Wachau Magazin 2024

WACHAU MAGAZIN 2024 | 21 Sie ist eine Rarität im gesamten Verlauf der Donau: die Personen- und Radfähre von Dürnstein. So ein kleiner Ausflug mit der Zille ans gegenüberliegende Ufer ist ein Erlebnis und eröffnet zugleich den wohl schönsten Blick auf das mittelalterliche Städtchen. Text: Barbara Hutter chon in der Antike wurde an dieser Stelle die Donau überquert, wofür die Römer Zillen einsetzten. Die ersten Fähren, die noch Überfuhren waren, wurden gerudert, eine echte Fähre gab es erst viel später. Eine wichtige Verbindung, endete doch wenige Meter hinter Dürnstein die Straße, die Felsen reichten an manchen Stellen bis ans Ufer. Wer etwa nach Weißenkirchen wollte, musste bis ins 19. Jh. den Umweg über das Waldviertel nehmen. Die Überfuhr war harte Arbeit, mit Stangen und Rudern stellte man sich der Strömung. Dennoch war die 1358 durch Herzog Albrecht II. erstmals verliehene Urfahrgerechtigkeit ein Privileg und an Häuser gebunden. In Dürnstein hatten es die Klarissen inne, später war dies Dürnstein Nr. 6, seit 2010 gehört das Recht Franziska Thiery. Dass es die Fähre zwischen Dürnstein und Rossatzbach heute noch gibt, ist nicht zuletzt Herbert Oberleitner zu verdanken. Die Liebe zum großen Strom zieht sich schon seit der Kindheit in Stein durch sein Leben. Sie lässt ihn später auch als Medizintechniker in Krems nicht los. Es zieht ihn aufs Wasser, er wird Ruderer und schließlich Trainer im Steiner Ruderclub. Eines Tages wirft eine Freundin einen Zeitungsausschnitt in den Briefkasten: Die Rollfähre bei Dürnstein soll eingestellt werden. Da macht Oberleitner das »Schiffsführerpatent« – »eine komplizierte Sache, inklusive Dampfkesselverzeichnis« – mit Praxis und Prüfung in Wien und übernimmt 1987 die Fähre. Bis 2008 wird er sie behalten. Als Oberleitner, mit dem Schiffsführerpatent für 10 und 30 m lange Donauschiffe in der Tasche, die Konzession für die Motorfähre Rossatz-Dürnstein erhält, erwirbt er bald danach 1989 das Fährboot von der Gemeinde Rossatz. Unter den höchst skeptischen Blicken der Rossatzer, wie er sich schmunzelnd erinnert. Aber er war gekommen um zu bleiben. 21 Jahre lang. »Ich fand beim Übersetzen über die Donau meine innere Ruhe und meine Liebe zum fließenden Wasser«, schreibt er in seinem Buch. Bei dem einen Kauf blieb es jedoch nicht. Denn bald kam die etwas schmerzliche Erkenntnis, dass man mit dem Fährbetrieb allein kein Auskommen finden kann. Die Lösung war ein weiteres Schiff. Nach weiteren Konzessionsprüfungen betrieb der umtriebige Kapitän mit der neuen »Watstein« und später mit der »Fliestein« die Binnenschifffahrt von Krems bis Melk und wieder zurück. S Ein ganz besonderes Donauerlebnis bieten die Ausflugsfahrten mit traditionellen Holzzillen, die von kleinen Gruppen bis 12 Personen gebucht werden können. In einer Stunde geht es von Dürnstein bis Wösendorf und retour, in 3 Stunden als Rundfahrt bis Spitz bzw. Mautern. Richtpreise für Charter-Fahrten: € 360,– (1 Stunde) bis € 560,– (3 Stunden) für 10 Personen, € 390,– bis € 630,– für 12 Personen; zusätzliche Packages (Weinverkostungen, Bootspicknick etc. gegen Aufpreis). Buchbar sind sie auch als Wassertaxis für Restaurantbesuche an der Donau. Foto: Die Abbilderei LESETIPP Lustige Anekdoten und interessante Geschichten rund um die Donaufähre Dürnstein, niedergeschrieben von Fährmann Herbert Oberleitner: »Chronik der österreichischen Donaufähren«, Band 2 ISBN 978-3- 200-07785-0, Infos: oberleitner.herbert@gmail.com ROMANTISCHER Seitenwechsel

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