Wachau Magazin 2022

WA C H A U M A G A Z I N 2 0 2 2 | 73 Die Terrassenmauern der Weingärten in der Wachau sind so viel mehr als nur Blickfang und Fotomotiv. Sie spiegeln Fleiß und Ausdauer der Winzer wider und sind zugleich Heimat seltener Pflanzen und Tiere. ie Terrassenweingärten machen 43 Prozent der gesamten Rebflächen in der Wachau aus. Sie wären un- denkbar ohne die knapp drei Millionen Quadratmeter Trockenstein- mauern, die sich wie Lebenslinien durch die bis zu 99 Grad steilen Hänge ziehen. Als prägendes Land- schaftselement des UNESCO-Welt- erbes sind sie zudem Sinnbild für die mühsame Art des Weinanbaus in diesem wunderschönen Donautal – und sie beherbergen hunderte ver- schiedene Pflanzen und zahlreiche, teils seltene Tierarten. Der Mauerbau ist eine Kunst, die über die Jahrhunderte von Generation zu Generation weitergegeben wurde und seit Kurzem auch in Kursen gelehrt wird. Eine Kunst, die nach missglück- ten Modernisierungsversuchen letzt- lich immer die gleiche geblieben ist. Sie erscheint wie eine Sisyphusarbeit, weil Pflege und Erneuerung der ledig- lich übereinander geschlichteten Steine nie aufhören. Aber es ist eine Arbeit, die sich für Menschen, Tiere und Pflanzen lohnt. Und nicht zuletzt für die Qualität der Weine. LEBENSLINIEN Mehr als 40 % der Wachauer Rebflächen befinden sich in Terrassenweingärten, die von rund 2,5 bis 3 Millionen Quadratmeter Trockensteinmauern getragen werden. Anders wäre es in vielen Wachauer Lagen nicht möglich Wein anzubauen: zu steil und damit unerreichbar für Mensch oder Maschine. Im Bild der Burgweingarten Dürnstein. Von hier stammt der »Dürnsteiner Burg Riesling« des Spitzer Top-Winzers FJ Gritsch (siehe auch S. 77). Foto: Gregor Semrad STEINERNE ZAHLENSPIELE Mit ihren 2,5 bis 3 Millionen Quadratmetern würden die Steine der Wachauer Terrassenmauern aneinandergereiht vom Neusiedlersee bis zum Bodensee reichen. Welche Mengen an Steinen verbaut sind, lässt sich erahnen, wenn man weiß, dass für eine 70 Zentimeter breite und eineinhalb Meter hohe Mauer pro Kubikmeter eine Tonne Material benötigt wird. 515 Hektar Anbaufläche entfallen in der Wachau auf die Bergzonen 3 und 4, das bedeutet eine Hangneigung von 27 bis über 40 Prozent. D

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