Wachau Magazin 2025

WACHAU MAGAZIN 2025 | 23 Wer sich fragt, wie man in den berühmten weißen Turm gelangt, der der Kirche ihr markantes Aussehen verleiht, erfährt Rätselhaftes. Der Turm ist nämlich komplett zugemauert. Am Dachboden über dem Hauptschiff sind seine Umrisse gut zu sehen. Durch die Fenster der Turmkammer gibt es herrliche Ausblicke auf die Weinterrassen und den Teisenhoferhof direkt unterhalb, der nach der Führung mit seinem Wachaumuseum zum Eintauchen in Kultur und Geschichte einlädt. Über die Jahrhunderte unterhielten mehr als 70 Klöster aus Österreich und Südbayern große Besitzungen in der Wachau und betrieben den Weinanbau über eigene Lesehöfe. Die Pfarre Weißenkirchen gehörte noch bis in die 1950erJahre zum Stift St. Florian. Die Lesehöfe sind heute in privaten Händen. Damit die Weinhauer nicht zu spät zum Essen kamen, läutete ihnen die Elferin, die auch schon stattliche 500 Jahre alt ist, um 11 Uhr zum Mittagessen. Aber warum so früh? Sie speisten schon um halb 12. Um diese Zeit drücken die Kinder in der ältesten Schule Österreichs, die sich direkt am Fuß des Kirchturms befindet, noch die Schulbank. Seit 1385 ist sie durchgehend in Betrieb, und Hilde Netter hat selbst dort viele Jahre lang unterrichtet. ehr als 140 Stufen sind es bis hinauf in die Turmkammer. Wie die Weißenkirchner ihre Frauenglocke im Jahr 1455 in diese luftigen Höhen geschafft haben, mag rätselhaft erscheinen. Als die Glocke nach mehr als 500 Jahren einen Sprung bekam, war jedenfalls ein Spezialkran nötig, um sie hinunter- und nach der Restaurierung wieder hinaufzuheben. Die Elferin läutete den Winzern Weißenkirchen ist ein Teil der Urwachau, und wenige wissen so viel Geschichte und G’schichtln über die Region zu erzählen wie Hilde Netter. Beim Aufstieg führt sie in den Bergeraum, in den die Bewohner früher ihr Hab und Gut brachten, wenn Gefahr drohte. Nicht wenige Heere zogen durch das enge Donautal, und die gut befestigte Kirche bot Schutz. Um 1500 wurde die Wehranlage errichtet, 1530 gab der Kaiser den Befehl, sie zusätzlich zu verstärken, was bis heute deutlich erkennbar ist. Gebrannt hat es dann doch ein paar Mal, doch vieles blieb erhalten, und ein Teil des imposanten Dachgebälks, für dessen stabile Konstruktion kein Nagel benötigt wurde, stammt noch aus dem 16. Jh. Die Wendeltreppe windet sich ganz untypisch – gegen den Uhrzeigersinn. So konnten potenzielle Eindringlinge ihr Schwert beim Aufstieg nicht zum Angriff bereithalten. ImTurmder Weißenkirchner Pfarrkirche hängen sieben Glocken. Die älteste, eine gotische, stammt aus dem 14. Jahrhundert. Gegen den Uhrzeigersinn windet sich die Treppe nach oben. Die pensionierte Weißenkirchner Lehrerin und Kirchenführerin Hilde Netter kennt die Geschichte und die G’schichtln. Sie bietet Rundgänge durch die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt an. Besondere Highlights sind der Kirchendachboden, der Glockenturm und die Wehrmauer. Führungen (Dauer rund 1,5 h) können telefonisch vereinbart werden unter: +43 (0)664 / 735 954 53. Optimal sind 10 Personen, weniger ist möglich, wobei der für wohltätige Zwecke gespendete Pauschalpreis ab € 50,– beträgt.

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