Wachau Magazin 2024

WACHAU MAGAZIN 2024 | 15 ultur fällt uns nicht wie eine reife Frucht in den Schoß. Der Baum muss gewissenhaft gepflegt werden, wenn er Frucht tragen soll.« Dieser Ausspruch stammt von Albert Schweitzer, der nicht nur Arzt und Friedensnobelpreisträger, sondern auch ein exzellenter Organist und Bach-Interpret war. Er könnte aber auch von Emmerich Knoll sein, dem Seniorchef des gleichnamigen Weinguts in Dürnstein und langjährigen Förderer der Schubertiade in seinem Heimatort. Denn der sagt: »Künstler haben zum Ruf der Wachau beigetragen, und das muss von uns hier auch gelebt werden. Kultur hat bei uns eine jahrhundertealte Geschichte, die man nicht nur verwalten darf, sondern immer wieder aufs Neue beleben muss. Das ist wie beim Wein: Da kann man sich auch nicht auf einem Status ausruhen, sondern muss Jahr für Jahr wieder anpacken.« Seit eineinhalb Jahrzehnten macht das der für Knoll längst zum Freund gewordene Kammersänger Robert Holl jedes Jahr im Frühling im Stift Dürnstein, das dann drei Tage lang im Zeichen der Musik von Franz Schubert steht. Ganz im Sinn der Devise von Förderer Knoll war es dem renommierten Sänger dabei von Beginn an ein großes Anliegen, auch junge Künstlerinnen und Künstler einzubinden. Wenn dann manche davon, wie der burgenländische Tenor Daniel Johannsen, als Etablierte wiederkommen, ist das eine schöne Bestätigung für diese Philosophie. Und man versteht, was Emmerich Knoll meint, wenn er sagt: »Es genügt nicht, einfach etwas zu veranstalten. Es muss auch mit Herz erfüllt werden.« Das zieht dann auch Weltstars in die Wachau, wie die russische Pianistin Elisabeth Leonskaja, die 2024 bei der Schubertiade spielen wird. Oder ihren Kollegen Till Fellner, der in Dürnstein nicht nur Schubert spielt, sondern auch seit Jahren Weinkunde ist: »Von allen Getränken ist der Wein das, was mit der Kultur am meisten am Hut hat«, begründet Winzer Knoll die Tatsache, dass viele Künstler auch die Weine der Region besonders schätzen. In der Wachau verschmelzen Kunst und Naturschönheit ineinander Wenn Sänger Robert Holl von einem Schubertabend als »Weiheakt« spricht, kann man getrost sagen, dass die Schönheit und Einzigartigkeit der Wachau eine Art Weiheakt der Natur verkörpert. Einen, der geradezu einlädt, auch künstlerisch »bespielt« zu werden. Nicht umsonst hat diese Kulturlandschaft seit jeher Künstler und Kulturschaffende magisch angezogen, und ab Ende des 19. Jahrhunderts wuchs das Bedürfnis, dieses Idyll bildhaft festzuhalten, so stark, dass sogar eine eigene Kunstgattung der »Wachaumaler« entstand. »

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