8 KVARNER Magazin 9 die ersten Hotels bauen ließ und die prächtige Villa Angiolina mit ihrem 3,6 Hektar großen Park samt 150 verschiedenen Pflanzen erwarb. Und der damit einen wichtigen Grundstein für die heilklimatische Karriere des Ortes legte, der 1889 offiziell als »Curort« anerkannt wurde. All das zog plötzlich die feine Gesellschaft aus gekrönten Häuptern, prominenten Literaten, Schauspielern und Komponisten von Wien bis Budapest und von Prag bis Krakau oder Lemberg magnetisch an. Denn mit den 85 (!) bis zum Jahr 1890 neu erbauten Hotels und Villen hielt auch ein sehr spezielles Gesellschaftsleben im ehemaligen Fischerdorf Einzug. Der österreichische Heimatdichter Peter Rosegger, der 1887 in der Villa Angiolina auf Einladung des Kronprinzenpaares Rudolf und Stephanie eine Lesung in steirischer Mundart hielt, schwärmte in seinen Reiseskizzen: „Prunk und Pracht, schöne Frauen, liebliche Musik! Als ob das Feinste der feinen Welt sich hier versammelt hätte, um mich zu grüßen.“ WELLNESS UND ENTSCHLEUNIGUNG Es war die hohe Kunst des kultivierten Müßiggangs in einer unbeschreiblich schönen Umgebung mit türkisblauem Meer, blühenden Kamelien und Akazien sowie einem äußerst wohltuenden Klima, das die erlauchte Gesellschaft in der frühen Blütezeit des Kurortes um die Jahrhundertwende begeisterte. Heute würde man dazu wohl Wellness und Entschleunigung sagen, vielleicht sogar Achtsamkeit, damals beschrieb man in blumigen Worten schlicht umfassendes Wohlbefinden. EINFACH MIT SICH SEIN KÖNNEN Dazu kam, dass bereits Anfang des 20. Jhdts. Therapien, wie warme und kalte Seebäder, Inhalationen oder Wasser-Heilgymnastik angeboten wurden. Dinge, die das touristische Angebot auch heute in ihren weiterentwickelten Formen sehr speziell machen. Die Klientel hat sich gegenüber der Monarchiezeit freilich verändert – nicht jedoch der Aufenthaltszweck. Unsere Ansprechpartnerin aus dem Tourismusbüro beschreibt das so: „Urlaub ist auch, wenn man sich erlaubt zu regenerieren. Wer für sich etwas tun möchte, mit sich und der Umgebung in Kontakt bleiben will, der findet hier alles.“ Zunehmend wollen das auch jüngere Menschen, die den Begriff »Kururlaub« gründlich abgestaubt und mit neuen Attributen versehen haben. Wellness, Relax oder Detox sind jetzt die Bezeichnungen, was die Fachfrau bestätigt: „Eine Generation mit anderen Werten ist entstanden. Diese Menschen müssen nicht ständig von außen unterhalten werden, sondern können sehr gut einfach mit sich sein.“ Anfang und Ende − dazwischen ein Traum. Der Hafenort Volosko 1 markiert den nördlichen Punkt des Lungomare, der über die Hafenstadt Opatija sowie die Orte Ika und Ičići zum Villenstädtchen Lovran im Süden führt. 2. Gesäumt von Villen, Hotels, Parks, mediterranen Gärten und natürlich der Adria, passiert die Küstenpromenade auch Strände (wie hier bei Opatija) 3, Häfen, Restaurants und Cafés. „Nirgendwo sonst fühlen sich die Kranken gesünder und die Einsamen glücklicher. Es ist ein Schweben in Genuss und Glück und Leichtsinn vor prachtvoller Kulisse und in herrlichen Dekorationen.“ Johannes Sachslehner in seinem Buch »Abbazia. K.-u.-k.-Sehnsuchtsort an der Adria« → TV-Biogärtner Karl Ploberger zu ... DEN BESONDERHEITEN DER KVARNER VEGETATION: Dort wächst alles, was das Gärtnerherz begehrt, von der Hanfpalme über den Klebsamen bis hin zur Lagerstroemia, dem Flieder des Südens. Ganz zu schweigen von den unzähligen duftenden mediterranen Kräutern. Im Frühjahr gibt es dort eine ähnliche Vegetation wie bei uns – nur früher und schöner. DEM SPEZIELLEN KLIMA: Die Adria wirkt hier wie eine große Zentralheizung und hält die Temperaturen konstant. Das führt zu einem Pflanzenwuchs, den es nur ein paar Kilometer entfernt nicht gibt. SEINER PERSÖNLICHEN BEZIEHUNG ZUR REGION: Ich begleite betreute Reisen des Roten Kreuzes als Botschafter, liebe diese Gegend aber auch privat. Man taucht nach nur drei bis vier Stunden Fahrt in eine ganz andere Welt ein, in ein Umfeld, das bei uns nur noch schwer denkbar ist. Das beginnt, wie gesagt, bei der speziellen Vegetation und reicht bis zum Laufen auf dieser schier endlosen Promenade in Opatija, das jedes Mal etwas ganz Besonderes ist für einen Kurztrip, zumal das Klima besonders gesundheitsfördernd ist. Gruß aus dem Mittelalter. Mošćenice 4 trohnt hoch über der Bucht und ist über einen Treppenweg mit dem Fischer- und Badeort Mošćenička Draga 5 verbunden. Auch hier gibt es eine Promenade! Über 2 km wechseln lebhafte touristische Abschnitte (im Sommer) und mediterrane Naturschönheiten einander ab. Am bewaldeten Ende des Wegs ist die »Talstation« der insgesamt 700 Stufen ins Bergdorf. Der Park Angiolina: Blühendes Kulturgut ganz nah am Stadtstrand von Opatija. Die Keimzelle der Stadt Opatija. Die Kirche St. Jakob im Zentrum gilt als historischer Ursprung und Namensgeber (Opatija = Abtei) 6. Die Kamelie ist ein Wahr- zeichen der Stadt Opatija und gedeiht dort in vielen Gärten und Parks. Fotos: Hauenstein (1), ORF (1), Standl (6), Grafik KHS (1) →
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