98 | WA C H A U M A G A Z I N 2 0 2 3 Die Arbeit hat Erich Giese als jungen Burschen in die Wachau geführt, geblieben ist er aus Liebe – zu seiner Frau Traudi und zu dieser ganz besonderen Landschaft an der Donau. Text: Barbara Hutter, Fotos: Frank Heuer (2), Tim Ertl (2) ie große Ausstellung im Teisenhoferhof zu seinem 80. Geburtstag war ein Publikumserfolg. Was Erich Giese in die lange Reihe berühmter »Wachaumaler« wie Stefan Simony oder Johann Nepomuk Geller stellt, ist von Beginn an sein Blick von außen. Ein Blick, der ungetrübt von Alltag und Gewohnheit die Schönheit erkennt, den Zauber. Und so muss für den jungen Waldviertler neben der Arbeit stets Zeit bleiben für Pinsel und Leinwand. Der Meister der Aquarellmalerei, Bruno Buresch, lehrt ihn die Technik, bald entstehen fein ziselierte Ansichten von Wachauer Dörfern, Weinterrassen, Kirchen. Und es ist immer das Licht, das Erich Giese fasziniert, eine fast mediterrane Luminosität, die sich auf die Ufer links und rechts des großen Stroms legt. Dann, 2003 – Acryl. Ein Wendepunkt. Die Jahreszeiten, die Hochwasser, die Herausforderungen der Natur lassen ihn ganz nah herangehen, fast dreidimensional »zoomt« er Rebtriebe und Mohnkapseln auf die Leinwand, macht ein »Close-up« von fragiler Zähigkeit, von bizarrer Grazie. Er wechselt zwischen Spachtel und Pinsel für mehr Pastosität, arbeitet sogar auf gebranntem Quarzsand als Querverweis auf das Terroir der Wachauer Weine, etwa für die Jahrgangsbilder der Weintaufe in seiner Heimatgemeinde Weißenkirchen. Dort lebt und malt er auch. Wenn die Stimmung passt. Seine eigene – »Wenn ich nicht gut drauf bin, male ich nicht« – und die des Lichts. D Erich Giese hat gut lächeln. Wo der Wachaumaler wohnt und arbeitet, ist gut sein – in der hell, großzügig und gemütlich ausgebauten Scheune des historischen Neideggerhofs aus dem 15. Jahrhundert, dem Elternhaus seiner Frau Traudi. Sehenswert und gegen Voranmeldung auch besuchbar. Die Fotos macht er selbst, gemalt wird auf dem großen Maltisch. Je nach Lichteinfall auf der einen, dann auf der anderen Seite. Mit Bedacht, Hingabe und Genauigkeit. DER WACHAUMALER EPILOG Weißenkirchen, Auf der Burg 156, www.wachaumaler.at T. +43 (0)2715 / 22 13, oder +43 (0)664 / 44 25 762
RkJQdWJsaXNoZXIy NzA5MzY2