Wachau Magazin 2024

50 | WACHAU MAGAZIN 2024 chte Gasthausküche liegt wieder voll im Trend, wobei klassische österreichische Tradition und kulinarisches Erbe auf frischen Schwung und neue Ideen trifft. Wir präsentieren vier Paradebeispiele Wachauer Wirtshauskultur, die dafür der beste Beweis sind. PRANKL Die Raststätte der Donauflößer Bis in die 1950er-Jahre legten vor dem historischen Schiffmeisterhaus der Familie Prankl noch Flöße an. »Mein Urgroßvater und später mein Großvater bauten Flöße und Schiffe und fertigten sie hier ab«, erzählt Martin Prankl. »Bereits im Jahr 1680 diente das Haus als Einkehr auch für die Flößer, die Holz und sonstige Waren den Donaustrom hinab nach Wien und weiter bis nach Ungarn transportierten.« Die Flößerei wurde schließlich unrentabel, und so konzentrierte sich die Familie auf den Gastbetrieb. In diesem sitzt man heute nahe der Donau in behaglichen, teils holzgetäfelten Stuben oder auf der Terrasse vor prächtiger Hausfassade. Während sich Birgit Prankl um die Gäste kümmert, wechselt ihr Ehemann Martin zwischen Gastraum und Küche, um Daniel Petz zur Hand zu gehen. Der 35-jährige Küchenchef hat zuvor im Landhaus Bacher im Mautern gekocht, gutbürgerlich und leicht klassisch-französisch angehaucht ist seine Küchenlinie. »Natürlich arbeiten wir in erster Linie und soweit es geht mit regionalen Produkten – das ist heute ja unverzichtbar«, betont Petz, »gleichzeitig haben wir immer wieder Themenwochen, wie beispielsweise eine mediterrane, bei der auch einmal ein Wolfsbarsch seinen Weg auf die Karte finden kann.« Das Mediterrane passt gut zu diesem Gasthaus, das in der warmen Jahreszeit mit seinem versteckten, lauschigen Garten und den üppigen Oleandern durchaus südländisches Flair versprüht. Im Frühjahr gibt’s gleich mehrere Gerichte mit weißem und grünem Spargel, im Herbst hält Wild Einzug, und die Zwetschenknödel zur spätsommerlichen Saison sind ohnedies legendär. Sehr delikat ist die Leberpastete, natürlich ebenso hausgemacht wie die Marmelade zum Mitnehmen (Tipp: Weichsel-Kirsche). Wer sich für Wachauer Wein interessiert, ist bei Martin Prankl ohnedies richtig, stöbert er doch nicht nur aus dem nahen Spitzer Graben immer wieder Interessantes und oftmals noch Unbekanntes auf. ZUR POST Barocker Stiftsblick im Herzen von Melk Imposant ist in diesem Fall fast ein Unterstatement angesichts der riesigen Stiftsanlage, die der geniale Baumeister Jakob Prandtauer zwischen 1702 und 1746 errichtet hat. Das Wahrzeichen des UNESCOWelterbes Wachau schwebt förmlich über Melk, das sich mit seinen hübschen, vielfach barocken Hausfassaden durchaus den Beinamen Romantikstädtchen verdient. Eines dieser baulichen Schmuckstücke ist Familie Ebners »Zur Post«. Seinen Namen bezieht er von einem weiteren Wachauer Barock-Juwel – der gleich nebenan gelegenen, alten Poststation aus dem 18. Jahrhundert mit ihrer geradezu umwerfend geschmückten Fassade. »Bis in die 1980er-Jahre war hier eine Fleischhauerei mit Imbissstube untergebracht«, erzählt die Hausherrin Margarete Ebner, »dann entschied sich mein Mann, den Betrieb in ein Hotel-Restaurant zu verwandeln, und seitdem erweitern wir nahezu ununterbrochen.« Gespeist wird in der urigen Stube mit der Schank oder im eleganteren Gastraum weiter hinten im Haus. In beiden Fällen gibt‘s dieselbe Speisenauswahl, bei der Wirt und Küchenchef Johannes Ebner feinfühlig den Bogen zwischen alteingesessener Lokalküche und international angehauchter, leichterer Kost spannt. Zu Letztgenannter zählen etwa die gleichermaßen unerwarteten wie wunderbar knusprigen Frühlingsrollen mit Chili-Bärlauch-Dip. Als bodenständiger Kontrast dazu präsentieren sich die gebackenen Blunznradeln mit Erdäpfelsalat und Sauce Tatar. Zur Perfektion gebraten, also noch schön saftig auf der Gräte, wird der Saibling im Ganzen serviert, unaufgeregt begleitet von Petersilienerdäpfeln und Salat. Ein nur scheinbar einfaches Gericht, das in Wahrheit von einem Koch erzählt, dem Qualität und Wesen des Grundprodukts am Herzen liegen. Altbewährt und spektakulär zugleich geraten die hausgemachten Mehlspeisen, wie etwa die Waldviertler Mohntorte, der Wiener Apfelstrudel und die Wachauer Palatschinken mit hausgemachter Marillenmarmelade. Eine einst spontane Idee ist mittlerweile zum originellen Dauerbrenner des kulinarischen Angebotes geworden: die Austro-Tapas, also typisch österreichische Spezialitäten wie Wiener Backfleisch, ZanderE

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