Wachau Magazin 2023

Dass Menschen heute etwa mitten im perfekt restaurierten Arkadenhof stehen und dessen zweigeschoßige Laubengänge und unzählige Terrakottafiguren bestaunen, ist das Resultat langwieriger Arbeit. Der Nachguss der Glocke erfolgte schon 2011, im Galerieraum steht ein anschauliches Modell der Burg. 2014 und 2015 wurde mit historischen Materialien die Bausubstanz liebevoll instandgesetzt, statt Zement kam Kalk zum Einsatz, statt Kunstharzlack Leinöl. Die Mauern atmen nun wieder und ihre Augen, die Fenster, strahlen. Apropos Augen. »Wir möchten, dass man die Schallaburg mit anderen Augen sieht«, sagt Fritz. Dazu zählt auch der Garten, die erste historische Garten-Rekonstruktion in Österreich. BLICK AUF DIE KINDHEIT Palas, Arkadengang, Turm oder Festsaal – ein guter Teil der Schallaburg steht jedes Jahr zwischen März und November im Zeichen einer großen, umfassenden Ausstellung. Echte Publikumsmagneten, liebevoll kuratiert, in die Räume und Gänge des Schlosses maßgeschneidert. Lautete das Thema 2021 »Aufbruch in neue Welten«, von Alexander von Humboldt bis Ida Pfeiffer, ging es im vergangenen Jahr um die »Reiternomaden in Europa«, von Hunnen bis Magyaren. 2023 werden in »Kind sein – Geschichte der Kindheit« nun die ersten Lebensjahre beleuchtet. Aktuell und auch historisch gesehen. Denn, so Peter Fritz: »Unser Leben ist so stark von unserer Kindheit geprägt, das ist eine wertvolle Zeit. Da sollten wir genau hinsehen.« Wie eine Gesellschaft mit Kindern umgeht, sage sehr viel aus. Früher behandelte man sie wie kleine Erwachsene, sie hatten unterschiedlichste Rechte und vor allem Pflichten. Auch Kinderbetreuung ist ein Thema. Das sei laut Fritz zwar eher eurozentrisch, also mit Fokus auf Mitteleuropa angelegt, doch richte man den Blick auch woanders hin. »Vielleicht regt das auch an, über die eigene Kindheit nachzudenken.« Es geht zwar um Kinder in der diesjährigen Ausstellung, doch die Schallaburg bleibt ihrem Konzept treu, kein eigenes Parallelprogramm für Kids einzubauen. Hier setzt man auf gemeinsames Erleben, über Altersgrenzen hinweg, denn »die Ausstellung muss sich für alle erschließen«. Ein gutes Stichwort. Denn seit Kurzem ist in dem historischen Gemäuer auch ein »Escape-Room« zu finden. Und dafür sind gute Nerven, aber auch die grauen Zellen gefragt. Das historische Rätsel rund um den inhaftierten Schlossherrn Losenstein lässt sich nur durch kluge Schachzüge und geschickte Überzeugungsarbeit in der Gruppe lösen. Nervenkitzel und Spaß sind jedenfalls dabei. Und was Peter Fritz besonders freut: »Die meisten, die den »Escape-Room« buchen, sehen sich danach auch die Ausstellung an.« Gründe für ein Immer-wieder-Kommen in die Schallaburg gibt es also reichlich. ÖFFNUNGSZEITEN: 13. Mai bis 5. November 2023 Mo. bis Fr. 9–17 Uhr, Sa., So. und Fei. 9–18 Uhr Tickets online, telefonisch unter +43 2754 6317-0 oder über buchung@schallaburg.at; www.schallaburg.at AKTIVITÄTEN • Instinktives Bogenschießen, jeweils sonntags mit Trainern in der Renaissance-Schießstatt. Für alle ab acht Jahren. Gruppenbuchungen möglich von Mo. bis Sa. • Badminton im Ballhaus der Schallaburg, Schläger und Bälle sind vorhanden und können kostenlos entlehnt werden. • Kochkurse finden im Sommer statt, in einer kleinen Gruppe von 16 Personen wird in der historischen Schlossküche gekocht und anschließend gemeinsam gespeist. • Mehrere Rundwege führen um die Schallaburg, etwa Von Gasthaus zu Gasthaus«, oder auch der Römerweg bis zur Burg Plankenstein, eine mehrtägige Tour. AUTOFREIE ANREISE • Bus: Vom Bahnhof Melk fährt der Bus 721 direkt zum Ziel, Haltestelle Schallaburg«. • Bike: Das niederösterreichische Leihrad-System Nextbike« hat mehrere Standorte in Melk, einen davon am Bahnhof. Infos und Tarife unter www.nextbike.at/de/niederoesterreich Mit eigenem oder Leihrad ist man vom Donauradweg aus in rund 15 Minuten bei der Schallaburg. • Wandern: Vom Bahnhof Loosdorf ist die Schallaburg in einer leichten, gut einstündigen Wanderung ohne große Steigungen erreichbar (ca. 5,2 km), von Melk aus geht man 1,5 Stunden. EINKEHR-TIPPS IM NAHEN MELK • Wachauer Stube im Hotel Wachau: Traditionelle Gerichte mit modernem Esprit. Tipp: Freilandrind vom eigenen Biohof. www.hotel-wachau.at • Restaurant Zur Post: Klassische österreichische Küche auf hohem Niveau und eigener Eissalon mit dem vielleicht besten Eis der Stadt. www.post-melk.at « « « TIPP Zum Preis des Tageseintritts erhält man die personalisierte »SchallaCard« eine Saison lang. Foto: Hotel Wachau Foto: Herbert Lehmann 70 | WA C H A U M A G A Z I N 2 0 2 3

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