Wachau Magazin 2022

26 | WA C H A U M A G A Z I N 2 0 2 2 Entlang der Donau hat die Couture ihren Fußabdruck hinterlassen – eine textile Entdeckungsreise. anderjahre bringen Meisterschaft. Das weiß niemand besser als Martina Wagen- sonner. Mit unstillbarem Durst nach Reisen und fremden Sprachen ist sie von ihrer Kremser Heimat ausgezogen, um mal kurz die Welt zu erobern. Die Welt der Mode nämlich. Doch weil’s daheim doch am schönsten ist, hat sie nach Stationen bei Bogner und Escada in Mün- chen, London, Aschaffenburg und Mexiko City ihren Traum vom eigenen Laden zurück in die Gässchen von Stein getragen (Steiner Landstr. 4). Dort weht jetzt eine frische Modebrise: England lässt mit Liberty-Stoffen grüßen, Italien mit farbenfrohen Prints von Ungaro. Wagensonners Lieblingsstoff? Seide. »Diese flie- ßende Textur, leicht und luftig.« Die zierliche Desig- nerin setzt auf hochwertige Naturfasern, schlichte Linien, figurbetonte Schnitte. Die macht die Meiste- rin persönlich. Ein wenig Zeit sollte man schon mit- bringen – fürs Maßnehmen und zwei Anproben dieses Unikats. Und die Herrenmode? Eigentlich nicht. Dennoch: Eine Herausforderung hat sie ge- reizt. »Ein Anzug im Stil der 1920er-Jahre für einen Oldtimer-Fahrer.« Das Resultat: umwerfend. WOW-EFFEKT IN FARBE Wer Brigitte Gingembres ARTES-STUDIO in Krems betritt, hält einmal kurz den Atem an. Über das Kompliment »ihre Boutique sei ein Kunstwerk« freut sie sich und fühlt sich bestätigt. Gingembre kauft nur aus Überzeugung, nur wenn sie Schmetterlinge im Bauch verspürt. In ihren Geschäften in Krems (Schmidgasse 4) und Dürnstein (Kunigunde, Nr. 11) kombiniert sie pfiffig, mutig und extravagant. Edles von Mothwurf und Habsburg, luxuriöse Woll-Lust von Wolkenstricker und Michaela Bürger, frech-läs- siges von Angie Miller und Meindl in Kooperation mit Lena Hoschek, und die »neue« Michaela Feyr- singer schmückt ihr cooles, graues Lodendirndl mit Nerzbesatz. Gingembre denkt die Tracht neu, befreit Dirndln von Schürzen und Blusen und sagt mal ganz klar, wenn’s nicht passt. »Ich spiele mit Kombina- tionen solange bis wir, Kundin und ich, ›Ja!‹ sagen.« STOFF ZUM WOHNEN Dass der Trend weggeht von der klassischen Tracht, vom »richtigen« Dirndl mit Schürze, Schleife und Bluse, weiß auch Theresa Hirtzberger. Durch den Wegfall der vielen Feste und Feiern merke man besonders, so die Designerin, dass Kleidung ein Statement sei. »Wer daheimsitzt, braucht kein Dirndl.« Aber dafür ein schönes Zuhause. Und so hat sie nach der Atelier-Übersiedlung ins neu aus- gebaute, familieneigene Weingut in Spitz (Kremser Str. 8) mit Stilberatung begonnen, sucht die idealen Bezugsstoffe für Sessel, näht Vorhänge, sucht Pas- sendes bei den Händlern der Umgebung. Maßge- schneidert, wie schon ihre Dirndl. Die gibt’s natür- lich immer noch, auf Anfrage, als Einzelstücke, und ziemlich multikulti. »Ich arbeite weiter mit Ikats, Wax-Prints, Toile-de-Jouy und neuerdings auch mit digital bedruckten Stoffen – das ist wie Malerei.« Text: Barbara Hutter W DER STOFF, AUS DEM DIE MEISTERINNEN SIND Zwei überaus spannen- de Shopping-Tipps für Stilbewusste: Mode Wagensonner inmitten der verträumten Gassen von Stein und das ARTES-Studio wenige Gehminuten entfernt in der Kremser Altstadt. Sie hat für Bogner und Escada gearbeitet, jetzt macht Martina Wagensonner ihre eigenen raffinierten Modelle. Foto: Frank Heuer Foto: Frank Heuer Foto: Artes

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