AUSGABE 29 2025 MIT 76-SEITIGEM GUIDE ZU DEN BESTEN ADRESSEN WACHAU GENUSSVOLL Echte Küchenklassiker MÄRCHENHAFT Die schönsten Kultur-Events Entdeckungen am Südufer
lgnoe.at KUNST TRIFFT WELTERBE Anton Hlavacek, Panorama des Donautals mit der Ruine Dürnstein (Detail), 1906 © Landessammlungen NÖ
ONLINE TOP WACHAUER ADRESSEN UND EVENTS mit Direktlinks EINFACH UNKOMPLIZIERT INFORMATIV WACHAU EINE AUSWAHL DER BESTEN ADRESSEN 2025 IHR ONLINE t , hͳ'h/ &mZ^ , E z EDITORIAL Foto: Lukas Beck ie Wachau ist für mich seit jeher ein besonderer Ort, an dem sich Kultur, Natur und Geschichte auf einzigartige Weise verbinden. Hier, wo die Donau sich ihren Weg durch steile Weinberge und malerische Ortschaften bahnt, zieht es auch mich Jahr für Jahr hin. Die Stille der Landschaft und die Schönheit der historischen Klöster und Burgen schaffen eine Atmosphäre, die man sonst nirgends erlebt. Als ich das erste Mal in der Wachau war, beeindruckte mich nicht nur die Landschaft, sondern auch die tiefe Verbundenheit der Menschen mit ihrer Region. Diese Verbundenheit spiegelt sich in der Pflege der Weinkultur, in der Liebe zur Musik und in den vielen Geschichten wider, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Es sind diese Geschichten, die die Wachau für mich zu einem lebendigen Ort der Inspiration machen. Grafenegg, nur einen Steinwurf von der Wachau entfernt, ist für mich der Ort, an dem sich diese Inspiration in meiner Arbeit als Musiker besonders deutlich zeigt. Die Konzerte, die ich im Wolkenturm geben darf, sind für mich jedes Mal ein besonderes Erlebnis. Inmitten dieser einzigartigen Naturkulisse spürt man förmlich, wie die Musik mit der Umgebung verschmilzt. Es ist ein Privileg, Teil dieser Kulturregion zu sein, und ich freue mich immer wieder darauf, nach Grafenegg zurückzukehren. Die Verbindung von Natur und Musik ist an jedem Konzertabend für alle Mitwirkenden und für das Publikum spürbar. Es ist diese Magie, die die Wachau und Grafenegg so besonders machen – wer einmal hier gewesen ist, kommt immer wieder. Ich wünsche den Leserinnen und Lesern dieses Magazins, dass sie bei ihrem nächsten Besuch in der Wachau diese besondere Atmosphäre genauso erleben können. Ihr Rudolf Buchbinder Über den Autor: Rudolf Buchbinder gehört zu den renommiertesten Pianisten weltweit und ist seit vielen Jahren als künstlerischer Leiter des Grafenegg Festivals tätig. Unter seiner Leitung hat sich Grafenegg zu einem internationalen Zentrum für klassische Musik entwickelt, das Künstler und Musikliebhaber aus aller Welt anzieht. Seine tiefe Verbundenheit zur Wachau und zur Region rund um Grafenegg spiegelt sich in seinen einzigartigen Interpretationen und der besonderen Atmosphäre der Konzerte wider, die er dort regelmäßig gibt. Grafenegg ist für ihn nicht nur ein Veranstaltungsort, sondern eine Quelle ständiger Inspiration und kreativen Austauschs. RUDOLF BUCHBINDER LIEBE FREUNDE UND GÄSTE DER WACHAU! D
4 | WACHAU MAGAZIN 2025 Eindrucksvolles Wahrzeichen am Südufer: das auf einem 40 m hohen Felsen über der Donau thronende Schloss Schönbühel. Foto: Huber Images/Günter Gräfenhain Foto: Frank Heuer 08 68 GESAMTKUNSTWERK – warum die Domäne Wachau Weltklasse ist 70 WEIN-SZENE – aktuelle News und außergewöhnliche Auszeichnungen 74 LEIDENSCHAFTEN – die besten Weinbrände der Winzer 78 WELLNESS ZWISCHEN WEINREBEN – relaxen im Welterbe 82 HOLE IN ONE – neuer Golf-Drive in Maria Taferl 84 KULTUR 2025 – Musik, Theater, Ausstellungen: die Events des Jahres 92 ADVENTROMANTIK – Vorweihnachtszauber im Donautal 98 WACHAUER FERIENPLANER – der große Info- und Serviceteil 102 DIE BESTEN ADRESSEN – Restaurants, Hotels, Hotel garnis, Urlaub beim Winzer und Heurige im Überblick 111 IMPRESSUM 114 EPILOG – Zeitreise im Schifffahrtsmuseum Spitz 06 INSIDERTIPPS – Simon Gattingers und Marlies Auers Lieblingsplätze 08 DAS SÜDUFER – stille Schönheit mit Geheimtipp-Flair 22 AUSSICHTSREICHE HÖHEPUNKTE – Ausflugsziele mit Panorama 30 KÜCHENKLASSIKER – so schmeckt die echte Wachau 40 FINE DINING – Sterne und Hauben für Gourmets 44 EXOTISCHE FRÜCHTE – Oliven und Granatäpfel in den Weingärten 48 ALLES MARILLE – feine Köstlichkeiten für zuhause 50 NEWS FÜR GENIESSER – aus Gastronomie und Manufakturen 54 DIE ACHLEITEN – wo legendäre Weine wachsen 58 FAMILYBUSINESS – die Winzerfamilie Hirtzberger im Interview 60 HERZENSSACHE – die Rebsorten-Vielfalt der Top-Winzer 64 VINEA WACHAU – zukunftsweisend mit Biodiversität & Nachhaltigkeit 66 WEINGÜTER – ausgewählte Top-Adressen im Überblick 60 Fotos (4): Johannes Kernmayer 30 92 78
volkswagen.at 3631 Ottenschlag, Spitzer Straße 37 Telefon +43 2872 7292 www.meisner.at Kraftstoffverbrauch: 0,4 – 7,9 l/100km. Stromverbrauch: 17,2 – 23,9 kWh/100km. CO₂-Emissionen: 9 – 194 g/km. Symbolbild. Stand 12/2024. Der neue Tayron Mehr Raum für alle(s) Ab sofort bestellbar
6 | WACHAU MAGAZIN 2025 (4) Ein gemütlicher Spaziergang durch die Weingärten und danach eine Weinverkostung auf unserer Erlebnisplattform Loibenberg– nicht nur wir finden, das ist einfach unschlagbar! Die Aussicht ist fantastisch, dazu bekommt man einen tollen Überblick über die verschiedenen Rieden und Mikroklimata in Loiben. www.weingutgattinger.at/ weinverkostungen (5) Wenn es einmal etwas mehr als Wein« sein darf, dann am besten in der Tastedilleryin Melk vorbeischauen. Wir empfehlen besonders den köstlichen MarillenGin-Likör. www.tastedillery.at « Simon Gattinger zählt mit seinen charaktervollen Weinen zu den aufstrebenden, dynamischen jungen Winzern. In Unterloiben führt er mit Marlies Auer sein Weingut mit Lounge-Bereich, Verkostraum und Panorama-Terrasse, dessen eindrucksvolle Architektur unbedingt einen Besuch lohnt. www.weingutgattinger.at (1) Eine Zillenfahrt von Spitz nach Loibenmit »Bootstouren Wachau« ist einfach ein Muss. Der Blick auf die Weinberge und die atemberaubende Landschaft macht den Wein gleich doppelt so gut. Einfach entspannen und die Schönheit der UNESCO-Welterberegion entdecken – das ist das wahre Leben! www.bootstouren-wachau.at (2) Wer die regionalen Spezialitäten nicht nur vor Ort, sondern auch zu Hause genießen möchte, für den ist die Schloss Greisslerei in der Dürnsteiner Altstadt die perfekte Adresse. Hier findet man qualitativ hochwertige Produkte aus der Umgebung. www.greisslerei.schloss.at (3) Unser absoluter Lieblingsheuriger ist gleichzeitig unser Lieblingskellernachbar. Manfred und Elisabeth Konradin der Unterloibner Kellergasse bieten traditionelle, heimelige Heurigenkultur. Unser Tipp: Unbedingt das weltbeste Geselchte probieren! www.konrad-loiben.at 2 3 Foto: Die Abbilderei Foto: Robert Herbst Foto: Schloss Dürnstein 1 4 Foto: Robert Herbst Foto: Günter Kargl Foto: Tastedillery
Foto: Frank Heuer (6) Ein entspannter Badetag gehört zu jedem WachauBesuch dazu. Der Sandstrand in Rossatz ist dafür bestens geeignet, und danach entspannt man im Strandgut Rossatz bei einem Aperol-Spritz und Pommes – und stets mit feinem Blick auf das historische Dürnstein. www.instagram.com/strandgut_rossatz Foto: kata grafik & design (7) Auch ein Besuch bei W.E.R.O. in Spitz sollte in keiner Ferienplanung fehlen. Diese stilvolle Weinhandlung bietet nicht nur exzellente Beratung, sondern auch eine Top-Auswahl von vier Wachauer Winzern zum Verkosten vor Ort und für den genussvollen Abend im eigenen Heim. www.wero-wine.eu Foto: Philipp Monihart (8) Für einen Abend mit herzhaftösterreichischer Kulinarik, grandioser Weinbegleitung und toller Atmosphäre besuchen wir am liebsten Gerald Diemts Wachauerstube in Unterloiben. www.wachauerstube.at Foto: Johannes Kernmayer www.schloss-artstetten.at SPEZIALFÜHRUNG ~ Dienstboten-G‘schichten ~ Kammerdiener, Leibarzt und Gouvernanten plaudern gern ... Fotos: Markus Haslinger, David Mayrhofer Pfingstrosenfest Kindernacht
Entlang des rechten Flussufers, zwischen Melk und Mautern, hat das weltberühmte Donautal Wachau noch das faszinierende Flair eines Geheimtipps. Text: Wolfgang Maria Gran Fotos: Frank Heuer DIE STILLE SCHÖNHEIT
Drüben, am linken Donauufer der Wachau, herrscht das emsige Treiben, liegen die spektakulären Postkartenmotive vom blauen Glockenturm in Dürnstein bis zu den Terrassen-Weingärten wie aufgefädelt da. Das rechte Ufer ist im Vergleich dazu eine fast schüchterne, stille Schönheit. Eine, die mit ihren Reizen zwar nicht geizt, diese aber gern erst auf den zweiten, etwas mehr nach innen gerichteten Blick offenbart.
Die Wallfahrtskirche Maria Langegg (großes Bild) in der Gemeinde Bergern im Dunkelsteinerwald ist nicht nur ein spätbarockes Schmuckstück. Sie ist auch Ausgangs- und Kreuzungspunkt von Wanderwegen – zum Beispiel von Jakobsweg und Alpe-Adria-Weitwanderweg. Beliebte Ziele sind auch die Stifte Melk (Bild oben) und Göttweig (unten) sowie die historische Altstadt von Melk (Mitte). Fotos: www.extremfotos.com (2), Frank Heuer (1), Petr Blaha (1)
Durch die spektakuläre Lage auf einem steil abfallenden Felsvorsprung hat man das Gefühl, man würde über der Donau schweben. Nicht umsonst gilt die 1890 errichtete und 2023 originalgetreu sanierte Ferdinand-Warte als der Aussichtspunkt schlechthin am rechten Donauufer in der Wachau. Von hier aus sieht man einerseits nach Dürnstein und Rossatz, andererseits nach Krems und Stein sowie weit ins Tullnerfeld hinein.
WACHAU MAGAZIN 2025 | 13 der Riede Kirnberg, einem der sonnenreichsten Flecken der Wachau, hat das rechte Ufer ein echtes LagenJuwel, das Winzer wie Sigl oder Joe Fischer, einer aus der jungen, kreativen Winzergarde des Südufers, für die Produktion von Spitzenweinen nützen. Das Ufer für den ruhigen Genuss Rossatz-Arnsdorf, die größte Marillen-Gemeinde der Wachau, machte sich in den vergangenen zehn Jahren also auch im Weinbau einen zunehmend bedeutenderen Namen und ist dabei noch längst nicht an einem Endpunkt angelangt. Winzer Fritz Hutter freut sich aber über sein Metier hinaus über eine Neubewertung »seiner« Donauseite, die eine Weile lang als Wachauer Mauerblümchen zwischen Melk und Mautern galt, während sich drüben, zwischen Dürnstein und Spitz, die Verehrer dieses prächtigen Donautals gegenseitig auf die Zehen stiegen: »Von Melk sind früher automatisch alle ans linke Ufer gefahren, das ist heute nicht mehr so. Vor allem die Radfahrer sagen, dass sie gar nicht wussten, wie schön es auch auf unserer Seite ist.« Das rechte Donauufer hat sich wohl etwas von dem erhalten, was die Schriftstellerin und Kulturhistorikerin Hermine Cloeter vor mehr als 100 Jahren über die gesamte Wachau geschrieben hatte: »Es ist eine Gegend, die aus sich selbst besteht, die uns noch nicht unbedingt braucht, und wo wir darum nur umso lieber zu Gast sind.« Hier kann es Radfahrern oder Wanderern bei ihren Touren ins naturbelassene Hinterland noch passieren, dass sie mutterseelenallein mit Wald und Flur sind. Es ist die Seite der Wachau, in der der ruhige Genuss im Vordergrund steht, das Eintauchen in die Natur mit allen Sinnen. Und es ist die Seite für Zeitreisen, denn zwischen den beiden Benediktinerstiften Melk und Göttweig, die wie zwei mächtige Pförtner das Südufer der Wachau begrenzen und für sich schon imposante Zeitzeugen vergangener Tage sind, lässt es sich trefflich auf den Spuren der Jahrhunderte flanieren. Kastellmauern und Klein-Bethlehem Es ist eine Zeitreise, die in Mautern 2000 Jahre in die Vergangenheit führt, als die Römer mit dem Kastell Favianis den Grundstein der späteren Stadt an der Donau legten. Von den Mauern dieses römischen Kastells sind noch große Teile der Westseite erhalten, und im Nikolaihof lässt sich römische Geschichte zum Anfassen sogar mit einer Weinverkostung kombinieren, erzählt Hausherrin Christine Saahs: »Wir wohnen praktisch in den Kastellmauern von Favianis. In unses ist ein Bonmot mit bitterem Beigeschmack, das bis heute die Runde macht: »Das Schönste am rechten Donauufer der Wachau ist der spektakuläre Ausblick auf die andere Seite.« Ein Spruch, mit dem die Menschen am Südufer, der vermeintlichen »Aussichtsseite« der Donau, aber ganz gut leben können. Ermöglicht ihnen diese leicht boshafte Einschätzung doch einerseits, innerhalb einer weltberühmten Region immer noch ein Leben als Geheimtipp zu führen. Und andererseits können die Entwicklungen, die sich am weniger populären Ufer in allen möglichen Bereichen abspielen, genau so stattfinden, wie es für diese Seite typisch ist. In aller Ruhe. Zum Beispiel beim Weinbau. Die Namen, die den Wachauer Weinen zu Weltruhm verholfen haben – von Prager über Jamek bis Hirtzberger – sind allesamt mit dem linken Donauufer verbunden. Dabei kommen seit vielen Jahren exzellente Weine auch von der anderen Seite. So liegt das älteste Weingut Österreichs, der Nikolaihof in Mautern, wo vor 2000 Jahren schon die Römer gekeltert haben. Dieser Betrieb, in dem einmal im Jahr auch noch die größte Baumpresse der Welt zum Einsatz kommt, ist auch das einzige demeterzertifizierte Weingut in der Wachau und exportiert in 46 Länder. Lagenjuwel und Top-Winzer Seit dem Jahr 1748 familiengeführt ist der Silberbichlerhof, wo mittlerweile Fritz IV. Hutter vom gleichnamigen Vater das Szepter übernommen hat. Der Senior hat seinen Teil dazu beigetragen, dass sich die Weine der »falschen« Donauseite längst emanzipiert haben, und gibt als Tribut an die lange Weingeschichte Mauterns in seinem Sortiment auch dem Amphorenwein »Tribunus Favianis« Platz, einer Cuvée aus den Wachauer Hauptsorten Grüner Veltliner und Riesling: »Es hat sich viel getan in den vergangenen Jahren, und die Lagen auf der rechten Seite rücken langsam, aber verdient mehr ins Rampenlicht.« Eine Einschätzung, die vom Master of Wine Roman Horvath von der Domäne Wachau, geteilt wird: »Die rechte Seite hat ein großes Potenzial und Top-Winzer, wie Georg Frischengruber, Joe Fischer oder Heinz Sigl. Da passiert absolut was.« Heinz Sigl aus Rossatz sieht die Entwicklung auch mit Freude: »Unsere Seite hatte nie große Betriebe, und früher waren fast alle Domäne-Wachau-Lieferanten. Auch wir haben lange überwiegend unsere Trauben abgeliefert, aber ich habe das vor 30 Jahren umgedreht.« Auch in einer anderen Beziehung war Sigl Vorreiter, nämlich bei der Umstellung auf biologischen Weinbau: »Am Anfang hat man mich belächelt, aber inzwischen sind mehr als 50 Prozent Biobetriebe in Rossatz.« Und mit
14 | WACHAU MAGAZIN 2025 Der weitere Weg bis Melk bietet noch zwei kulturgeschichtlich interessante Stationen: Die Kartause in Aggsbach, in der die ehemaligen Zellentrakte der Schweigemönche zu einem Meditationsgarten umfunktioniert wurden, und in deren unmittelbarer Nähe noch an 25 bis 30 Tagen im Jahr eine historische Hammerschmiede in Betrieb ist. Mehr als einen Abstecher wert sind auch das Kloster Schönbühel mit der nachgebildeten Geburtsgrotte von Bethlehem und die spektakuläre Burgruine Aggstein 300 m über der Donau. Kulinarische Südufer-Hotspots Die Seele wird gestreichelt beim Eintauchen in die unberührte Natur. Der Geist wird geübt beim Wandern auf historischen Pfaden. Fehlt noch der Körper, der sich am rechten Donauufer schließlich auch gut aufgehoben fühlen will. Und das auch ist, wie Mag. Bernhard Schröder, Geschäftsführer von Donau Niederösterreich Tourismus, versichert: »Nicht nur beim Weinbau, sondern auch in der Gastronomie hat sich hier Hervorragendes entwickelt, das dem Nordufer um nichts nachsteht. Und bei den Heurigen gibt’s heute einige Betriebe, da muss man gewesen sein, sonst war man nicht in der Wachau.« rem Weinsalon 77 kann man originale römische Mauern angreifen.« Wobei es im Salon auch eine »neue«, deutlich jüngere Mauer gibt, die »erst« 1000 Jahre auf dem Buckel hat: »Die Geschichte ist bei uns auf Schritt und Tritt präsent«, sagt Christine Saahs, »und wir begegnen ihr mit großer Demut, weil man selbst ja nur ein winzig kleiner Teil dieser Geschichte ist.« Von Mautern aus führt auch die alte Römerstraße steil bergauf in Richtung Unterbergern durch den Dunkelsteinerwald bis nach Melk. Noch heute sind auf einem Teilstück dieser Straße die Spurrillen erkennbar, die die Römer für die Fuhrwerke in den felsigen Untergrund geschlagen hatten. Vom Stift Göttweig über Mautern bis Melk führt übrigens auch die Wachauer Etappe des Jakobswegs. Dabei kommt man an der Ferdinandwarte vorbei, die einen der spektakulärsten Wachau-Blicke überhaupt ermöglicht: Im Osten bis nach Krems und Mautern, im Westen bis Dürnstein und Rossatz. Vorbei an keltisch-illyrischen Hügelgräbern führt der Weg dann bis zur Wallfahrtskirche Maria Langegg, die sich seit der Pest-Epidemie im 17. Jahrhundert und als »Kirche der Wunder« im 18. Jahrhundert zu einem wahren PilgerMagneten entwickelt hatte. Das Wallfahrtsmuseum Maria Langegg bietet Interessierten dazu mehr Hintergrundwissen an.
Einer dieser von Schröder angesprochenen Heurigen, der von Bernd Pulker in Rührsdorf, wurde übrigens 2023 beim Falstaff-Publikumsvoting zum besten Heurigen Niederösterreichs gekürt. Pulkers Rührsdorfer Nachbar, der Landgasthof Essl, holte sich beim Sommerfest des Vereins Niederösterreichische Wirtshauskultur in Grafenegg den Titel »Top Wirt Niederösterreich 2023/24«. Wenn man dann noch berücksichtigt, dass mit dem Landhaus Bacher in Mautern auch noch eine weltberühmte Gourmet-Destination am rechten Donauufer angesiedelt ist, dann hat diese Seite der Wachau doch auch herausragende kulinarische Hotspots im Angebot. Auch der Künstler mag es ruhig Einer, der auf beiden Seiten gelebt und sich letztlich für die ruhigere entschieden hat, ist der Künstler Fritz Gall, der am Ortsrand von Rührsdorf seine »GALLerie Weinengel« betreibt. Er hat sich der Gestaltung von Weinskulpturen verschrieben, für die er Materialien, wie Rebstöcke, Fassreifen und -dauben, rostigen Weingartendraht oder glänzenden Edelstahl der Weintanks verwendet: »Das Eintauchen in die Wertigkeit meiner Werke findet an diesem Ufer viel stärker statt. Drüben, auf der populäreren Seite, wird zwar mehr fotografiert, aber auch mehr drübergehuscht.« Also hat’s auch der Künstler lieber ruhiger und entspannter. Und er nimmt sich die künstlerische Freiheit, das Eingangs-Bonmot mit der Aussicht auf die »schöne« Seite dahingehend abzuändern, dass das Ziel der leichten Boshaftigkeit das Ufer wechselt: »Die rechte Seite bezieht ihren Charme daraus, auf die berühmteren Orte rüberschauen zu können, ohne am großen dortigen Trubel teilnehmen zu müssen.« Impressionen von der weniger populären, aber nicht minder schönen Seite der Wachau: Der Radweg führt auch an der berühmten »Wachauer Nase« bei St. Lorenz vorbei, einer vier Meter hohen Betonskulptur (links oben). Bei Aggsbach ist noch eine historische Hammerschmiede in Betrieb (links unten), und in Rührsdorf steht die »GALLerie Weinengel« des Weinskulpturen-Künstlers Fritz Gall (links, großes Bild). Von den Wein- und Obstgärten in Rossatz aus hat man schließlich den schönsten Blick auf das berühmte Dürnstein (oben). PULKER’S HEURIGER · 3602 Rührsdorf T +43 (0) 664 / 39 35 312 · www.pulkers.at Geöffnet: März bis November 2025 wochentags ab 14 Uhr · Sa, So und Fei ab 12 Uhr. Ruhetag: Mi (ausgenommen Feiertag) GENUSS FÜR ALLE SINNE PULKER DER HEURIGE INSIDER-TIPP Die herrliche Süduferlage am Weingarten und mit fantastischer Aussicht über die Donau auf die berühmte Weißenkirchner Ried Achleiten sowie Dürnstein ist nur einer von vielen Gründen, warum der Heurige von Bernd Pulker bei jedem Wachau-Besuch am Programm stehen sollte! Er genießt längst den Status als Kult-Heuriger« mit hervorragenden ländlichen Spezialitäten, wie Blunzen, Schweinebraten nach Omas Rezept oder herzhaften Aufstrichen auf knusprigem Bauernbrot. Und erst die Weine! Natürlich finden sich bei Bernd Pulker alle Wachauer Spitzenweine, ergänzt um ausländische Größen aus Bordeaux, Burgund und viele mehr. Platz genommen wird im Schatten unter den Marillenbäumen oder in urigen Stüberln. Das Einfache mit Liebe und Können umsetzen« lautet das vielversprechende Motto. Kein Wunder, dass auch Lisl Wagner-Bacher, die Grande Dame der heimischen Kochszene, diese Adresse zu ihrem erklärten Lieblingsheurigen kürte. « « Wirtshausführer 2025: DER GENUSS-TIPP MITDEM Fotos Frank Heuer (2), Petr Blaha (2)
16 | WACHAU MAGAZIN 2025 1|WELTERBESTEIG Die malerischen Weinterrassen, die alten Kirchen und Burgen der Wachau sind alle miteinander verbunden: über den schönsten Wanderweg Österreichs. Der Welterbesteig besteht aus 14 Etappen, die sehr gut einzeln begehbar sind. Sie führen zu den bekannten Wachauer Juwelen und einigen Geheimtipps wie den kleinen Rührsdorfer See, um den sich viele Sagen ranken, oder in den zauberhaft im Dunkelsteinerwald versteckten Wallfahrtsort Maria Langegg. www.welterbesteig.at 2|SEEKOPFWARTE Gemächlich steigt es sich auf den neuen Aussichtsturm Die vierte Wand«. Der Begriff stammt aus dem Theater, die Kulisse ist spektakulär. Durch kein anderes Tal mäandert die Donau so dramatisch wie durch die Wachau. Während der Jauerling auf der linken Donauseite die höchste Erhebung entlang des gesamten Flusslaufes ist, bietet der Seekopf am Südufer mit seinen 671 Metern Höhe den schönsten Ausblick der Region, der von Spitz bis Krems und weit über den Dunkelsteinerwald reicht. « Zwischen Dunkelsteinerwald und Donau verbergen sich bildschöne Landschaften und historische Plätze, die viel zu erzählen haben. Eine kleine Auswahl für ganz persönliche Entdeckungen. SÜDUFER ZUM VERLIEBEN Foto: Robert Herbst Foto: Robert Herbst 1 2 Text: Johanna und Erwin Uhrmann
WACHAU MAGAZIN 2025 | 17 4|MARILLEN-WANDERUNG Die Marille schmeckt nirgendwo so süß und aromatisch wie in der Wachau, wo ihre Spuren bis in die Arnsdörfer Klosterweingärten des 17. Jahrhunderts zurückreichen. Entlang der Marillenmeile in RossatzArnsdorf führen die Spazierwege direkt an den wertvollen Bäumen vorbei. Im offenen Marillengarten der Familie Fechter in Bacharnsdorf lässt sich alles über die Kultivierung und Verarbeitung der gold-orangenen Frucht erfahren. www.wachaunatur.at 6|KARTAUSE AGGSBACH Der Garten war den Kartäusern heilig. Jeder Mönch hatte neben seiner Zelle ein kleines Fleckerl Grün zu bewirtschaften. Dort, wo sie früher ihr bescheidenes Leben führten, lädt heute ein Meditationsgarten ein, zur Ruhe zu kommen. In der alten Kirche und im Kartäusermuseum lässt sich mehr über den Lebensstil der Mönche, die ursprünglich aus Frankreich kamen, erfahren. www.kartause-aggsbach.at Foto: Frank Heuer Fotos (3): Frank Heuer Foto: extremfotos.com Foto: Frank Heuer 6 5 4 3|RUINE AGGSTEIN Bei dieser Lage – auf einem Fels 300 Meter über der Donau – ist es kein Wunder, dass sich im Laufe der Zeit ein paar Schauergeschichten angesammelt haben. Im 14. Jahrhundert ließ der Burgbesitzer Schiffe unterhalb Maut zahlen. Das brachte ihm einen schlechten Ruf ein. Man dichtete ihm an, er sperre unliebsame Zeitgenossen in das Rosengärtlein am vorderen Felssporn, und ließ ihnen die Wahl: verhungern oder springen. www.ruineaggstein.at 5|RÖMERMUSEUM MAUTERN In Favianis, dem heutigen Mautern, war ein Teil der römischen Donauflotte stationiert. Entlang der Wege, die bekanntlich alle nach Rom führten und über die der Wein in die Wachau kam, sind heute noch die Spurrillen der Streitwagen zu finden. Im Römermuseum ist auch der Alltag ein Thema. Neben römischem Tafelgeschirr gibt es einen Liebeszauber zu sehen, natürlich auf Latein. Bitte beachten: Wiedereröffnung nach Renovierung im Laufe 2025, evtl. 2026! www.mautern-donau.at
18 | WACHAU MAGAZIN 2025 1|HOTEL ZUR POST / MELK Die historische Post nebenan ist ein Architekturjuwel, das Hotel zur Post selbst eine Paradewirtshaus mit besonders schönen Zimmern und stilvollen Stuben. Jede ein wenig anders so richtig zum Wohlfühlen. Österreichische Klassiker mit frischen Noten« auf den Teller zu bringen, ist das Erfolgsrezept der Küche. Hier kann man von der duftenden Rindssuppe bis zu den Palatschinken in all den Klassikern schwelgen. Direkt in der Altstadt eröffnet sich von der Terrasse ein malerischer Blick aufs Stift. Mit 24 Sorten begeistert der Eissalon. www.post-melk.at « 3|HOTEL RESIDENZ WACHAU / AGGSBACH DORF Unterm Sternenhimmel oder am Schiffsdeck liegen und dabei dennoch in weichen Daunen kuscheln? Das zeichnet die romantischen Themenzimmer und -suiten bei Familie Pulker aus. Fantasievoll gestaltet sind sie perfekt für eine verliebte Auszeit zu zweit. Herrlich viel Platz bietet der weitläufige Garten mit 450 m² Badeteich und Indoor-Saunenbereich. Den verträumten Donaublick von der Terrasse gibt’s als Draufgabe zum exzellenten Frühstück und zur Schmankerlküche. Die Residenz Wachau ist von Melk aus über die B33 bestens erreichbar. www.residenz-wachau.at Spannende Weingüter, feine Restaurants und Wirtshäuser sowie behagliche Hotels so richtig zum Wohlfühlen – bei diesen Adressen zwischen Melk und Göttweig sollten Sie mal vorbeischauen. SÜDUFER FÜR GENIESSER 3 1 Fotos: Herbert Lehmann Foto: Vera Pulker Jochen Hipfinger und sein Carpaccio vom Biorind. Foto: Herbert Lehmann 2 2|HOTEL WACHAU / MELK Burger in der Wachau? Ja, unbedingt, aber nur wenn sie vom ungemein ambitionierten Gastgeber und Küchenchef Jochen Hipfinger stammen. Denn erstens kocht er hervorragend, und zweitens kommt das Fleisch von der eigenen Biorinderzucht. Das schmeckt man auch beim Carpaccio (Bild), Zwiebelrostbraten, den Steaks und anderen Köstlichkeiten. Etliche Gerichte, wie die himmlischen Buchteln oder die Mozartknödel (unbedingt probieren!) gibt’s in kleineren TapasPortionen. Das Frühstück ist ebenso fein, die Zimmer überzeugen mit 4-Sterne-Qualität. www.hotel-wachau.at
WACHAU MAGAZIN 2025 | 19 4|LANDGASTHAUS ESSL / ROSSATZ Um Niederösterreichs Top-Wirt des Jahres« (2023/24) zu werden, bedarf es schon herausragender Qualitäten, wie auch für 3 Gault-Millau-Hauben. Was einst mit ein paar Tischen im Stadl begann, erweist sich heute als Landgasthaus wie aus dem Bilderbuch. Philipp Essl kocht mit Bravour den Spagat zwischen Tradition und modernem Esprit. Für die rundum gemütliche Atmosphäre sorgen Ehefrau Marie-Theres und Philipps Mutter Christine, während Vater Franz als leidenschaftlicher Gärtner seinen grandiosen grünen Daumen« unter Beweis stellt. www.landgasthaus-essl.at « « 5|WEINGUT SIGL / ROSSATZ Mehr Panorama geht nicht! Von Adrienne und Heinz Sigls Weingärten erstreckt sich der Ausblick auf das Donautal von Dürnstein bis Krems. Himmelreich heißt dann auch bezeichnenderweise einer ihrer Top-Lagen, wo – wie auch in den Rieden Frauenweingarten und Kirnberg – großartige Rieslinge und Veltliner entstehen. Weine, die vom Weinguide Falstaff meist mit 94 und 95 Punkten bestens bewertet werden und als reintönige und fruchttiefe« Spitzenweine bezeichnet werden. Ein Geheimtipp ist der Gelbe Muskateller. www.weingut-sigl.at « Fotos: Frank Heuer Fotos: Frank Heuer Fotos: Johannes Kernmayer (1), Inge Funke (1) Foto: Günter Standl 5 4 Pflicht für Weinliebhaber: Eine Verkostung (nach vorh. Anmeldung) bei Familie Sigl. 7|GENIESSERHOTEL LANDHAUS BACHER / MAUTERN So elegant und behaglich sich das 2024 neu gestaltete Restaurant auch präsentiert, der allerschönste Platz im Landhaus Bacher ist zweifellos der märchenhafte Innenhof. Dass hier außerdem eine der besten Küchen Österreichs aufgetragen wird, ist ein absoluter Glücksfall. Thomas Dorfer kocht – da sind sich alle Restaurantführer einig – auf Weltklasseniveau und dabei geschmackskonzentriert ohne Chichi und Firlefanz. Den berühmten Weinkeller mit betreut Susanne Dorfer-Bacher. Elegante Landhauszimmer, fantastisches Frühstück! www.landhaus-bacher.at 6|WEINGUT HUTTER, SILBERBICHLERHOF / MAUTERN Bis zum 5. Jh. war das Kastell Favianis ein wichtiges Bollwerk des Donaulimes Noricus. Auf römische Spuren stößt man daher heute überall in Mautern, so auch im Silberbichlerhof. Als Hommage an die große Geschichte keltern Vater und Sohn Fritz Hutter eine Weißwein-Cuvée aus Grünem Veltliner und Riesling, die drei Monate in einer 400-l-Amphore vergoren und dann ein Jahr auf der Feinhefe gelagert wird. Ein außergewöhnlicher, aber nicht der einzige Top-Wein des heute in der 7. Generation geführten Weingutes. www.hutter-wachau.at 7 6
20 | WACHAU MAGAZIN 2025 REISEN AM SÜDUFER Die unbekanntere Seite der Wachau lohnt nicht nur wegen ihrer tollen Aussichten auf das gegenüberliegende Ufer mit den bekannten Orten Dürnstein, Weißenkirchen oder Spitz einen Ausflug, sondern bietet selbst viele verborgene Schönheiten. Und auch die EU-geschützte Original Wachauer Marille hat hier ihren Hauptwohnsitz. Perfekt kombinierbar mit Überquerung der Donau mit einer der drei Fähren zwischen Spitz und Arnsdorf, Weißenkirchen und St. Lorenz (bei beiden auch PKW möglich) sowie Dürnstein und Rossatz (nur Fußgänger und Radfahrer). Fährzeiten und weitere Infos siehe auch Seite 101 sowie auf www.donau.com, www.wachau.at. 9|LANDGASTHOF SCHICKH / KLEIN-WIEN In den Flanken des Göttweiger Berges, nicht weit von Stift Göttweig, verbirgt sich dieser exemplarische Landgasthof. Nussbäume, Kastanien und Elsbeeren beschirmen den kiesgeschotterten Gastgarten, ein ehemaliger Eisenbahnwaggon dient als originelles Extrastüberl. Christian Schickhs Grammelknödeln und der Tafelspitz sind ebenso legendär wie die fangfrischen Saiblinge und – nicht zuletzt – der Milchrahmstrudel mit Vanillesauce und die Malakofftorte. Den hauseigenen, sehr guten Marillenschnaps und den Nuss« gibt’s zum Mitnehmen. www.schickh.at « Stimmungsvolles Ambiente, echte österreichische Küche – Schickh in Klein-Wien nahe Göttweig. 8|NIKOLAIHOF / MAUTERN Das älteste Weingut und ältestes bewohnte Gebäude Österreichs war auch das erste des Landes, das für einen Wein bei Parker, dem weltweit wichtigsten Führer, 100 Punkte erhielt. Und dies in Demeter-Qualität. Es lohnt sich also, die hervorragenden Weine von Nikolaus Saahs zu probieren. Entweder im stilvoll adaptierten Degustationsraum Salon 77« neben der historischen Presse oder beim Essen. Christine Saahs hat erfolgreiche (weltbeste) Kochbücher geschrieben, durch das man sich in der Weinstube gewissermaßen durchkosten kann. Am schönsten unter der 117-jährigen Linde. www.nikolaihof.at « Foto: Johannes Kernmayer © Donau NÖ Tourismus Foto: Herbert Lehmann Foto: Günter Standl 6
Erleben sie den einzigartigen Flair der Burgruine Aggstein mit ihrem atemberaubenden Blick über die Wachau! MITTELALTERFEST • MARKTTAGE • BURGADVENT www.ruineaggstein.at BURGERLEBNIS sagenhaftes BURGRUINE AGGSTEIN in der Wachau
22 | WACHAU MAGAZIN 2025 Majestätisch thront die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt über dem Winzerdorf. Was kaum jemand weiß: Es gibt Führungen bis ganz hinauf in den Glockenturm. WEISSENKIRCHEN Texte: Johanna und Erwin Uhrmann; Fotos: Frank Heuer Der Wehrkirche aufs Dach steigen
WACHAU MAGAZIN 2025 | 23 Wer sich fragt, wie man in den berühmten weißen Turm gelangt, der der Kirche ihr markantes Aussehen verleiht, erfährt Rätselhaftes. Der Turm ist nämlich komplett zugemauert. Am Dachboden über dem Hauptschiff sind seine Umrisse gut zu sehen. Durch die Fenster der Turmkammer gibt es herrliche Ausblicke auf die Weinterrassen und den Teisenhoferhof direkt unterhalb, der nach der Führung mit seinem Wachaumuseum zum Eintauchen in Kultur und Geschichte einlädt. Über die Jahrhunderte unterhielten mehr als 70 Klöster aus Österreich und Südbayern große Besitzungen in der Wachau und betrieben den Weinanbau über eigene Lesehöfe. Die Pfarre Weißenkirchen gehörte noch bis in die 1950erJahre zum Stift St. Florian. Die Lesehöfe sind heute in privaten Händen. Damit die Weinhauer nicht zu spät zum Essen kamen, läutete ihnen die Elferin, die auch schon stattliche 500 Jahre alt ist, um 11 Uhr zum Mittagessen. Aber warum so früh? Sie speisten schon um halb 12. Um diese Zeit drücken die Kinder in der ältesten Schule Österreichs, die sich direkt am Fuß des Kirchturms befindet, noch die Schulbank. Seit 1385 ist sie durchgehend in Betrieb, und Hilde Netter hat selbst dort viele Jahre lang unterrichtet. ehr als 140 Stufen sind es bis hinauf in die Turmkammer. Wie die Weißenkirchner ihre Frauenglocke im Jahr 1455 in diese luftigen Höhen geschafft haben, mag rätselhaft erscheinen. Als die Glocke nach mehr als 500 Jahren einen Sprung bekam, war jedenfalls ein Spezialkran nötig, um sie hinunter- und nach der Restaurierung wieder hinaufzuheben. Die Elferin läutete den Winzern Weißenkirchen ist ein Teil der Urwachau, und wenige wissen so viel Geschichte und G’schichtln über die Region zu erzählen wie Hilde Netter. Beim Aufstieg führt sie in den Bergeraum, in den die Bewohner früher ihr Hab und Gut brachten, wenn Gefahr drohte. Nicht wenige Heere zogen durch das enge Donautal, und die gut befestigte Kirche bot Schutz. Um 1500 wurde die Wehranlage errichtet, 1530 gab der Kaiser den Befehl, sie zusätzlich zu verstärken, was bis heute deutlich erkennbar ist. Gebrannt hat es dann doch ein paar Mal, doch vieles blieb erhalten, und ein Teil des imposanten Dachgebälks, für dessen stabile Konstruktion kein Nagel benötigt wurde, stammt noch aus dem 16. Jh. Die Wendeltreppe windet sich ganz untypisch – gegen den Uhrzeigersinn. So konnten potenzielle Eindringlinge ihr Schwert beim Aufstieg nicht zum Angriff bereithalten. ImTurmder Weißenkirchner Pfarrkirche hängen sieben Glocken. Die älteste, eine gotische, stammt aus dem 14. Jahrhundert. Gegen den Uhrzeigersinn windet sich die Treppe nach oben. Die pensionierte Weißenkirchner Lehrerin und Kirchenführerin Hilde Netter kennt die Geschichte und die G’schichtln. Sie bietet Rundgänge durch die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt an. Besondere Highlights sind der Kirchendachboden, der Glockenturm und die Wehrmauer. Führungen (Dauer rund 1,5 h) können telefonisch vereinbart werden unter: +43 (0)664 / 735 954 53. Optimal sind 10 Personen, weniger ist möglich, wobei der für wohltätige Zwecke gespendete Pauschalpreis ab € 50,– beträgt.
24 | WACHAU MAGAZIN 2025 Mit jedem Meter auf dem Eselsteig ändert sich der Blick zurück auf Dürnstein und die Donaulandschaft. Die Ruine der Klarissenkirche und der markante blaue Stiftsturm versetzen einen in andere Zeiten. Bequemer als am Eselsteig geht’s am LöwenherzThemenweg hinauf zur Ruine, wobei ergänzend zu informativen Schautafeln immer wieder prächtige Ausblicke warten. Danach hat man sich in jedem Fall eine der wunderbaren Torten, Mehlspeisen oder das ebenso gesunde wie schmackhafte Krustenbrot »Honigsüß« (siehe Bild) in der Traditionsbäckerei & Konditorei Schmidl verdient. Foto: Frank Heuer Foto: Gregor Semrad Der Eselsteig, ein historischer Versorgungsweg, verbindet die zauberhafte Altstadt mit der imposanten Ruine Dürnstein. Dort wurde einst Richard Löwenherz gefangen gehalten – und auch er hatte schon einen imposanten Ausblick auf die dramatische Donaulandschaft. DÜRNSTEIN Von Königen und Eseln die an warmen Tagen gerne über die Steinstufen huschen. Die Wachauer Winzer haben sie zum Wahrzeichen ihrer kostbarsten Weine gemacht. Schon die englische Reiseschriftstellerin Frances Trollope wanderte im 19. Jh. zur Ruine hinauf und war ergriffen von dem Ort, an dem »ihr König« Richard Löwenherz vom Kuenringer Hadmar II. gefangen gehalten wurde. Erzählt wird dieser mittelalterliche Thriller auf mehreren Stationen entlang des zweiten Weges, außerhalb der Stadtmauer, der Ruine und Stadt verbindet. In der Dürnsteiner Altstadt wartet dann ein schmackhaftes Wahrzeichen: das Wachauer Laberl. Erfunden hat es der Bäckermeister Rudolf Schmidl im Jahr 1905, weil ihm sein Bruder von französischen Baguettes vorschwärmte. Himmlisch schmeckt es zu einem Glas Riesling oder Grünem Veltliner. In den Süßspeisen der Traditionsbäckerei Schmidl, die mit dem Café eine gute Einkehrmöglichkeit bietet, findet sich häufig eine weitere regionale Kultzutat: die Marille. s ist nicht schwer, sich ins mittelalterliche Dürnstein hineinzuversetzen. Im 12. Jh. errichteten die legendenbehafteten Kuenringer eine Burg, deren Ruine bis zum heutigen Tag zwischen den spitzen Felsen hoch über der Donau thront. Abenteuerlich ist der Eselsteig, der nahe am östlichen Stadttor, dem Kremser Tor, hinauf abzweigt. Es ist der alte, steile Versorgungspfad, der alle paar Meter einen überwältigenden Ausblick bietet, auf das Stift mit seinem blauen Turm, die Ruinen der ehemaligen Klarissenkirche, das Schloss und die malerischen Gassen. Süßspeisen und Smaragdeidechsen Parallel zum Weg ziehen sich die alten Befestigungsmauern, und wer genau schaut, findet den berühmten Burgweingarten. Wenn es im Gebüsch raschelt, ist es mit ziemlicher Sicherheit eine der prächtig schillernden Smaragdeidechsen, Themenweg Richard Löwenherz
Foto: Chris Saupper Die Affäre Löwenherz EIN POLIT-THRILLER DES MITTELALTERS ZEITREISE Die Donau zu Füßen: Das historische Hotel-Restaurant Richard Löwenherz aus dem 13. Jh. lädt auf der malerischen Terrasse zur Einkehr bei verfeinert-regionalen Gerichten und österreichischen Klassikern. Rechts geht’s zum »Geschichtskrimi – die Affäre Löwenherz« aus dem WachauMagazin 2017. Um kaum eine historische Figur ranken sich so viele Mythen: Die Geiselnahme des englischen Königs ist das wohl spektakulärste Kidnapping der Geschichte. Man stelle sich Folgendes vor: Der britische König Charles III. wird auf einer Reise durch Österreich von der österreichischen Regierung gefangen genommen und nach drei Monaten Gefangenschaft an Deutschlands Bundeskanzler ausgeliefert, wobei auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron seine Finger im Spiel hat. Freigelassen wird er erst nach Bezahlung eines immensen Lösegeldes in der Höhe des dreifachen Jahressteueraufkommens von England. Eigentlich unvorstellbar, aber so geschehen im Winter 1192/93. Hauptakteure waren Richard I., König von England, Philipp II., König von Frankreich, der römisch-deutsche Staufer-Kaiser Heinrich VI. und Herzog Leopold von Österreich. Für den Babenberger aus Wien war’s jedenfalls ein gutes Geschäft, auch wenn ihn Papst Coelestin III. wegen Kidnappings eines Kreuzritters exkommunizierte. Und natürlich bekamen auch die Kuenringer in Dürnstein ihren Anteil an der Beute.
26 | WACHAU MAGAZIN 2025 Wahrzeichen und Aussichtspunkt in einem: Das berühmte Rote Tor in der Spitzer Weinlandschaft lädt zum Verweilen ein. Es ist wohl eine der schönsten der 14 Etappen des Welterbesteigs. Hoch über dem Spitzer Graben, durch den die kühle Luft des Waldviertels in die Wachau strömt, wandert man durch Weinrieden, magische Wälder, vorbei an den für die Wachau typischen Trockenrasen und bei so manch guter Einkehr. Am Welterbesteig durchden Spitzer Graben Foto: Frank Heuer Mit seinem biedermeierlichen Ortskern scheint das Winzerdorf auf malerische Weise aus der Zeit gefallen zu sein. Der perfekte Ausgangspunkt für einen wunderschönen und sehr beschaulichen Spaziergang durch die Weinberge. SPITZ AN DER DONAU Weinwandern ums RoteTor Wein in Eimern Dann geht es in höhere Lagen, durch namhafte Rieden wie Pluris und Hartberg. Das Panorama ist überwältigend: vom Roten Tor über den Tausendeimerberg bis zur sagenumwobenen Ruine Hinterhaus. Im Mittelalter maßen die Winzer den Wein in Eimern. In guten Jahren soll der Spitzer Burgberg 1000 Eimer eingebracht und von daher seinen Namen erhalten haben. Dass der Wiener Prediger Abraham a Sancta Clara schrieb »Sauer wie der Wachauer« ist bei dieser TopQualität aus heutiger Sicht kaum vorstellbar. Der Weg führt zurück in den Ort, wer möchte, kann noch eine Runde über den Tausendeimerberg drehen, oder vorbei am Setzberg mit seinem Steinfedergras in den Spitzer Graben bis Mühldorf wandern und dort unbedingt im »Weißen Rössl« einkehren. Dank guter Busverbindungen ist man schnell wieder in Spitz. s ist nicht weit vom Achterl zur Weintraube, oder vom schönen neu gestalteten Kirchenplatz in die Rieden. Bevor man losgeht, zahlt sich noch ein Abstecher in die Kirche aus, in der ein geheimnisvolles Altarbild des berühmten Barockmalers »Kremser Schmidt« den heiligen Mauritius zeigt. Vorbei am Schloss, durch die alten Gassen geht es dann immer dem Schild mit der Flasche nach und mitten hinein in die Weinlandschaft. Begrüßt wird man von den Lagen Axpoint und Singerriedel, die zu den besten in der ganzen Wachau gehören. An alten Obstbäumen entlang führt der Weg hinauf zum Roten Tor, dem Wahrzeichen von Spitz. Einst war es Teil der Marktbefestigung. Als im Dreißigjährigen Krieg ein schwedisches Heer von Norden kam, wurde erbittert gekämpft. Des vergossenen Blutes wegen, heißt es, bekam es von den Einheimischen diese Bezeichnung.
Das gemütliche HeurigenRestaurant vom Top-Weingut GRABEN-GRITSCH direkt an der Donau! GENUSSADRESSE IN SPITZ • behagliche Stube mit heimeligem Flair und einladender Bar • Sonnenterrasse mit Blick über Donau und Weingärten • Kaffee & verführerische Mehlspeisen (Tipp zur Ernte: original Wachauer Marillenknödeln) • kalte und warme Gerichte mit besten Produkten • exzellente Weine aus dem eigenen Top-Weingut GRABEN-GRITSCH (www.grabengritsch.at) •Tipp für Gruppen: Weinverkostungen, Marillenverkostungen und Weinwanderungen. ÖFFNUNGSZEITEN: März bis Ende Oktober, Donnerstag bis Sonntag 11 bis 22 Uhr (Küche 12 bis 20 Uhr) DAS HEURIGENRESTAURANT WOHNEN IM DONAUSCHLÖSSEL Schöne Zimmer sowie eine Suite, reichhaltiges Frühstücksbuffet & ruhige Lage in Spitz und an der Donau! Foto: nimozimmerhackl IM DONAUSCHLÖSSEL 3620 Spitz, Donaulände 3 Tel. +43 (0) 664 / 91 56 901 info@donauschloessel.at www.donauschloessel.at Foto: Donau NÖ Tourismus/www.extremfotos.com Foto: Chris Laistler heißt es im Weingut Lagler, wo Nicole Lagler Gäste (ab 4 Personen, je € 110,–) zu einem besonderen Erlebnis einlädt: Gestartet wird mit Genussfrühstück in Laglers Weinberghof, danach geht’s auf geführter Panoramatour (ca. 2 h, 3,3 km) durch die Weingärtenhinauf auf den Tausendeimerberg. Wieder zurück, wird danach bei der Sensorikschulung (1 h) mittels Aromabar (Le Nez du Vin) versucht, die im Wein vorkommenden Geruchs- und Geschmacksstoffe zu erkennen. Bei Mittagsjause und Verkostung von 5 Weinen kann dies sofort in die Praxis umgesetzt werden. www.laglers.at ZILLENFAHRTEN MIT RIEDENVERKOSTUNGEN bietet die renommierte Vinothek Fohringer (siehe auch Seite 68) in Zusammenarbeit mit www.ahoiwachau.at ab 4 Personen. Mit dem Schiff geht’s dabei vorbei an jenen Lagen, deren Weine gerade im Glas sind. Hinsichtlich Wein wird dabei natürlich auch gerne auf individuelle Wünsche eingegangen. Degustationen (frei oder kommentiert nach Anmeldungen) sind außerdem zu jedem beliebigen Thema auch direkt in der Vinothek an der Donau (nahe Schiffsanlegestelle) möglich. www.fohringer.at VERKOSTEN Schloss Spitz wurde in den letzten Jahren behutsam revitalisiert. Der Renaissance-Saal gilt gemeinsam mit den Kellergewölben und dem Innenhof u. a. als beliebter Rahmen für Veranstaltungen, etwa hochkarätige Wein-Events. Die etwas andere Weinverkostung: Auf der Zille und mit Blick in die Weinberge. Betreutes Weingenießen WEIN MIT ALLEN SINNEN
28 | WACHAU MAGAZIN 2025 Eindrucksvoll: das Bahnviadukt von Emmersdorf. Romantisch: die steinernen Reste der Wallfahrtskirche Gossam. Kraftvoll: die restaurierte Magdalenenkapelle. Fotos: www.extremfotos.com (2), ART/Christian Fasching Das »Tor zur Wachau« ist viel mehr als »nur« ein perfekter Ausgangspukt für Ausflüge und Radtouren, sondern selbst ein überaus hübsches Feriendorf. Auf dieser gemütlichen Wanderung lernt man einige der schönsten Plätze kennen. EMMERSDORF Am Magdalenenweg zum Gossamer Burgkircherl Melk am anderen Donauufer besonders eindrucksvoll präsentiert. Im beschaulichen Ortskern wartet mit der liebevoll restaurierten Magdalenenkapelle ein echter Kraftplatz. Originell ist ihre Lage: Um vor Hochwasser einigermaßen sicher zu sein, wurde sie schon 1516 gewissermaßen im ersten Stock errichtet. Schöne Aussichten warten am Magdalenenweg auch entlang der Donau, etwa auf das am Südufer liegende Schloss Schönbühel. Bei Schallemmersdorf geht es, dem Felbringbach folgend, nach Norden bis Gossam. Kurz danach ist die Burgruine Gossam erreicht, einer der malerischsten Plätze der Wachau. Um 1100 erbaut, verfällt sie schon seit mehr als 800 Jahren. Von ihrem kirchlichen Schatz, der Burgkapelle, sind ebenfalls nur noch romantische Reste vorhanden. Und dies, obwohl sie bis ins 18. Jh. eines der bedeutendsten Pilgerziele der Region war. eit 1908 wird Emmersdorf von einem außergewöhnlichen, aber sehr fotogenen Wahrzeichen geprägt: Dem historischen Bahnviadukt, das wie eine überdimensionale Klammer mit acht steinernen Bögen die Landschaft in 20 m Höhe rund um den Ortskern verbindet. Züge fahren allerdings schon lange keine mehr über dieses eindrucksvolle Werk der k.-u.-k.-Eisenbahningenieure, denn die Strecke endet kurz vorher am Bahnhof von Emmersdorf. Der ist ein guter Start für eine rund 2½- stündige Wanderung, die auch Gästen aus allen anderen Orten der Wachau in Kombination mit einer Fahrt mit der Wachaubahn sehr zu empfehlen ist. Zahlreiche prachtvolle Panoramablicke begleiten den Magdalenenweg, so etwa schon zu Beginn auf der Kolomanistiege, wo sich bei der Statue des hl. Kolomani das Stift Der Rundweg umfasst ca. 10 km bei etwa 150 Höhenmetern. Reizvoll für alle, die nicht in Emmersdorf wohnen, ist die Anreise mit der Wachaubahn. Zur Einkehr danach stehen einladende Dorfwirtshäuser, Restaurants und gemütliche Heurige bereit. Infos zum Magdalenenweg, der auch als »Tut-Gut-Schritteweg« gut ausgeschildert ist, gibt es beim TVB Emmersdorf oder (mit Ausgangspunkt Donaubrücke): Tut-GutSchritteweg
Wachauer Marmor ist älter als die Menschheit: Er ist kristalliner Kalk, unverwüstlich und durch seine hell- bis dunkelblaugraue und gestreift-gewolkte Färbung überaus attraktiv. Er gilt als einer der hochwertigsten Marmore der Welt, ist absolut frost- und tausalzbeständig und daher auch im Außenbereich problemlos einsetzbar. Gewonnen wird er in zwei Steinbrüchen vom Steinmetzbetrieb Wachauer Marmor GmbH in Kottes. Viele Gründe, die für Wachauer Marmor sprechen: Er ist ökologisch, authentisch, pflegeleicht und dekorativ – zudem gibt es keine langen Transportwege und er ist daher überaus umweltfreundlich. Gestockt und scharriert sind die Steine äußerst strapazierfähig und rutschsicher. Gebürstet oder feinmatt geschliffen erhält er ein samtiges Aussehen, auf Hochglanz poliert kühle Eleganz. Innen & außen vielseitig verwendbar: Bodenbeläge, Wandverkleidungen, Treppen, Abdeckungen, Fensterbänke, Duschtassen, Waschtische, Küchenarbeitsplatten, Pool-Abdeckungen, Brunnen, Skulpturen, Quellsteine, Findlinge, Blumentröge, Gartenplatten, Mauersteine, Grabsteine, Einfassungen, Denkmäler sowie Geschenkartikel, wie Weinkühler, Vasen, Mörser, Halsketten und vieles mehr. Perfekt: Durch Eigenproduktion kann auf jeden individuellen Wunsch eingegangen werden. Die erfolgsorientierte Firmenphilosophie: Mit exklusiven Produkten und bester Qualität stets für hochzufriedene Kunden sorgen. Die beiden Geschäftsführer Ing. Patricia Holzmann-Wunsch und Kurt Holzmann. Geschenkartikel aus Wachauer Marmor, wie Vasen, Halsketten, Mörser, Weinkühler, Schalen u.v.m. Naturbelassener, sandgestrahlter Findling. MARMOR-DESIGN IN HÖCHSTER PERFEKTION Authentisch, zeitlos, faszinierend – die perfekte Wahl für gesundes, natürliches Wohnen in behaglicher Atmosphäre! WACHAUER MARMOR GMBH Familien Wunsch und Holzmann 3623 Kottes · Voitsau 2 T 0 28 73/72 17 oder T 0 28 22/52 478 info@wachauermarmor.at www.wachauermarmor.at Jedes Stückein Unikat! HEIMISCHES MATERIAL Eine Abbauwand im Steinbruch.
30 | WACHAU MAGAZIN 2025 Wenn auf der Speisekarte »Wachauer« steht, sind oft Marillen im Spiel. Doch die Einflüsse der lokalen Küche kommen keineswegs nur aus dem Obstgarten. Kräuter, Fischreichtum, Wild und natürlich der Wein prägten Gerichte, die sich gerne leichte Abweichungen von der Wiener Küche erlauben: Folgen Sie unserem Streifzug durch die Wachauer Kochtöpfe! Text: Roland Graf Einkehren bei Erwin Schwarz (großes Bild mit Sohn Constantin) im gleichnamigen Gasthaus in Nöhagen (Bild Mitte), ein paar Kilometer nördlich von Weißenkirchen, ist für entscheidungsschwache Genießer ein Dilemma: das Bratl aus dem Holzofen mit den Waldviertler Knödeln ist legendär (rechts), aber ebenso Karpfengerichte – ob gebacken oder Natur, der Zwiebelrostbraten, die Kalbsbackerl, die gerösteten Nierndln und manches mehr. Und da reden wir noch nicht von den wunderbaren Mohnnudeln, von Cremeschnitten oder den Zwetschkenknödeln. Wenn’s mit der Auswahl länger dauert, kann man vorab schon mal aus der Weinkarte wählen. Aber auch das ist gar nicht so einfach, denn sie ist sowohl in Sortiment wie auch Jahrgangstiefe unglaublich umfangreich. Fotos: Johannes Kernmayer (2), Fischer Apero (1) EINFACH RICHTIG
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Hechtnockerl (2) und Topfenhaluschka sind die Dauerbrenner auf der Karte der Gaststätte des Weingutes Jamek in Joching, aber bei weitem nicht der einzige gute Grund, dort einzukehren. Als einziges Restaurant in ganz Österreich (!!) wurde die feine Landhausküche seit Bestehen des Restaurantführers Gault Millau immer mit mindestens einer Haube ausgezeichnet. Idylle pur bietet die überdachte und zugleich offene Terrasse ins Grüne (1). Dies gilt aber auch für den stimmungsvollen Innenhof der Weinstube im Weingut Nikolaihof in Mautern, wo Familie Saahs unter der 117jährigen Linde (4) raffinierte, herzhafte Gerichte wie Brennnesselknödeln (3) in DemeterQualität auftragen lässt. Direkt an der Donau stehen Andreas und Gerhard Heinzle (6) im gleichnamigen Weißenkirchner Restaurant für »Best of fish« in perfekter Panoramalage (5). Eine ihrer Spezialitäten: die Fischsuppe mit Safran (rechts). lar denkt man bei Wachauer Spezialitäten reflexartig an Marillen, die einen unauslöschlichen Eintrag in der österreichischen Mehlspeis-Küche hinterlassen haben. Wobei der eine eher an die saftige Verbindung aus Biskuit, Marillenmarmelade und Schoko-Buttercreme namens »Wachauer-Torte« denkt. Die andere träumt wiederum von einem Marillenknödel, bei dem der Kern des Steinobsts oft auf köstliche Weise mit einem Zuckerwürferl vertauscht wird. Doch die Marille ist im wahrsten Sinne des Wortes ein (geografisch) einseitiger Genuss. Denn die großen Obstgärten befinden sich vorwiegend am rechten, dem südlichen Ufer der Wachau – mit Spitz und Dürnstein als zwei wesentlichen Ausnahmen »gegenüber«. Dort allerdings merkt man weitaus stärker, dass das Flusstal auch Teil des Waldviertels ist. Nicht nur an den Temperaturen, sondern ebenso bei den Vorlieben der Küche. Denn während man einst die eigenen Früchte, wie Marillen oder Weingartenpfirsiche, über den Fluss nach Wien lieferte, kamen etliche Lebensmittel aus dem kühlen Norden. Allen voran die Erdäpfel alias »Erpfi«, aber auch Graumohn und nicht zuletzt Karpfen aus den ausgedehnten Waldviertler Teichanlagen. DIE HOCHBURG DES KARPFENS Letztere erleben gerade eine Küchen-Renaissance. Denn der eigentliche Speisefisch der Donau, der Huchen, ist seit Jahrzehnten ein seltener Fang. Den Karpfen hingegen können keine Staustufen und Schleusen aus seiner Ruhe bringen – und er steht seit der Urbarmachung der Region durch die Mönche auf dem Wachauer Speisezettel. Fotos: Johannes Kernmayer (3), Herbert Lehmann (2), Frank Heuer (1), Günter Standl (1) Hautnah lässt sich sein Weg in die regionale Küche bei Erwin Schwarz in Nöhagen verfolgen, der darüber hinaus auch für seinen legendären Schweinsbraten im Holzofen weitum berühmt ist. Mit Erdäpfelsalat serviert, ist der gebackene Karpfen imGasthaus Schwarz das, was man neuerdings ein »Signature Dish« nennt. Man könnte sagen, er passt genau zu dieser Art kulinarischer Passhöhe zwischen den Waldviertler Plateaus und dem sonnenverwöhnten Flusstal. Auch bei Gerhard und Andreas Heinzle, die in Weißenkirchen direkt an der Donau eines der besten Fischrestaurants in Niederösterreich führen, gibt’s den »Karpf« gleich in mehreren Variationen. Und das, obwohl man mit der Forellen-Räucherei eine mehr als vorzügliche Alternative hat. Unbedingt probieren sollte man dabei zwei anderswo kaum erhältliche Traditionsgerichte: Karpfenripperl mit Miso-Mayonnaise und Kimchi bringen den Teichfisch auch allen Zauderern nahe, die immer noch »Schlammgeschmack« und »grundeln« fürchten. Diese wunderbare Vorspeise zeigt, wie modern sich alte Leibspeisen zubereiten lassen! Und wer eine absolute Rarität probieren möchte, ist (schon bei der Reservierung danach fragen) mit Karpfenmilch bestens beraten. Ein uraltes Rezept, bei dem die Samenstränge des männlichen Karpfens gebacken werden. Es ist kein Zufall, dass neben Karpfen und Mohntorte die Fischsuppe bei vielen Gasthäusern als verbindendes Element der Wachauer Gastronomie gilt. Ähnlich wie die Bouillabaisse im Süden Frankreichs entzieht sie sich aber einer exakten Festlegung der Zutaten. Lieber hält man es bei den köstlichen Einlagen variabel. Kennerin Christine Saahs vomNikolaihof in Mauern lässt die Fischmischung ebenso offen wie Martin Pritz im WACHAU MAGAZIN 2025 | 33
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