Wachau Magazin 2021

22 | WA C H A U M A G A Z I N 2 0 2 1 Die 1.000-jährige Weinstadt steht auf reichem Grund. Doch die Kremser und Steiner ruhen sich – frei nach dem alten Sprichwort – auf ihren überlieferten Kultur- und Kunst-Lorbeeren nicht aus: Modernes, ja Avantgardistisches setzt freche Kontrapunkte und ermöglicht selbstbewusste, künstlerische Dialoge zwischen Tradition, Heute und Zukunft. er bei Manfred Kopriva landet, hat Glück. Oder eine gute Nase. Oder beides. Der Galerist mit dem Hipster-Bart und dem freundlichen Lächeln kennt die vielen verschlungenen Wege, auf denen die Muse in und um Krems geht, sehr gut. Seine Galerie – ein markantes Eckhaus am Domini- kanerplatz – liegt am Anfangspunkt der Kunstmeile Krems, die von hier mitten in der Altstadt in fünf- zehn Gehminuten bis zum Minoritenplatz in Stein führt. Eine nautische Meile voll von Kunst und mo- dernen, ja avantgardistischen Konzepten, die dem alten Kulturjuwel Krems neue Facetten verpassen. Denn Handel, Donaufahrt, Weinbau und Unterneh- mergeist haben vom Mittelalter bis in die Neuzeit für Wohlstand gesorgt, für einen fruchtbaren Nähr- boden für die Kunst. Auch die zeitgenössische. KUNST UND IHRE SAMMLER Manfred Koprivas Vater kam in den späten 1960ern aus Tirol an die Donau. Mit einer großen Begeiste- rung für die abstrakte Kunst der 50er und 60er und dem Entschluss, in den Weinbergen über Krems eine kleine Galerie zu eröffnen. »Mein Vater wusste, dass Krems ein eher konservatives Publikum hat, und begann daher seine Ausstellungstätigkeit mit Paul Flora, der auch der Galerie damals den Namen gab: ›Rabe‹. Schwerpunkt waren die Herausgabe von Monographien und Künstlernachlässe«. Keine leichte Aufgabe, denn oft werde, so Kopriva, das Werk als Vor- oder Nachlass der öffentlichen Hand überlassen, damit es nicht auseinandergerissen wird. Nach einer Werkschau landet es aber oft im Archiv auf Nimmerwiedersehen. Kunstschaffende wie Christa Hauer und Johann Fruhmann, die mit ihren Aktivitäten wesentlichen Anteil an der Ent- wicklung der Stadt Richtung zeitgenössischer Kunst haben, hatten das erkannt und nur einen Teil ihrer Sammlung dem Land NÖ vermacht, während der andere dem Verkauf zugeführt wird und damit am Leben bleiben soll. Deren Werke, nebst vielen ande- ren, sind in der Galerie Kopriva zu bewundern. Seinen Sinn fürs Moderne hat Kopriva seinem Sohn weitergegeben, der die Galerie 2013 übernahm. Er denkt derzeit mit den Freunden der Kunstmeile Krems – dank deren Projekte die Stadt einen neuen Kulturstatus erhalten hat – über die Neugestaltung des Abschnitts zwischen Steiner Tor und Artothek laut nach. STADTGESCHICHTE UND AVANTGARDE Ein Spaziergang auf dieser Meile lohnt sich. Die er- habene Gotik der Dominikanerkirche ist ein würdi- ges Domizil für die halbjährlichen Ausstellungen der Kunsthalle Krems, die hier von Mai bis Oktober ihren Platz gefunden haben. Gleich nebenan, im museumkrems, zeigt die aktu- elle Schau Unsichtbares, oder besser Unsichtbare: Mit der Ausstellung »Wo sind sie geblieben? Die Frauen von Krems« sollen Geschichte und Leistun- gen von Kremser Frauen sichtbar gemacht werden. Von der Äbtissin Maria Benedicta Rizzi bis zur Motorradpionierin Mitzi Nahmer. Sabine Laz als operative Museumsleiterin dazu: »Seit zwei Jahren gehen wir im museumkrems den Weg, Alltagskultur und Gegenwartskunst in Sonder- ausstellungen zu vereinen.« Im Museumsdepot lagern rund 20.000 Objekte, Kunstwerke und Gegen- stände der Alltagskultur – von Tafelbildern und Gra- fiken über Möbel und Porzellan bis hin zu Textilien. Alles gesammelt in den letzten 130 Jahren. Text: Barbara Hutter; Fotos: Johannes Kernmayer W MUSENKUSS ZWISCHEN WEIN UND FLUSS In Manfred Koprivas Galerie beginnt die Kremser Kunstmeile. Oder sie endet hier. Je nach Ausgangspunkt. Ein Besuch lohnt sich jedenfalls, ist hier doch viel von österreichischen Künstlern zu sehen, um deren Nachlässe sich Vater und Sohn Kopriva kümmern. KLOSTER UND. Eine ehemalige Klosterkirche mit Keller und Kreuzgang bekommt ein neues Innenleben voller Kultur, Witz und Gaumenschmaus. Ein wagemutiges Konzept von Alexander Lengauer mit wachsendem Fan-Club.

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