungs- zentrum in Beli beherbergt auch ein interessantes Multimedia-Museum. Schutz für die Könige der Lüfte Besondere Anerkennung für das Museum des ApoxYomenos Die antike Bronzestatue des griechischen Athleten Apoxyomenos (rechts) wurde 1999 aus dem Meer bei Lošinj geborgen und restauriert. Nach einer Reise um die Welt bezog der wertvolle Grieche ein stylisches Museum im Hafen von Mali Lošinj. Beim Wettbewerb zum Europäischen »Museum des Jahres«, erhielt das Projekt die besondere Anerkennung »Special Commendation EMYA 2019«. www.muzejapoksiomena.hr VOT I VK I RCHEN GOTT SEI DANK Zum Dank für die Rettung aus einer Notlage oder von einemWunsch beseelt, errichteten die Menschen in der Kvarner Bucht Votivkirchen. Dort erzählen Bilder und Gelübde an den Wänden unzählige Geschichten. Die 1543 erbaute Kirche »Maria Verkün- digung« in der Lošinjer Čikat-Bucht steht an der Stelle, an der man einst auf Segelschiffe wartete oder sich von ihnen verabschiedete 1 . Auch im Komplex des Franziskaner- klosters der Loreto-Wallfahrtsstätte Trsat (Rijeka) birgt eine Votivkirche das gotische Standbild der lächelnden »Muttergottes von Slunj« 2 , 1583 vor den einfallenden Türken gerettet. Jahrtausendealte Zeitzeugen begleiten einem hier auf Schritt und Tritt. Museen machen Geschichte, Kulturgut und Natur verständlich. VERSUNKENE RÖMERS TADT MI T K I RCHENRU I NE FULFINUM – STAUNEN AUF KRK Badespaß und Kulturinteressen lassen sich in Omišalj auf der Insel Krk hervorragend unter einen Hut bringen. Schöne Sand- und Kiesstrände prägen die 3 km lange Bucht. Neben dem außergewöhnlich gut erhal- tenen historischen Zentrum von Omišalj sollte man unbedingt den nur 2 km entfernten Archäologiepark von Mirina besuchen. Dort wurde eine beeindruckende Basilika aus dem 5. Jhdt. teilweise rekonstruiert, wofür man die monumentalen Blöcke der im vorgelagerten Meer versunkenen antiken Römerstadt »Fulfinum« verwendete. TIPP: Beim mehrtägigen Fest »Antički dani« im Juli erwacht die Geschichte hier wieder zum Leben. MALA BARKA – KÜS TENL EBEN KLEINE BOOTE UND MEHR TIPP 1 2 3 4 5 Kleine Boutique – große Geschichte: 2011 wurden bei Renovierungsarbeiten in der Altstadt von Krk die Überreste eines römischen Venustempels entdeckt. Fragmente des seltenen Heiligtums aus dem 1. Jhdt. vor Chr. sind heute unter einer dicken Glasscheibe im Boden zu sehen. Wo früher die Mütter um Schönheit für ihre Töchter beteten, findet Mann von heute Sommer- mode. Eine Tafel informiert. A. Mahnića 3, Krk shoppen mit venus Fotos:Cernelić (1), Hauenstein (2), Heuer (1), Neuhuber (1), Lošinj Hotels (1), Priroda/Heuer (1), TZ Krk (1), Museum Apoxyomenos (1), Shutterstock (1)

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