Wachau Magazin 2022
22 | WA C H A U M A G A Z I N 2 0 2 2 WOHLKLANG UND GESCHICHTE Von den 20 Stationen der »Köchel-Pro- menade« liegen zwölf – darunter die bedeutendsten – in Stein. Sie führen in einem Zickzack-Kurs durch die kleinen Gassen und über die hübschen Plätze. Vorbei an krummen Hauswänden und über bucklige Pflastersteine, die viel zu erzählen haben. »Alles, was man in Stein sieht, ist schief«, sagt Severin En- delweber und lächelt breit. Und gibt gleich noch einen Tipp für passionierte Spaziergänger: »Beim Freyhof einfach weitergehen und den Schlossberg hi- nauf bis zur Burg, ein schöner Weg mit viel Aussicht.« Wer allerdings nach rechts abbiegt, ist auch gut beraten, denn er kommt in die Steiner Keller- gasse und flaniert entlang der ehemali- gen Stadtmauer und so manchem spätgotischen Portal bis zum Rebentor und weiter zur Frauenbergkirche. Hier lohnt sich ein Blick nach oben, denn der Kirchturm mit Rauchfang war einst in dem säkularisierten Gotteshaus – so die offizielle Variante – die Wohnstätte des Feuerwächters. Hinter vorgehalte- ner Hand erzählt man jedoch von einer Liebesdienerin, die sich hier um die Be- lange der Matrosen kümmerte. ALTE UND NEUE MEISTERSCHAFTEN Von dort geht es unter den hellen, spit- zen Rufen der Turmfalken treppab bis zur Steiner Landstraße und zur Schule, und vielleicht ist jetzt Zeit für die hübschen, kleinen Läden und Galerien, von denen manche ein wenig versteckt liegen, wie etwa Gerhild Schabassers Stoffgreißlerei am Schürerplatz oder die Galerie Göttlicher, wo in Gewölben aus dem 17. Jahrhundert moderne Kunst mit den Schwerpunkten Architektur, Design und Schmuck gezeigt wird. Ein Abstecher zum Rathausplatz führt zur »Handwerkerei« mit ihren handgefer- tigten Taschen aus hübschen Stoffen, wie dem typischen Wachauer Kalmuck, und Dekorativem aus Filz oder Perl- mutt. In der Steiner Landstraße 74 wie- derum lohnt unbedingt ein Besuch bei Fashion-Designerin Martina Wagenson- ner (siehe auch S. 26). . KULTUR DER VÖLKER Wer jetzt an der Donaulände strandet ist genau richtig. »Die Donau verlief früher viel näher an den Häusern«, sagt Dorli Draxler, »und wo heute das Haus der Regionen steht, war einst eine Dampfschifffahrtsstation.« Das Haus der Regionen ist leicht zu erkennen an den Säulen und der Terrasse mit dem herrlichen Ausblick, dort befindet sich auch die Buchhandlung der Regionen mit CDs und Büchern von Philosophie bis Anekdote und Kochrezept. Im Haus daneben ist das neue Heimatwerk, das Geschäft »volkskultur – Handwerk der Regionen«, mit Trachten, Handwerk und Trachtenstoffen untergebracht. Einst Gasthof »Zum Elefanten«, später legendäres »Café Homar«, sieht sich das Haus der Regionen heute als Vermittler für Kultur, genauer gesagt, Volkskultur aus Österreich und anderen europäischen Regionen. Dabei gehe es um traditionelle Volks- und Alltagskul- tur, erklärt Draxler. Hier werden The- men aufbereitet, die eng mit regionalen Traditionen verknüpft sind, von Musik über Tracht bis zum Handwerk. Oft geht es um Bräuche, deren ursprüngli- cher Sinn schon fast in Vergessenheit geraten ist, wie etwa das Räuchern. Und im Haus wird Volksmusik präsen- tiert – mit Größen der Szene wie den Tanzgeigern, Aniada a Noar und vielen mehr. Stein und besonders das »Haus der Regionen« seien ein historisch Einst Gasthaus zum Elefanten«, wo bereits die Familie Mozart übernachtete, zeigt heute das »Haus der Regionen« Glanzstücke der Volkskultur, darunter Handwerk aus Österreich und anderen europäischen Regionen. « Das Mazzetti-Haus auf dem Schürerplatz, lange für Köchels Geburtshaus gehalten, ist ein barockes Schmuckstück, in dem auch Konzerte zu hören sind. Foto: Sascha Osaka Der Salzstadl steht für jene Zeit, als der Salzhandel der Stadt Wohlstand brachte. Heute treffen hier internationale und heimische Jazz-Größen zur Freude des Publikums aufeinander. Im Großen Passauerhof war Köchels Vater einst fürstbischöflicher Gutsver- walter, in dem weitläufigen und imposanten Renaissance- bau wurde Ludwig Köchel im Jahr 1800 geboren. Wer vor der Landesgalerie im Restaurant Poldi Fitzka« Platz nimmt, sitzt über der mittelalterlichen Hafenanlage von Stein, wie Fundstücke bei den Bauarbeiten gezeigt haben. «
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