Wachau Magazin 2022

14 | WA C H A U M A G A Z I N 2 0 2 2 Jeder kennt die Marillenblüte, aber die Wachau erweckt mit ihrem milden Klima Jahr für Jahr von der Mandel bis zum Safran so viel mehr zartknospig zum Leben. Und wer genau schaut, kommt aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. n Rossatz, der größten Marillenanbaugemeinde Österreichs, verwunderte es ja nicht, aber auch überall sonst zwischen Melk und Krems würde man auf den Begriff »Blüte« vermutlich bei zehn von zehn Befragten spontan die Assoziation »Marille« ernten. Das ist einerseits logisch, weil alle Welt die imposanten Bilder kennt, wenn sich um die Osterzeit herum die Knospen der Marillen- bäume öffnen und sich die Wachau in ein weißes Blütenmeer verwandelt. Andererseits ist es aber ein bisschen ungerecht, weil die Marillenblüten weder die einzigen, noch die optisch spektakulärsten Vor- boten der Natur an diesem hübschen Fleckchen Erde sind. Aber halt die mit großem Abstand be- kanntesten. So gesehen passt das dann schon, dass sie als Stars unter den Blüten gelten, denn schließlich tragen Marillenbaum und Rebstock in der Wachau von allen Gewächsen ja am meisten zur weltweiten Reputa- tion dieser Region bei – und somit die größte Popu- laritätslast. Also Ehre, wem Ehre gebührt. DER MANDELBAUM ERÖFFNET Wer aber nicht nur am allzu Augenscheinlichen hän- genbleibt und seinen Blick auch dorthin schweifen lässt, wo nicht Tausende Kameras klicken, wird in der Wachau reich belohnt. Hier, wo nahezu das ganze Jahr hindurch irgendetwas blüht, wo die Natur mit bunten Boten auf Wiesen, Bäumen und in den Ritzen der Trockensteinmauern der Wein-Ter- rassen den Weg durch die Jahreszeiten weist, gibt es fast an jeder Ecke etwas zu entdecken. Oft schon im Februar eröffnet der Mandelbaum mit seinen weißen und rosaroten Blüten diesen Zyklus – im Wettstreit mit der Kuhschelle, die zu ebener Erde den Trockenrasen violett einfärbt, weiß der Wachauer Naturschutzexperte Mag. Hannes Seeho- fer: »Und kurz nach der Marillenblüte geht es im April bei den Mauern in den Weinbergen los – mit der Blüte des Felsensteinkrauts und der Färberwaid, auch Deutscher Indigo genannt.« Das Felsenstein- kraut, auch bekannt unter der Bezeichnung »Wach- I SELTENES FRAUENHAAR UND EIN SCHWIMMENDER GARTEN Exote und Wahrzeichen. Die Steinfeder (rechts), auch Federgras oder Frauenhaar genannt, ist fast so etwas wie das botanische Wahrzeichen der Wachau und Namensge- berin für einen Wein. Aber selbst ein Exote gedeiht in diesem Klima prächtig und blüht wunderschön: Der Safran, der sich auch an der Donau wohlfühlt. Foto: www.extremfotos.com Foto: Safran Manufaktur

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