Wachau Magazin 2020
Hauptsaison täglich 01.05.–04.10.2020 tägl. stromaufwärts St. MS Dürnstein MS Wachau MS Dürnstein MS Wachau Krems/Stein 25 10:15 13:10 15:45 Dürnstein 20 10:45 13:40 16:20 Spitz an 16 11:45 14:35 17:20* Spitz ab 16 11:45 14:45 17:30 Emmersdorf 38 | 15:55 18:40 Melk/Altarm 11 13:20 16:05 18:50 *Umsteigen auf MS Wachau, um die Fahrt nach Melk fortzuführen tägl. stromabwärts St. MS Wachau MS Dürnstein MS Wachau MS Dürnstein Melk/Altarm 11 11:00 13:50 16:25 Emmersdorf 38 11:10 | | Spitz ab 16 11:40 14:40 17:10* Spitz an 16 12:00 14:40 17:25 Dürnstein 20 12:30 15:10 17:50 Krems/Stein 25 12:50 15:30 18:10 *Umsteigen auf MS Dürnstein, um die Fahrt nach Krems fortzuführen K M K M Vorsaison 28.03.–29.03., 04.04.– 05.04., 11.04.–30.04.2020 und Nachsaison 05.10.–01.11.2020 10:15 Krems › Melk 13:50 Melk › Krems Zwischenstationen siehe Fahrplan Hauptsaison. WACHAU SCHIFFFAHRTEN Foto: DDSG Blue Danube (Andreas Jakwerth) einfach hin & zurück Große Wachauschifffahrt K + M . . . . . . . . . . . . . . € 26,50 . . . . . . . . . . . . € 31,50 Kleine Wachauschifffahrt K oder M . . . . . . . . . . € 18,50 . . . . . . . . . . . . € 22,00 Krems ↔ Dürnstein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . € 14,00 . . . . . . . . . . . . € 16,00 Fahrräder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . € 2,00 WA C H A U M A G A Z I N 2 0 2 0 | 19 W E LT E R B E 18 | WA C H A U M A G A Z I N 2 0 2 0 Das nahezu fensterlose Museum für zeitgenössische Kunst ist zweifellos ein kultureller Hotspot. Eindrucksvoll der se- gelartige Baukörper, der sich von einer Grundfläche von 33 mal 33 Metern als sich leicht verjüngender Pyramiden- sockel in einer eleganten Drehbewegung 21,5 Meter in die Höhe schraubt und Richtung Donau zu wenden scheint. Die Gebäudehülle aus 7.200 matt-silbergrauen Schindeln aus einer Zink-Titan-Legierung sind als Referenz an die mittelalterliche Dachlandschaft von Stein gedacht, dessen Altstadtgassen sich unmittelbar anschließen. »Es war der Wunsch nach Erkennbarkeit und Identität, der uns geleitet hat – was ja auch nachvollziehbar ist, wenn man in einer so malerischen Landschaft im 21. Jahrhundert ein neues Museum baut«, bekräftigt Christian Bauer, der künstlerische Direktor der Landesgalerie. »Sein« Haus ver- bessere eindeutig die Lebensqualität, als »kultureller Nah- versorger« und Treffpunkt der Menschen am Tor zur Wachau. »Unsere Ausstellungen behandeln Themen, die uns aktuell betreffen. Wir suchen Antworten auf die Welt der Gegenwart.« So werden die Ausstellungen mit Werken der Niederösterreichischen Landessammlungen und Leih- gaben zu wechselnden Themen immer einen Bezug zur Re- gion haben. Die Besucher können sich dabei auf fünf Ebenen mit rund 3.000 m 2 ohne vorgegebene Richtung be- liebig bewegen. Ein zusätzlicher Höhepunkt im wahrsten Sinn auf der höchsten Ebene: Eine kleine Panoramaterrasse, die mit einem Pavillon von Dan Graham nicht nur Teil des Muse- ums ist. Sie ermöglicht mittels dreieckiger Fensteröffnung den Blick auf die Altstadt von Stein und auf die Donau. Und natürlich auch in der Ferne auf Gottes eigenen Wohnsitz. »Heute war wieder ein Tag des Herrn. Es wurde nicht gearbeitet, war alles besoffen...« Propst Hieronymus Übelbacher SPIRITUELLER KRAFTORT Diese Sache mit der Privatadresse des Allmächtigen ist nur eines der vielen Synonyme des Stiftes Göttweig, das in 429 Metern Höhe gleichsam über der Landschaft schwebt. Himmelspforte, Heiliger Berg, Kastell des Himmels, öster- reichisches Montecassino – die Liste ist lang. Also ein Bau- werk sondergleichen ausschließlich zum Lobe des All- mächtigen? »Göttweig ist architekturgewordene Türkenangst«, über- rascht Columban Luser, der Abt des Benediktinerklosters. Ein Blick in die Geschichte erklärt warum. Die 1083 ge- gründete Klosteranlage fiel am 17. Juni 1718 einer Brand- katastrophe zum Opfer. Für den Wiederaufbau hatten sich Balthasar Neumann und Jakob Prandtauer beworben. Doch sein heutiges Aussehen verdankt Göttweig den Plänen des Hofarchitekten Johann Lucas von Hildebrandt. Grund: Hil- debrandt galt als Festungsbaumeister. Die Furcht vor einer erneuten osmanischen Aggression nach der zweiten Wie- ner Türkenbelagerung im Jahr 1683 war auch mehr als 30 Jahre später noch präsent. Auf dem Gelände der sakralen Barockburg habe sich einst ein Kultplatz aus der Zeit der Kelten befunden, erläutert Abt Columban. Über 2000 Menschen hätten dort gelebt. Und eine Kraftquelle sei Göttweig weiterhin. Über 100.000 Be- sucher pilgern jährlich auf den »Heiligen Berg«, staunen über die barocke Pracht, wie etwa die monumentale Kaiser- stiege mit dem zauberhaften Deckenfresko von Paul Troger. Was sie sonst noch suchen? Am Eingang der Klosteranlage steht »Pax« – Friede. Abt Columban: »Wir sind ein Ort der Begegnung. Wir kennen keine Touristen, nur Gäste.« Ein spirituelles Zentrum mit offenen Toren. Seit über 900 Jahren beten, arbeiten und lesen Benediktiner auf Göttweig. Heute gehören noch 42 Mönche zum Konvent. Sie betreuen Pfar- reien, Krankenhäuser und Gefängnisse. Und laden Besu- cher in Stiftskirche und Krypta zum Gebet ein. »Uns ist jeder willkommen«, sagt der Abt. »Ob er beten möchte, ein Gespräch sucht oder bloß unseren Wein probiert.« Die Weingärten des Stifts, aktuell 28 Hektar, wurden bereits in der Gründungsurkunde von 1083 erwähnt. BAROCKE PSYCHOTRICKS Wer wandernd dem Welterbesteig der Wachau folgt, pas- siert 20 Burgen, Ruinen und Schlösser inmitten von Stein- terrassen und Weinbergen. Am Ende oder Beginn der Wachau, wie immer man dies sehen mag, wartet ein wei- teres epochales Bauwerk: das Benediktinerstift Melk. Pater Martin Rotheneder ist eine Art Topmanager in dunk- lem Habit. Der Benediktiner lebt seit 44 Jahren im 1089 gegründeten Kloster. Mit 32 Brüdern. Er zeichnet verant- wortlich für einen der größten Touristenmagneten Öster- reichs mit über einer halben Million Besucher pro Jahr. Nebenbei betreut er die vielfältigen Kulturveranstaltungen und das Museum. Und da ist ja auch noch das Gymnasium mit über 900 Schülern. »Herrlich«, ruft er und sprüht nur so vor Energie, »all die jungen Leute bringen frischen Wind in unsere Mauern!« Um die Weingärten des Stifts muss er sich zum Glück nicht auch noch kümmern, die sind an den Spit- zenwinzer Jamek verpachtet. Melk ist ein Gesamtkunstwerk mit fast 500 Räumen, Barock auf dem absoluten Höhepunkt. Sein heutiges Aussehen ver- dankt die Klosteranlage dem visionären Abt Berthold Diet- mayr (1670–1739). Er war der Regisseur, Jakob Prandtauer der ausführende Architekt. Die Bibliothek mit bis zu 1200 Jahre alten Büchern. Der Marmorsaal mit Paul Trogers Deckenfresko, vormals weni- ger geistliches Refugium als Partyraum für Kaiser und Könige. Das geschickt mit Multimedia spielende Museum, die barocke Gartenkunst im Stiftspark – lauter Sehenswür- digkeiten mit Wow-Effekt. Doch erst die Stiftskirche bringt die barocke Idee zur Voll- endung. Kein Zentimeter, der nicht meisterhaft von Men- schenhand geschaffen ist. So ausgeschmückt, so golden und orange und grün, so prunkvoll. Ein Gotteshaus als ganz große Oper. Nicht von ungefähr war der Architekt Antonio Beduzzi auch Theaterregisseur. Da steht man dann unter der 64 Meter hohen Tambourkuppel und staunt über Jo- hann Rottmayrs Fresken vom himmlischen Jerusalem. »Ja, da geht der Kopf hoch«, lächelt Pater Martin. »Eine un- glaublich wichtige Bewegung. Wie oft sind wir mit hängen- den Schultern unterwegs...« All die barocken Psychotricks gebauter Kunst, hier sind sie gegenwärtig. Der Mensch wird reduziert vor der Herrlichkeit Gottes. Aber gleichzei- tig bekommt er auch gezeigt, wie prächtig es im Himmel zugehen mag. Und er bekommt Sehnsucht – nach Schön- heit, nach Harmonie, nach etwas Nichtalltäglichem. Pater Martin sagt: »Wenn unsere Sehnsucht stirbt, dann stirbt der Himmel...« Foto: Gregor Semrad Steil erheben sich die Weinterrassen der Ried Achleiten am nördlichen Donauufer. Die »Himmelsstiegen« der Wachau wurden bereits im 11. Jahrhundert angelegt.
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