Wachau Magazin 2022
mehr als 1000 Pflanzen zu bewundern, sondern hier bieten die aktuellen Besitzer unter dem neckischen Motto »Adel vernaschen« den Besuchern die Mög- lichkeit, alte Obstsorten zu verkosten – von der Napoleonkirsche über Kaiser-Wilhelm-Birne und Kronprinz-Rudolf-Apfel bis zur Franz-Josef-Feige: »Bei uns im Park stehen ehemalige Feinde jetzt friedlich nebeneinander«, schmunzelt Brigitte Leid- wein, die rechte Hand der Schlossherrin Alix Fraye. Ebenfalls auf mehreren Ebenen angelegt ist der im- posante Stiftspark in Melk, in dem man Stunden ver- bringen und sich in all den liebevollen Details der Blüteninseln inmitten oder zwischen den Waldpas- sagen verlieren kann. So wie der griechische Philo- soph Heraklit gemeint hatte, man könne nie zweimal in denselben Fluss steigen, ist es in diesem Fall nicht verkehrt zu sagen: Man geht nie zweimal in denselben Park. Immer blüht etwas anderes und verändert den Gesamteindruck – womit ein und der- selbe Weg jedes Mal zu etwas Neuem, Abenteuer- lichem wird. So wie der schwimmende Gemüsegarten im baro- cken Wasserbecken des Stifts, den der in der Schweiz geborene und in New York lebende Künst- ler Christian Philipp Müller im Jahr 2006 als leben- dige Skulptur angelegt hat, die täglich ihr Aussehen verändert. FLEISCHER ALS BAUMFLÜSTERER Unweit von Stift Melk, im Ortsteil Winden, lässt sich etwas entdecken, das es in dieser Form wahr- scheinlich in ganz Europa kein zweites Mal gibt. Die scheue Bezeichnung »Gartenwelt Gundacker« kommt daher wie eine Tarnkappe für das, was sich dahinter verbirgt. Auf einer Fläche von 4,5 Hektar hat der mittlerweile pensionierte Fleischermeister Karl Gundacker in den vergangenen 40 Jahren eine enorme Pflanzenvielfalt der gemäßigten Zone in die Wachau geholt – mit über 4.000 Arten und Sorten an Laub- und Nadelgehölzen sowie Stauden, von denen man die meisten in unseren Breitengraden nur hier in Gundackers Welt findet. Es ist eine Mischung aus Sammelleidenschaft und Artenschutz, wie sie für eine Privatperson wohl ein- zigartig ist. Viele kommen hierher, um die Vielzahl an Pfingstrosen, Taglilien, Magnolien oder Schnee- bällen zu bewundern. Aber dass er zudem vom Aussterben bedrohte Pflanzenarten wie die Apachen-Kiefer oder die Ne- broden-Tanne in sein Arboretum gerettet hat, er- fahren nur die, die hier eine Führung buchen. Und obwohl Gundacker nie eine andere Ausbildung als die zum Fleischer absolviert hat, gilt er als botani- sche Koryphäe – wie Gärtner Stefan Hick bestätigt: BRANDNER Schiffahrt Schifffahrt und mehr in der zauberhaften Wachau BRANDNER Schiffahrt GmbH +43 (0) 7433-2590-21 | www.brandner.at
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