Wachau Magazin 2024

WACHAU MAGAZIN 2024 | 63 Dazu baute er über 40 Jahre lang die alten und großteils eingebrochenen Mauern in der Ried Klaus wieder auf. Und zwar nach alter Tradition in Handarbeit, aus Naturstein und ohne Bindemittel. Außerdem füllte Josef Jamek aus der Riede Klaus erstmalig im Jahr 1959 einen sorten- und lagenreinen Riesling ab. Heute wird auf den insgesamt 14 Hektar der Riede mehrheitlich Grüner Veltliner angebaut. In der Familie Jamek indessen bleibt man bei der vom Großvater eingeleiteten Familientradition und setzt weiterhin auf Riesling. Karger, steiniger Boden sorgt für hohe Mineralität »Die Reben müssen hier mit sehr wenig Bodenauflage auskommen, weil schon in 1 bis 1,5 m Tiefe das Gestein das tiefere Einwurzeln verunmöglicht«, sagt Herwig Jamek. Dieses besteht im unteren Teil der Ried Klaus mit ihrer durchschnittlichen Hangneigung von 44 und der maximalen Hangneigung von 99 Prozent aus kargem Gneis-Urgestein, während im oberen Teil der Migmatit-Amphibolit überwiegt. Der steinige Untergrund habe zur Folge, fährt der Winzer fort, dass die Primärfrucht der Weine, also etwa die für Riesling typischen Aromen von Zitrusfrüchten, Pfirsich, exotischen Früchten und Marille, hier eine besonders ausgeprägte, mineralische Stützung und typische Rauchnoten erhalten. Loibenberg als größte und uneinheitlichste Riede Um einiges komplexer ist die Situation in der bereits anfangs erwähnten Riede Loibenberg, der flächenmäßig mit Abstand größten der hier besprochenen Wachauer Rieden. »Sie umfasst rund 35 Hektar und zieht sich von circa 210 auf bis zu 390 Meter Seehöhe«, sagt der Winzer Leo Alzinger jr. vom gleichnamigen Weingut, »dementsprechend heterogen sind Böden und klimatische Verhältnisse.« So ist der mittlere und untere Teil vom Löss geprägt und der Boden für eine Terrassenlage ungewöhnlich tiefgründig. Beides Eigenschaften, die dem Grüner Veltliner zugutekommen. THOMAS SCHMELZ »Der Loibenberg ist eine der größten Lagen in der Wachau mit großen Höhenunterschieden und auch unterschiedlichen Böden. Zudem ist es eine sonnenverwöhnte und somit eine der wärmsten Lagen. Unsere Reben befinden sich am Fuß des Hangs, wo der Lößboden eine tiefe Verwurzelung erlaubt. Das macht den Grünen Veltliner hier besonders opulent, weniger mineralisch, dafür sehr geschmeidig.« FRITZ III. & FRITZ jun. HUTTER (SILBERBICHLERHOF) »Unser mit Riesling bestockter Weingarten am Loibenberg befindet sich genau in der Mitte. Daraus ergibt sich eine optimale Sonneneinstrahlung, dazu ein Urgesteins-Verwitterungsboden wie aus dem Bilderbuch mit starker Humusauflage. Das Ergebnis sind Weine mit zwar geringem Ertrag, dafür in höchster Smaragd-Qualität.« Foto: Michael Parak Foto: Günter Standl Foto: Monika Löff FRANZ-JOSEF GRITSCH »Allgemein gesprochen weisen die Weine vom Loibenberg mehr Opulenz und deutlich weniger Säure auf als etwa jene vom Tausendeimerberg. Das unterstreicht, wie wichtig unterschiedliche Lagen beim Weinmachen sind.« Foto: Günter Standl

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