76 | WACHAU MAGAZIN 2025 Andere Wachauer gehen andere Wege. Emmerich Knoll und Erich Machherndl machen keine Weinbrände. Sie brennen Trester. Allerdings mit gewaltigen Unterschieden. Beginnen wir bei Erich Machherndl in Wösendorf. Hier wird seit etlichen Jahren gebrannt. Und es gibt genau ein Fass. Die ursprüngliche Idee war, etwas zu haben, mit dem man nach der Ernte anstoßen kann. Oder sich während der Ernte etwas aufwärmen. Es werden jedes Jahr kleine Mengen unten vom Fass abgezogen, oben kam der Tresterbrand vom aktuellen Jahr dazu. Gebrannt wird der Trester vom Zweigelt. Riede Postaller. In Sachen Trinkstärke hat Machherndl mit dem Mainstream auch wenig am Hut. Am Etikett steht 57 Vol.-% – Fassstärke eben. Der Brand ist ein rauer Geselle. Rustikal, kraftvoll und wuchtig. Gut, einiges davon macht der hohe Alkohol. Aber nicht nur. Es ist ein Tresterbrand ganz im Stil des legendären Romano Levi. Mit vielen Ecken und scharfen Kanten. Aber er gefällt in seiner Grobschlächtigkeit. Sehr sogar. Einen ganz anderen Weg geht Emmerich Knoll in seinem vielfach ausgezeichneten Weingut in Unterloiben. Auch seine Destillate sind nur sehr schwer zu finden. Aber es lohnt, danach zu fragen. Knoll brennt einen Riesling- und einen MuskatellerTresterbrand. Beide sind klar, also nicht fassgereift, und beide sind elegant und feingliedrig. Das ist ihr Erkennungszeichen und auch ihre große Stärke. Hat man beide Trester parallel nebeneinander im Glas, wird in der Sekunde klar, welcher der Riesling und welcher der Muskateller ist. Das ist bei Tresterbränden alles andere als selbstverständlich. Dann fiel uns noch das Weingut Schneeweiß in Weißenkirchen auf. Hier werkt Jungwinzer Moritz, und ganz offensichtlich brennt auch er ganz gerne. Neben dem Weinbrand gibt es auch noch einen Wachauer Marillenbrand, einen Nusslikör, einen Williams sowie einen respektablen Gin. Moritz Schneeweiß gibt dem jungen Rivaner-Brand noch eine Zeit der Reife im gebrauchten Rotweinfass. Das Ergebnis? Ein streichelweicher, in satt dunklem Mahagoniton schimmernder Brand. Elegant, vielschichtig und ausgesprochen harmonisch. In der Nase Milchschokolade und Datteln. Leicht exotisch und doch klar vom Wein geprägt. Der fünfte im Bunde ist der Silberbichlerhof der Familie Hutter in Mautern. Auch hier ist ein Faible fürs Brennen nicht zu übersehen. Neben dem Traubenbrand sind noch Apfel, Birne und Zwetschke im Angebot. Die Herkunft der Früchte ist dabei stets die Wachau. Die Fruchtbrände sind blitzsaubere und mustergültige Edelbrände. Der Traubenbrand heißt Traubengold, wird aus Wachauer Qualitätsweintrauben gebrannt und im Eichenfass gelagert. Es ist das dunkelste der verkosteten Destillate, riecht nach Crème brûlée und heller Schokolade. Die Noten vom Fass sind prägnant, dominieren aber die Frucht in keiner Weise. Wir waren überrascht von der Qualität der Wachauer Destillate rund um den Wein. Egal, wofür man sich entscheidet: Ein paar dieser Flaschen gehören in jede Hausbar. Und mittlerweile wissen wir auch, dass Wachauer Weine gut altern können. Die Destillate setzen da noch ein paar Jahrzehnte drauf. Weingut Knoll TRESTERBRAND Ein klarer Fall für Topwinzer Emmerich Knoll. Keine Fasslagerung, daher auch keine Farbe. Vielmehr zeichnet er sich durch präzise Tresternoten aus. Weingut Erich Machherndl WACHAUER TRESTERNBRAND War ursprünglich von Erich Machherndl als Erntedank für die Erntehelfer gedacht, hat aber wahres Kultpotenzial entwickelt und ist jetzt auch im Verkauf erhältlich. www.machherndl.com Weingut Hutter/ Silberbichlerhof TRAUBENGOLD Der einzige Traubenbrand im Bund stammt von Familie Hutter. Und was für einer! Harmonie ohne Ende und der fulminante Abgang ebenso. www.hutter-wachau.at Weingut Schneeweiß WACHAUER WEINBRAND Der aufstrebende Jungwinzer Moritz Schneeweiß setzt hier auf dunkles Mahagoni. Der Brand selbst überzeugt mit harmonischer und feiner Note. www.wachauerwein.at VIELE WEGE, GLEICHES ZIEL
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