32 GIPFELN & MEER KULTURERBE ZWI SCHEN IN KAUM EINER ANDEREN REGION WERDEN KULTURERBE UND TRADITION SO ENGAGIERT FÜR DIE ÖFFENTLICHKEIT DOKUMENTIERT WIE IN DER KVARNER BUCHT. WER SICH DAFÜR INTERESSIERT, FINDET UNTERHALTSAME WEGE ZUM WISSEN. Burgen, Kastelle, meterdicke Stadtmauern – in so ziemlich jedem Ort der Kvarner Bucht halten bis heute wehrhafte Zeugen stürmischer Zeiten die Stellung, zumindest als Ruine. Die gleichermaßen fruchtbare wie praktische Nähe von Gebirge, Küste und Inseln machte die Adriaregion über Jahrtausende zum umkämpften Ziel. Schätze und Güter wurden deshalb bevorzugt im Hinterland verschanzt, bestenfalls auf Hügeln und Bergkuppen, die feindliche Übernahmen erschwerten. Nachweislich hielten sich im Kvarner bereits um 6000 v. Chr. Menschen auf, so richtig »lebendig« wurde es aber erst durch seefahrende liburnische Händler und angriffslustige Piraten. Reste einer Werft der Liburner sind in der Bucht Mala Luka zwischen Vrbnik und Baška noch zu sehen, auf den Inseln Krk und Rab finden sich einige ihrer Grabdenkmäler. Im 2. Jhdt. v. Chr. kamen die Römer. Und es wurde gebaut: Orte wie Osor (Apsorus), Krk (Curicum), Beli (Caput Insulae) und Trsat (Tarsatica) stammen aus dieser Zeit, und vier wichtige Schifffahrtswege hinterließen reichlich Kulturerbe, auch am Meeresgrund. Im 6. Jhdt. übernahm Byzanz die Herrschaft an der oberen Adria. In Folge kamen und gingen die Slawen, Venezianer, Ungarn, Österreicher und Italiener. Doch nur die Kroaten konnten sich in der Kvarner Bucht auf Dauer eine Heimat aufbauen. Ihre einstigen Rivalen sind heute als Urlaubsgäste willkommen. Was für eine starke Botschaft! Nach dem Fall Venedigs erblühte die Region, allen voran die Insel Lošinj, unter österreichischer Verwaltung (19. Jhdt.) als Schiffsbau- und Seefahrtszentrum. KLEINE BOOTE – GROSSE GESCHICHTE Das EU-Projekt »Mala barka« hat sich zum Ziel gesetzt, das maritime Erbe der Küstenregionen Kvarner, Slowenien und Istrien zu bewahren. Museen, Veranstaltungen und Events machen die Vergangenheit unvergessen, wie etwa das Festival »Lošinj segelt um die Welt«. Ihren Namen erhielt die Initiative von den kleinen traditionellen Booten (mala barka), die ursprünglich aus Holz gefertigt wurden und aktuell eine Renaissance erleben. www.malabarka.eu Fotos: Heuer (1), Tariba (1), TVB Lošinj (1) Alle Kvarner Museen → SEEFAHRT, ARCHITEKTUR UND LANDWIRTSCHAFT MALEN EIN NAHEZU VOLLSTÄNDIGES BILD DER KVARNER KULTUR. DREI TIPPS ZUM ERLEBEN, ERFORSCHEN UND ERKENNEN. 1 3 2 1 Freilichtmuseum mit Segelschiff Direkt vor dem Museum des Apoxyo- menos liegt das traditionelle Frachtschiff »Nerezinac« am Kai, ein zweimastiger Toppsegelschoner vom Typ »Lošinjski Loger« aus dem 19. Jhdt. Als schwimmendes Museum schildert und inter- pretiert das liebevoll restaurierte Schiff (geschütztes Kulturgut seit 2010) die maritime Tradition der Insel Lošinj auf unterhaltsame, teils interaktive Weise an Bord. 2 Mann aus dem Meer Nach langer Zeit auf dem Meeresgrund, aufwendiger Restaurierung und Reisen durch ganz Europa hat die lebensgroße und mindestens 22 Jahrhunderte alte Bronzestatue des Apoxyomenos am Hafen von Mali Lošinj eine würdige Heimat gefunden – ein stylishes Museum ganz für sich allein! www.muzejapoksiomena.hr 3 Museum der Schafzucht Über die Geschichte der Schafe auf Cres, deren Wolle sich aktuell neuer Beliebtheit erfreut, und die komplexe Inselkultur rundherum informiert das »Muzej ovčarstva« im Bergdorf Lubenice. Interessantes vom Leben der Tiere über Wollgewinnung, Fellgerben und Käseherstellung bis zum Dudelsackpfeifen. Ein Shop offeriert die Werke kroatischer Filzkünster. Die in Zagreb lebende Künstlerin Tea de Both verbringt vor Ort ihre Sommermonate und fertigt beeindruckende Masken und Filzskulpturen, die sie weltweit verschickt. www.muzejovcarstva.org
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